Rustikaler Russe mit Elektroantrieb
Eine tschechische Firma baut den UAZ Hunter auf Elektroantrieb um. Der batteriebetriebene Geländewagen soll noch in diesem Jahr auf den Markt kommen
Umbauten von Verbrenner- zu Elektroautos gibt es schon seit geraumer Zeit, eine gewisse Neigung zu unkonventionellen Tüftler-Lösungen statt routinierter Großserien-Verarbeitung nach "westlichen" Standards muss man dazu jedoch stets mitbringen. Im Fall des MWM Spartan gilt dies jedoch bereits für das Ausgangsprodukt, denn die Firma aus dem tschechischen Ort Štěnovice benutzt als Basisfahrzeug den russischen UAZ Hunter.
UAZ Hunter. Oldtimer-Offroader als Neuwagen
Beim UAZ Hunter ( hier entlang zur Vorstellung) handelt es sich um einen sehr einfach aufgebauten Geländewagen nach klassischer Bauart, das ist im E-Auto-Bau eher selten. Genau darin sieht MWM die Marktchancen. Denn es gibt durchaus Käufergruppen, die für Freizeit oder Beruf auf wirklich geländetaugliche Autos angewiesen sind, und davon gibt es trotz der SUV-Schwemme immer weniger.
MW Motors hat angekündigt, den Umbau des UAZ noch in diesem Jahr in England auf den Markt zu bringen, wohl auch, weil das aktuell gezeigte Fahrzeug als Rechtslenker den Weg in die Tschechische Republik fand. Auch den regulären Verbrenner-UAZ will MWM als Rechtslenker in Großbritannien anbieten. Später sollen Linkslenker für Kontinentaleuropa folgen, hier liegt der Zeitplan beim dritten Quartal des Jahres. Aktuell bietet MW Motors mit dem MWM Luka ein selbstentwickeltes Elektroauto im Sportwagen-Oldtimer-Design an, der mit vier Radnabenmotoren ausgestattet ist.
Beim Elektro-UAZ geht MWM einen konventionelleren Weg und ersetzt den Verbrenner-Motor durch einen AC-Synchronmotor, der an das reguläre Getriebe angeflanscht ist. Daher bleibt, recht ungewöhnlich für ein E-Auto, auch das Schaltgetriebe des UAZ sowie die zuschaltbare Untersetzung und der zuschaltbare Allradantrieb des Spenderfahrzeugs an Bord.
Angesichts des Drehmoments der E-Maschine scheint die Untersetzung nicht unbedingt nötig. Denn mit 600 Newtonmeter liegt es um rund das Dreifache höher als beim Benziner-UAZ mit 2,7 Liter Hubraum. Die maximale Leistung des Elektroantriebs von 120 kW/163 PS übersteigt die 94 kW des Benziners ebenfalls, wenn auch nicht so drastisch. Entsprechend dürften auch die Fahrwerte – dazu gibt es noch keine konkreten Angaben – deutlich zulegen.
600 Newtonmeter Drehmoment aus dem E-Motor
Ob es allerdings eine gute Idee ist, die 600 Newtonmeter Drehmoment verkürzt durch den ersten Gang mit Geländeuntersetzung auf die originalen Antriebswellen des UAZ loszulassen, wäre noch zu klären. In der Praxis wird man wohl auf Schaltarbeit verzichten und den E-Umbau mit einer vorgewählten Übersetzungsstufe betreiben.
Der E-Umbau erhöht das Gesamtgewicht des UAZ um rund 120 auf 1.966 Kilo, wenn der Standard-Akku mit 55 kWh verbaut ist, der sich auf vier Einzelpakete verteilt. Mit dieser Kapazität soll die Reichweite bei rund 200 Kilometer liegen. Zwar soll auch ein größeres Akkupaket mit 90 kWh angeboten werden, dafür vermutet MWM-Chef Maurice Ward allerdings keine große Nachfrage. "Wir sehen kein allzu großes Interesse an Batterien mit höherer Kapazität, da die Kunden eher ländlich orientiert sind und keine Fernfahrten mit einem Arbeitstier wie dem elektrischen Spartan unternehmen. Die Reichweite des 55kWh-Pakets scheint für die Mehrheit der Interessenten mehr als ausreichend zu sein", so Ward auf unsere Nachfrage.
Die Preise hingen, so Ward weiter, auch von den lokalen Steuern ab. Generell soll der elektrische UAZ Spartan mit dem Standard-Akku ab 40.000 Euro (ab Werk) kosten, die Rechtslenker-Varianten können bereits bestellt werden. MWM will aktuell vor allem gewerbliche Kunden im Bereich Bergbau und Forstwirtschaft ansprechen.