2017 beginnt am Montag
Am Montag nach dem GP Deutschland beginnt die Zukunft der Formel 1. Dann wird Sebastian Vettel in Fiorano mit einem umgebauten 2015er Ferrari zum ersten Mal die breiten Reifen für 2017 testen. Nicht Slicks, sondern Regenreifen. Sie haben für Pirelli Priorität.
Pirelli hat 24 Testtage für die 2017er Reifen angesetzt. Sie werden brüderlich unter Ferrari, Mercedes und Red Bull gesplittet – und jeweils zu gleichen Teilen auf Regenreifen, die harten Slick-Mischungen (hard, medium) und die weichen Gummis (soft, supersoft, ultrasoft) verteilt.
Die Teams stellen für die Tests umgebaute 2015er Autos bereit. Sie wurden mit größeren Flügeln, Schürzen, einem profilierten Unterboden und einem größeren Diffusor aufgerüstet, um so nah wie möglich an den für 2017 erwarteten Abtriebswerten zu sein. Die Ingenieure erwarten zwischen 15 und 25 Prozent mehr Anpressdruck.
Die Zukunft der Formel 1 beginnt gleich am Montag nach dem GP Deutschland in Fiorano. Erster Testpilot in dem Interimsauto von Ferrari mit den um 25 Prozent breiteren Reifen ist Sebastian Vettel. Der vierfache Weltmeister wird im Rahmen des zweitägigen Testprogramms auf der künstlich gewässerten Strecke mit Regenreifen fahren.
Breitere Reifen vergrößern Aquaplaning-Gefahr
Warum Regenreifen. Weil sie für Pirelli eine noch größere Herausforderung darstellen als die Slicks. Der aktuelle Regenreifen verdrängt bei 300 km/h pro Sekunde 65 Liter Wasser. Im Vergleich dazu liegt der Intermediate lediglich bei 25 Prozent. Auf nasser Piste ist ein breiter Reifen eher hinderlich. Er vergrößert die Aquaplaning-Gefahr.
Pirelli muss deshalb bei der Entwicklung besonderes Gewicht auf die Gummimischung und das Profil legen. Deshalb wird auch Vettel mit dem Test beginnen. „Wir sind bei diesem Test auf das bestmögliche Feedback vom Fahrer angewiesen“, heißt es bei Pirelli.
Die italienischen Regenwalzen waren zuletzt in Silverstone und am Hungaroring wieder unter Beschuss geraten. Beim GP England musste das Rennen hinter den SafetyCar gestartet werden. In Ungarn verzögerte ein Wolkenbruch die Qualifikation um 20 Minuten. Einige Fahrer hatten dabei Kritik geäußert, dass die Pirelli.Reifen im Vergleich zu ihren Vorgängern nicht genügend Wasser verdrängen.
Bridgestone im Regen nicht besser
Eine Statistik entkräftet diese Kritik. Der Vergleich zwischen den schnellsten Trocken- und Regenrunden ist ein guter Gradmesser für die Qualität eines Regenreifens. In Silverstone 2015 waren die Regenzeiten im Schnitt um 19 Prozent langsamer, in Austin 2015 um 16 Prozent. Das gleiche trifft auf das verregnete Abschlusstraining in Ungarn zu. Wieder 16 Prozent Unterschied.
Zu Bridgestone-Zeiten waren die Regen-Zeiten im Vergleich zu den Trocken-Runden nicht schneller. In Malaysia 2009 betrug der Unterschied 19 Prozent, in China des gleichen Jahres 18 Prozent, und in Monza 2008 waren es 16 Prozent. Damit lag der japanische Reifenhersteller im gleichen Fenster.
Das größte Problem im Regen sind die Autos selbst und die Parc Fermé-Bestimmungen. Der Aerodynamik zuliebe wird mit minimaler Bodenfreiheit gefahren. Die Teams müssen sich bereits am Samstag auf die Abstimmung des Autos festlegen. Das ist immer ein Kompromiss, da es selten 2 Tage am Stück regnet. Bevor die Parc Fermé-Regel 2003 eingeführt wurde, hatten es die Teams einfacher. Sie haben bei Regen einfach die Autos höher gesetzt.
Letzter Test mit 3 Teams
Red Bull wird die Testfahrten mit den 2017er Reifen am 3. und 4. August mit Sebastien Buemi am Steuer in Mugello fortsetzen. Es werden die ersten Probefahrten mit Slicks sein. Mercedes ist erst im September dran. Pirelli hat vom 6. bis 8. September und am 21. und 22. September Paul Ricard für Mercedes gebucht. An den ersten drei Tagen kommen Slicks zum Einsatz, beim zweiten Termin wieder Regenreifen.
Das große Testfinale findet am 29. November in Abu Dhabi statt. Dann treten alle 3 Testteams erstmals gemeinsam an. Ferrari, Red Bull und Mercedes schließen 2 Tage nach dem Saisonfinale die heiße Testphase für Pirelli ab.