Über die Heckgarage ins Wohnmobil
Der neue Teilintegrierte mit begehbarer Garage dürfte HundehalterInnen glücklich machen. Im Heck haben die Vierbeiner ein eigenes Reich, Herrchen schläft im Hubbett, und ein Riesensofa gibt es auch.
Der Testwagen ist der erste seiner Art und noch ein waschechter Prototyp. Dennoch stellt er sich mutig dem promobil Supercheck. Die Idee zum ungewöhnlichen Grundriss mit einer begehbaren Garage kam den Machen beim Blick auf die Häuser in Frankreich. Denn hier ist es weit verbreitet, über die Garage als Schmutzschleuse in die Wohnung zu gelangen. Das gilt auch für den Chausson 660, den es übrigens baugleich auch als Challenger 240 gibt.
In die Garage gelangt man durch eine Tür hinten links. Deren Trittstufe lässt sich im Prototyp nur ausfahren, wenn 12 Volt und die Innenbeleuchtung am Zentralpanel aktiviert ist. Außerdem ist sie nicht wie die Aufbautür an die Fahrzeugzentralverriegelung angeschlossen.
In der Garage mit 2,11 Meter Stehhöhe soll, geht es nach Chausson, der perfekte Platz für eine Hundebox sein. Man kann sich der schmutzigen Schuhe entledigen und über eine Schiebetüre in den Wohnraum gelangen. Diese Tür ist im Prototyp aber nur in der offenen Stellung mit einer Fahrtsicherung versehen. Der Wohnraum mit einem Riesen-L-Sofa überrascht mit einem Raumgefühl, das in einem Sieben-Meter-Fahrzeug seinesgleichen sucht. Viele Ideen wie variable Hocker gefallen. Aber ist das Konzept auf Reisen wirklich gut zu nutzen?
Wohnen
Die begehbare Garage ist das Alleinstellungsmerkmal des 660. Deshalb betreten wir das Fahrzeug diesmal zuerst links hinten. Das ist auch durchaus so gewollt, denn im "Vorraum" zur Wohnung sind die einzigen Garderobenhaken des Fahrzeugs. Also Schuhe aus und rein in die gute Stube.
Nach der Heckgarage folgt rechts das Badezimmer, das sehr praktisch mit einer Klappwandlösung zum Duschen daherkommt. So hat man in Anbetracht der kompakten Maße sowohl einen ausreichenden Waschraum als auch nach dem Umklappen der Waschtischwand einen komfortablen Duschraum. Für die richtige Be- und Entlüftung sorgen ein Fenster und eine Dachhaube.
Gehalten wird die bewegliche Wand mittels Magnet an der rechten Seite des Bads. Bei unseren Bremstests erwies sich dieser aber als zu schwach, und die Wand schwang nach vorne. Durch den Schwung kippte die nicht richtig befestigte massive Badarmatur um und lädierte den Spiegel. Da das Badezimmer in anderen Chausson-Fahrzeugen auf der linken Seite, also spiegelverkehrt, angebracht ist, trat diese Problematik beim Bremsen dort noch nicht auf. Der Magnet muss hier bloß Beschleunigungskräfte aushalten, wofür er ausreichend dimensioniert ist. In der Serienfertigung sollte besser eine weitere Halterung angebracht werden. Die Fahrtsicherung vorne mittels Klettband war wiederum zu schwach, um die Wand bei den Beschleunigungsversuchen zu halten.
Dem Bad gegenüber liegt die Küche mit Zweiflammkocher und ausreichend großem Spülbecken. Geschirr und Lebensmittel finden ihren Platz in zwei Hängeschränken, einem Unterschrank und fünf Schubladen. Der Kompressorkühlschrank mit 135 Liter Volumen reicht vollauf für die Zwei-Personen-Besatzung. Da er bodentief eingebaut ist, ist auf dem Kühlgerät noch Platz für eine große Ablage beziehungsweise Arbeitsfläche. Praktisch sind auch die Metallverkleidungen an Front und Seite des Küchenblocks. Hier kann man Dinge wie zum Beispiel Zubehörgläser magnetisch befestigen. Die Abtrennung des Küchenblocks zum Wohnbereich erfolgt mittels einer schicken Plexiglaswand.
Kommen wir zum Highlight des Fahrzeugs: die Sitzgruppe mit ihrer L-Sitzbank. Diese ist auf der Längsseite 1,95 Meter lang und lädt zum bequemen Verweilen ein. Zwei zusätzliche Hocker sind magnetisch links und rechts hinter den Fahrersitzen angebracht und können frei im Raum positioniert werden – etwa als Fußablage oder Gästesitz.
Die drehbaren Fahrerhaussitze sind hingegen nicht zum Speisen in die Sitzgruppe einzubeziehen. Hierfür ist der quadratische Tisch mit seinen klappbaren Erweiterungsecken nicht weit genug verstellbar. Aber als TV-Platz funktionieren sie ebenso gut wie das große Sofa. Der Fernseher reist sicher verstaut in einem Aufsteller-unterstützten Sideboard rechts mit. Die Stehhöhe beträgt im gesamten Fahrzeug luftige 2,11 Meter, unter dem Hubbett noch gut 1,88 Meter.
Das Doppelbett über der Sitzgruppe fährt elektrisch herunter und ist in zwei Höhenpositionen nutzbar. Halbhoch mit Leitereinstieg oder unten – nachdem man den Esstisch ebenfalls elektrisch abgesenkt hat – auf der Sitzgruppe liegend ohne Einstiegshilfe. Mit 192 mal 160 cm sollte es vielen CamperInnen ausreichend groß dimensioniert sein, und es hängt sehr stabil an Gurten. Nutzt man das bequeme Bett auf halbhoher Position, kann unten auf der langen Sitzbank noch ein Einzelbett für Gäste gemacht werden.
Beladen
Der Chausson 660 ist sehr gut ausgestattet und deshalb auch kein Leichtgewicht. Mit einer Zuladung von 370 Kilogramm sollte die Zwei-Personen-Besatzung aber auskommen. Die mögliche Auflastung des Ford-Chassis bis 4,1 Tonnen ist ab Werk nicht vorgesehen.
Hauptstauraum ist die Heckgarage. Neben den Garderobenhaken sind hier auch Schuhhalter für zwei Paar Schuhe angebracht. Das obere Drittel der Garage ist mit zwei L-förmigen offenen Regalen bestückt, und auf der rechten Fahrzeugseite warten zwei große Schubladen auf weiteres Gepäck.
An der Rückwand findet sich noch ein Klappregal mit fünf kleineren Staukästen. Ist das runtergeklappt, verengt sich der Durchgang aber spürbar. Vier Verzurrösen zur Ladungssicherung sind ebenfalls vorhanden. So können zum Beispiel zwei Fahrräder untergebracht werden oder eben die Hundebox des vierbeinigen Reisebegleiters. Dann müssten die Räder ans Heck. Eine Aufnahme für einen Träger ist serienmäßig mit an Bord. Die Schiebetür zwischen Garage und Küche ist nur in offener Position mit einer Fahrtsicherung ausgestattet. Das Geklapper des Gepäcks kann also ungefiltert nach vorne dringen.
Der breite Kleiderschrank befindet sich zwischen Aufbautür und Bad. Er ist nicht hoch genug für längere Jacken oder Shirts. Darüber hängt ein formschönes Regal für Flaschen und Weingläser. Im Wohnbereich findet man in zwei schmalen Hängeschränken und in zwei Schubladen im Sideboard rechts weiteren Stauraum.
Technik
Die Aufbautechnik kann Pluspunkte sammeln. GfK rundum samt wasserabweisender XPS-Isolierung verspricht Langlebigkeit. Chausson gibt dafür sieben Jahre Dichtheitsgarantie. Ungewöhnlich ist dagegen, dass drei der fünf Dachfenster in Weiß, also undurchsichtig, gestaltet sind und so auch weniger Helligkeit hereinlassen. In der Garage ist das noch okay, aber in der Küche und im Bad würde man sich über noch mehr Licht und Sicht vielleicht freuen.
Die Wasseranlage gefällt mit massiven Armaturen und einer Versorgung mittels Druckpumpe. 105 Liter Frischwasser und 100 Liter Abwasser sind klassenübliche Dimensionen. Wer Campen im Winter mag, braucht das optionale Arctic-Paket für 1990 Euro. Dann ist der Abwassertank isoliert und beheizt. Der Schieber zum Öffnen des Abwassertanks ist leicht zu erreichen. Er hängt aber direkt hinter der Hinterachse im Schmutzbereich, und der Auslass ist mittig unter dem Fahrzeug. Das erschwert die Entleerung an manchen Entsorgungsstellen merklich.
Praktisch wiederum ist die Versorgungsklappe links. Dahinter verbirgt sich der Wassertank samt Ablassventil. Zum Befüllen kann der Einfülltrichter rausgeklappt werden. Neben dem Wassertank ist in einem abgetrennten Bereich die Stromversorgung mit Ladegerät und Sicherungskasten ebenfalls leicht zu erreichen.
Um eine längere Autarkie zu gewährleisten, insbesondere zum Betrieb des Kühlschranks, ist ein Solarpanel an Bord, das es im Paket mit einer Markise optional zu bestellen gibt. Im Gaskasten vorne hinter der Beifahrertür ist im Testwagen eine 5-Kilo-Flasche. Eine 11-Kilo-Version passt aber ebenfalls hinein. Die Ladekante ist erfreulich niedrig. Gas wird im 660 zum Kochen und zur Warmwasserbereitung mittels Truma Boiler benötigt. Die Heizung übernimmt eine Webasto-Kraftstoffheizung.
Da es den 660 zunächst nur in der Exclusive-Line-Ausstattung gibt, ist vieles serienmäßig mit an Bord. Beifahrerairbag, Außengas- und Wasseranschluss und eine Zentralverriegelung, die auch die Aufbautüre einschließt, sind nur einige davon. Leider umfasst die Verriegelung nicht auch die hintere Türe zur Heckgarage. Tadel gibt es einmal mehr für den Toilettenschacht, der schlecht abgedichtet ist.
Lichtcheck
Etwas unter den geforderten Werten von 199 Lux im Schnitt und 299 in der Spitze bleibt der Sitzbereich. Mit 536 Lux in der Spitze und 280 Lux im Schnitt lässt es sich in der gleichmäßig hellen Küche gut arbeiten. Auch im Bad gibt es kaum was zu meckern. 275 Lux am Spiegel sind aber nur oberes Mittelmaß. Viel zu dunkel mit 24 Lux im Schnitt und 36 in der Spitze ist das Bett ausgeleuchtet.
Fahren
Der Chausson 660 kommt in der höchsten Ausstattungslinie Exclusive Line zu den Händlern. Der 170-PS-Top-Motor und die Sechs-Gang-Automatik ist also immer mit an Bord. Diese Kombination hat keinerlei Probleme, das Mobil zügig und komfortabel auf Reisegeschwindigkeit zu bringen. Der Testverbrauch mit 11,3 Litern ist allerdings etwas erhöht.
Besonders gut im Vergleich zum Ducato ist die Sicht nach vorne. Die Fordsitze liegen etwas niedriger, und die Frontscheibe ist höher gezogen. So sieht man hoch hängende Ampeln deutlich besser als im Fiat. Die dünnere Polsterung lässt aber dafür beim Langstreckenkomfort Punkte liegen. Die Instrumente sind gut ablesbar. Störend, besonders im Stop-and-go-Stadtverkehr ist außerdem das Radio in Verbindung mit der Start-Stopp-Automatik. Bei jedem Neustart ist der Radioton kurz weg. Das führt dazu, dass man die Start-Stopp-Automatik meist schnell manuell deaktiviert.
Gut funktioniert dagegen die optionale Rückfahrkamera, die zusammen mit den großen Außenspiegeln für eine gute Sicht nach hinten sorgt.
Während der Fahrt stellt man außerdem fest, dass es an vielen Ecken noch klappert und vibriert. Die Hauptquellen sind die Rollokästen vom Panoramafenster in der T-Haube und von den großen Fenstern an der Sitzgruppe. Hier sollte der Hersteller für die Serienfertigung noch mal Hand anlegen.
Das fiel uns auf
(+) Verkleidungen am Küchenblock sind aus Metall und halten so magnetisches Zubehör sicher fest. (+) Zwei von insgesamt acht USB-Anschlüssen sind im Küchenblock integriert. Alle sind serienmäßig vorhanden.(+) Praktischer Tisch: Die Ecken werden auf 78 Zentimeter Kantenlänge ausgeklappt.(+) Die beweglichen Hocker sind leicht und halten magnetisch fest in ihrer Reiseposition.(-) Stockdunkel geht es im Bett zu. Hier die einzigen Lichtquellen, die vom Bett aus schaltbar sind.(-) Beim Bremstest konnte der Magnet das Gewicht der Klappwand nicht halten. Die Folge war ein zerbrochener Spiegel.
Nachgefragt
Jörn Koch, Vertrieb Chausson Deutschland, nimmt Stellung ...
... zum zu schwachen Haltemagnet der Waschtischwand, was zum Schaden beim Bremstest geführt hat: Wir empfehlen, die Badwand während der Fahrt mit dem Klettband vorne zu fixieren. Das funktioniert bei unserem Modell 627 GA seit einem Jahr sehr gut.
... zum schlecht abgedichteten Toilettenschacht: Das Fahrzeugist ein Prototyp. Hier wird noch nachgebessert.
... zum sehr schlecht beleuchteten Bett. Sind andere Lesespots in Planung? Wir planen die aktuellen Leuchten beizubehalten. Die Lampen hinter den Chassis-Sitzen haben USB-Ports. Mitfahrer können so ihre Geräte einfach bedienen und laden.
... zur Stauraumtür, die nur offen während der Fahrt gesichert werden kann: Sie soll geöffnet sein, um einen Blick auf die Beladung zu haben, zum Beispiel auf Hunde in einer Transportbox. Die Tür wird im geöffneten Zustand durch ein Klettband gesichert.
Preise
Als Exclusive Line hat der 660 eine sehr gute Serienausstattung. Versteckte Pflichtpakete gibt es quasi nicht. Vom Beifahrerairbag, ESP bis hin zur Fahrzeugklimaanlage ist bereits alles mit an Bord. So hat der Testwagen nur noch zwei Extrapositionen eingebaut: ein Paket aus Markise und Solaranlage sowie das Premiumpaket mit schicken Leichtmetall-Felgen, Radio und Rückfahrkamera. Im Gesamtpreis von knapp 67.000 Euro ist zudem die üppige Nebenkostenpauschale von 1595 Euro für Zulassungspapiere, Überführung und Aufbaubatterie enthalten. Insgesamt jedoch stimmt das Preis-Leistungs-Verhältnis gerade mit Blick auf die Konkurrenzprodukte auf der nächsten Seite.
Grundpreis: 62.585 Euro(Ford Transit, Motor 125 kW/170 PS) mit TÜV und Zulassungsbescheinigung IITestwagenpreis: 66.980 Euro
Konkurrenten
Adria Matrix Axess 600 DT
Grundpreis: 59.199 EuroBasisfahrzeug: Fiat Ducato, 88 kW/120 PSLänge/Breite/Höhe: 6990/2300/2810 mmLeer-/zul. Gesamtgewicht: 3050/3500 kg(+) Beifahrerairbag Serie, GfK-Aufbau, großer Kühlschrank (-) Nur 120-PS-Basismotor, schmales und kurzes Hubbett 190 x 140 cm
Bürstner Lyseo TD 680 G
Grundpreis: 62.890 EuroBasisfahrzeug: Fiat Ducato, 88 kW/120 PSLänge/Breite/Höhe: 6890/2300/2950 mmLeer-/zul. Gesamtgewicht: 2985/3500 kg(+) Langes und breites Hubbett, großer Wassertank, Beifahrer-Airbag Serie(-) Nur 120-PS-Basismotor
Challenger 270
Grundpreis: 56.390 EuroBasisfahrzeug: Ford Transit, 92 kW/130 PSLänge/Breite/Höhe: 6990/2350/2920 mmLeer-/zul. Gesamtgewicht: 3011/3500 kg(+) Beifahrerairbag Serie, lange und breite Einzelhubbetten, GfK-Aufbau (-) Hohe Nebenkostenpauschale
Die Baureihe Chausson 100er
Preise: 54.490–60.990 EuroBasis: Ford Transit/Fiat DucatoLänge: 6,39–7,49 mGesamtgewicht: 3500 kgWeitere Modelle: 10
Die Chausson-100er-Baureihe umfasst elf teilintegrierte Grundrisse. Mit Längen von 6,39 bis 7,49 Meter ist für jeden Anspruch und Geschmack etwas dabei. Die meisten Modelle gibt es wahlweise auf Ford Transit oder – 2500 Euro teurer – auf Fiat Ducato. Sechs Grundrisse haben Hubbetten (längs oder quer) als Hauptbetten und kombinieren diese mit großen Heckbädern, einer Garage oder mit Stockbetten im Heck. Je zwei Grundrisse haben Einzelbetten und Queensbetten im Heck. Ein Layout rollt mit Querdoppelbett vom Band.