Abmessungen der 2021er F1-Autos
Das Formel 1-Auto von 2021 unterscheidet sich optisch stark von den aktuellen Modellen. Doch wie sind die genauen Abmessungen? Wer im Reglement nachliest, wird nur schwer fündig. Deshalb sorgen wir für Aufklärung.
Das neue Formel-1-Auto für 2021 haben wir jetzt von allen Seiten gesehen. Ist es schöner? Das ist Geschmackssache. Ist es einfacher? Auf jeden Fall. Die Regeln schaffen den ganzen aerodynamischen Firlefanz ab, den sowieso kein Mensch versteht. Wird es schneller sein? Sicher nicht. Die Rundenzeiten werden zu Beginn der neuen Ära um drei bis vier Sekunden pro Runde steigen.
Wird es den Zweck erfüllen und das Überholen erleichtern? Auf dem Papier ja. Ob das Versprechen auf der Rennstrecke eingehalten wird, sehen wir erst 2021. Die Ingenieure werden weiterhin nur Autos bauen, die auf Rundenzeit optimiert sind. Was dahinter passiert, gehört nicht zu ihrem Aufgabenbereich.
Eine Frage wurde bislang noch nicht beantwortet. Wie hoch, wie breit und wie lang sind die neuen Autos eigentlich? Früher hätte man gesagt: Blättern sie einfach im Reglement nach! Viel Spaß dabei. Da werden Sie nicht weit kommen, außer sie sitzen gerade vor einem Computer mit einer CAD-Software.
Das neue Technische Reglement ist nämlich direkt für die Konstruktionsprogramme geschrieben worden. Es wurde CAD-optimiert, damit die Ingenieure gleich am Bildschirm erkennen, ob sie sich innerhalb oder außerhalb der Regeln bewegen.
2021er Autos 10 Zentimeter kürzer
Wer im Technischen Reglement für 2021 nach Dimensionen oder Zeichnungen sucht, wird nicht fündig. Das komplette Auto ist auf 141 Seiten in 186 dreidimensionale Legalitätsboxen eingeteilt, davon allein 58 für den Unterboden. Wer wissen will, wie breit der Frontflügel und wie hoch der Heckflügel ist, muss zuerst unter den Paragrafen 3.9. und 3.10. nachschauen, in welcher Sektion die betreffende Komponente liegt, und dann später unter Anhang 1 (Regulation volumes) nachrechnen, wie groß das betreffende Teil sein darf.
Die Maße der Legalitätsboxen sind in X, Y und Z-Richtung festgelegt, beziehen sich auf drei Referenzebenen und lassen nur in diesem betreffenden Volumen konstruktive Freiheit. Weil das zu kompliziert ist, haben wir für Sie die wichtigsten Maße ausgerechnet und hier mit Auto von 2020 verglichen. Die Regeln 2020 unterscheiden sich kaum von denen in diesem Jahr.
Neu ist eine Radstandbeschränkung. Der Abstand zwischen den beiden Achsen darf ab 2021 nicht mehr als 3.600 Millimeter betragen. Aktuell ist der Mercedes mit einem Radstand von 3.698 Millimetern das längste Auto. An der Breite des Fahrzeugs mit 2.000 Millimetern ändert sich nichts. Unverändert bleibt auch die maximale Breite der Bodenplatte zwischen den Rädern mit 1.600 Millimetern.
Die Fahrzeughöhe steigt von 950 auf 960 Millimeter. Der Platz für Leitbleche zwischen den Vorderrädern und den Seitenkästen beträgt derzeit je nach Radstand zwischen 850 und 950 Millimeter. Leitbleche wird es 2021 nicht mehr geben. Nur noch unter dem Auto sind Strömungsausrichter erlaubt. Deren Länge beträgt vom Beginn der beiden Tunnel vor den Kühleinlässen maximal 1.225 Millimeter. In diesem Bereich dürfen die Ingenieure jeweils bis zu drei vertikale „Zäune“ in beliebiger Form unterbringen.
Frontflügel schmaler, Heckflügel breiter
Der Frontflügel schrumpft in seiner Breite von 2.000 auf 1.950 Millimeter. Das Hauptblatt schwebt dann mindestens 100 Millimeter über der Straße, um bodennahen Turbulenzen auszuweichen. Momentan beträgt die Frontflügelhöhe am tiefsten Punkt 75 Millimeter. Maximal sind vier Elemente erlaubt. Die 2019er und 2020er Autos verfügen noch über fünf Frontflügelelemente.
Ein auffälliges Detail der neuen Frontflügel sind die weit aufragenden Endplatten. Sie sind bis zu 375 Millimeter hoch. Derzeit sind es maximal 225 Millimeter. Dafür schrumpft die Länge der Endscheiben von 575 auf 500 Millimeter. Auch die Heckflügelendplatten haben künftig weniger Tiefe. Sie sind heute vom vordersten zum hintersten Ende 810 Millimeter breit. In Zukunft werden es nur noch 540 Millimeter sein.
Das Heck der 2021er Autos ist völlig neu gestaltet. Das hat zwei Gründe. Zum einen muss verloren gegangener Abtrieb durch Wegfall der Strömungskontrollen und des simpleren Frontflügels wettgemacht werden, zum anderen wollen die Regelhüter sicherstellen, dass die schlechte Luft hinter dem Auto nach oben abgelenkt wird. Zwei mächtige Tunnel unter dem Auto und ein größerer Heckflügel sollen zusätzlich Anpressdruck generieren.
Das hat auch Auswirkungen auf die Abmessungen. Der Heckflügel steht mit 900 statt 870 Millimetern höher im Wind. Oben sind maximal zwei Elemente erlaubt. Sie dürfen 1.300 Millimeter breit sein. Das ist ein Anstieg um 250 Millimeter gegenüber den 2020er Regeln.
Der Heckflügel bekommt 2021 wieder ein unteres Element dazu. Es darf höchstens 800 Millimeter breit sein. Der Diffusor der Zukunft ist höher, aber schmäler und länger. Seine Höhe klettert von 150 auf 310 Millimeter, seine Breite schrumpft von 1.050 auf 700 Millimeter.
Entscheidend für die Wirkung ist auch der sogenannte „Kick off-Punkt“, also die Stelle, an der der Boden wieder ansteigen darf. Besagter Punkt befindet sich aktuell 175 Millimeter vor der Mittellinie der Hinterachse. Künftig werden es 700 Millimeter sein. Die schlechte Nachricht zum Schluss. Die Autos werden empfindlich schwerer. Das Mindestgewicht steigt von 743 auf 768 Kilogramm.