Bitte berühr mich!
Berührungen machen gesund und glücklich. Ob Massagen, Wellnessbehandlungen oder Krankengymnastik - viele Menschen erleben Berührungen nur noch als Dienstleistungen. Wissenschaftler bemängeln diese zunehmend kontaktlose Gesellschaft. Unsere Kollegen der "FIT FOR FUN" gehen der Sache auf den Grund.
Wenn wir "etwas für uns tun" wollen, dann gehen wir zum Friseur, lassen uns massieren oder gehen zur Maniküre. Alle diese Dinge haben mit Berührungen zu tun. Wir genießen es, dass unser Rücken mal so richtig durchgeknetet wird oder dass der Friseur ein so gutes Fingerspitzengefühl bei der Haarwäsche an den Tag legt. Dass diese Berührungen teilweise die Einzigen sind, macht uns auf Dauer krank.
Andere Länder, andere Sitten
In anderen Kulturen haben Berührungen einen ganz anderen Stellenwert, sie werden beispielsweise für die Therapie von Kranken eingesetzt. Und das macht Sinn: Denn schon das Auflegen einer Hand auf nackte Haut reduziert die Produktion von Stresshormonen. In Entwicklungsländern führt allein der Lebensstil zu Hautkontakt. Nicht selten leben drei Generationen unter einem Dach – und zwar auf engstem Raum. Und in vielen Regionen Asiens gehört zum natürlichen Bild, dass Männer auf der Straße Hand in Hand gehen und sich umarmen. Das gilt als Zeichen der Freundschaft und Verbundenheit ohne sexuelle Komponente. In unserer Gesellschaft hingegen kann schon ein aufmunterndes Schulterklopfen als sexuelle Belästigung interpretiert werden. Aber wie viel Nähe wirklich in Ordnung ist, dafür haben wir völlig das Gespür verloren.
Verliebte sind seltener krank
Am Forschungsinstitut der Universität in Florida haben Forscher die heilende Wirkung von Berührungen nachgewiesen. Weil Verliebte sich häufig in den Armen liegen und damit auch öfter Körperkontakt haben als Singles, sind sie auch seltener krank. Schmusen, kuscheln und streicheln stärken das Immunsystem, senken den Blutdruck und stabilisieren die Verdauung. Das Verliebtsein ist also der Grund dafür, dass der Körper fast ausschließlich Glückshormone ausschüttet und damit auch gesünder ist.
Anfassen macht schlau
"Grundsätzlich hat die soziokulturelle Entwicklung in den westlichen Industrieländern zu einer Abnahme von direktem Körperkontakt und sinnlicher Berührung geführt", bestätigt Professor Uwe Hartmann, Leiter des Arbeitsbereichs Klinische Psychologie an der Medizinischen Hochschule in Hannover. Dabei haben Berührungen offensichtlich auch Auswirkungen auf unsere Gehirnleistung, denn Hautkontakt aktiviert den sogenannten "somatosensorischen Cortex". Versuchspersonen, die im Begriff waren am Unterarm berührt zu werden, zeigten eine deutlich gesteigerte Hirnaktivität gegenüber einer Kontrollgruppe
Licht am Ende des Tunnels
Der erste Schritt zur Besserung ist der, seine eigenen Bedürfnisse wahrzunehmen und einzufordern. Und davor sollten Sie keine Angst haben, denn Forscher fanden heraus, dass Menschen, die andere kurz und leicht am Arm berührten, ehrlicher, großzügiger und hilfsbereiter wirkten. Busfahrer, die um eine Freifahrt gebeten wurden und dabei leicht am Arm berührt wurden, stimmten eher zu als Busfahrer, die nicht berührt wurden. Zögern sie also nicht, ihre beste Freundin mal wieder herzlich zu umarmen, denn eine Berührung kann wahre Wunder vollbringen.