Continental Pkw-Reifen seit Herbst mit RFID-Chip

In naher Zukunft bekommen immer mehr Reifen einen RFID-Chip. Continental produziert seit Herbst 2020 so einen Reifen. Auch Michelin hat den Chip im Einsatz.
Bei Lkw-Reifen setzt Michelin sie schon seit zirka fünf Jahren ein, jetzt bekommen auch die Pkw-Reifen RFID-Chips. RFID steht für "radio-frequency identification" was bedeutet, dass ein entsprechender Chip berührungslos per Radiowellen lokalisierbar und identifizierbar ist. Dabei ist der Chip der Sender, weshalb er auch Funk-Etikett heißt – ein passender Begriff für das winzige, biegsame und flache Bauteil. Das passende Lesegerät enthält dann den nötigen Empfänger. Dass RFID-Chips in Zukunft mehr können, als nur geringe Datenmengen speichern, nutzen auch die Reifenhersteller. Michelin sieht in ihrem Einsatz eine Vielzahl von Vorteilen, weshalb ab 2023 kein Reifen mehr ohne einen entsprechenden RFID-Chip die Produktion verlässt.
Der Einsatz von RFID-Chips in Lkw-Reifen hat bisher andere Gründe als der geplante Einsatz bei Pkw-Pneus: Damit hat Michelin vorrangig die Zahl der Erneuerungen überwacht – bei einem Pkw-Reifen sind solche Erneuerungen kein Thema.
Falschmontagen vermeiden
Im PKW-Reifen soll der RFID-Chip gleich zum Anfang die Serienproduktion der Autohersteller vereinfachen: Maschinen lesen den entsprechenden Reifencode aus und per Datenabgleich ist gewährleistet, dass nur die richtigen Reifen an das jeweilige Fahrzeugmodell kommen. Später beim Reifenhändler fährt der Kunde an den Lesegeräten vorbei, und sofort hat der Händler sämtliche Informationen über den Reifentyp, sein Produktionsdatum, seine Zusammensetzung und darüber, wie lange er bereits im Einsatz ist. Auch hier soll der RFID-Chip unter anderem dabei helfen, die Montage falscher Reifen zu vermeiden.
Systeme passen sich permanent den Reifen an
In späteren Generationen sollen die RFID-Prozessoren dann auch den Verschleiß des Reifens und den Luftdruck überwachen können. Ein sicherheitsrelevanter Verschleiß oder Luftdruckabfall löst dann eine Warnmeldung im Cockpit des Fahrers aus. Außerdem ist geplant, dass sich die Regelsysteme des Autos, beispielsweise ABS und ESP, permanent dem aktuellen Reifenzustand anpassen. Auch eine Umrüstung auf Winter- und Sommerreifen erkennt dann die Fahrzeugelektronik und sorgt für entsprechende ABS- und ESP-Anpassungen. Und selbst für künftiges autonomes Fahren könnte eine permanente Anpassung der Regelsysteme, aber auch von Fahrwerk und Lenkung, an den derzeitigen Reifenzustand von Vorteil sein.
Höherer Absatz kein Ziel
Die in Internetforen teilweise von Skeptikern geäußerte Befürchtung, der RFID-Chip könnte zu früh einen zu hohen Reifenverschleiß signalisieren, um den Hersteller höhere Verkaufszahlen zu bescheren, muss in der Realität nicht eintreten: Michelin gehört zu den Reifenproduzenten, die ihre Kunden ausdrücklich ermutigen, die Reifen bis zu einer Profiltiefe von nur noch 1,6 Millimeter herunterzufahren, weil die Franzosen von der Qualität und Langlebigkeit ihrer Reifen überzeugt sind.
Außerdem kann Michelin anhand der RFID-Chips den kompletten Lebenszyklus des Reifens überwachen. Damit stellt der Hersteller sicher, dass ein ausgemusterter Reifen wirklich in der Recycling-Anlage landet, und nicht wieder Verwendung findet.
Problemloses Bauteil
RFID-Chips sind so klein und leicht, dass sie für keine nennenswerte Unwucht im Reifen sorgen. Außerdem lassen sie sich automatisiert im Produktionsprozess an die Reifenseitenwand kleben und mit Synthetik-Kautschuk überziehen – die Vulkanisation überstehen sie problemlos. Auch sonst gelten sie als wenig störanfällig und langlebig.
Continental seit Herbst mit RFID-Pkw-Reifen
RFID-Chips sollen unter anderem die Reifen-Zuordnung und Identifikation vereinfachen. Michelin möchte bis 2023 sämtliche Pkw-Reifen mit so einem RFID-Chip versehen, Continental hat seit Herbst diesen Jahres so einen modernen Pkw-Reifen in Produktion.
Die Continental-Reifen mit RFID-Prozessor sind an einem an der Seitenwand angebrachten RFID-ISO-Symbol erkennbar. Als Daten im Chip hinterlegt sind der Herstellername, die Artikel- und die Seriennummer. Über eine von Continental eingerichtete Schnittstelle stehen dann weitere Informationen zu dem jeweiligen Reifen zur Verfügung.