Crash von Susie Wolff und Felipe Nasr
Kollisionen haben bei Testfahrten Seltenheit. Umso größer war die Aufregung um den Crash zwischen Felipe Nasr und Susie Wolff. Die Schuld an dem heftigen Unfall wollte keiner von beiden auf sich nehmen.
Wenn Williams-Testfahrerin Susie Wolff in ein Formel 1-Auto steigt, wird sie immer noch ganz genau beäugt. Schnelle Frauen sind in der Königsklasse nach wie vor etwas Besonderes. Und wenn die rasante Schottin dann noch einen kuriosen Unfall baut, sind die Spötter natürlich nicht weit. Doch so einfach sollte man es sich im Falle der Kollision mit Felipe Nasr nicht machen.
Als sich die Wege des Saubers und des Williams in Barcelona kurz nach der Mittagspause kreuzten, war die Sachlage zunächst unklar. Auf den Streckenkameras waren nur die beiden Autos im Kiesbett zu erkennen. Beim Sauber fehlte die komplette Heckpartie. Das Getriebe, die Aufhängung der Heckflügel und der Unterboden waren zerstört. Am Williams knickte das linke Vorderrad ab.
Wolff zeigt Video vom Unfall mit Nasr
Mehr Aufklärung gab es nach Abschluss der Sitzung am Abend. Susie Wolff selbst hatte ein Videos der Überwachungskamera am Streckenrand auf ihr Smartphone geladen, das sie den Journalisten vorführte. "Dann kann sich jeder selbst ein Bild machen."
Auf dem kleinen Clip ist zu sehen, wie Nasr versucht, innen am langsameren Williams vorbeizugehen. Dann zieht der Brasilianer ein kleines Stück nach außen, um die nächste Kurve auf der Ideallinie anzufahren. Dabei rumpelt der Sauber mit dem Hinterrad über das Vorderrad des Williams.
"Am Anfang war ich schockiert. Plötzlich fliegt er über mein Vorderrad und hebt ab. Er ist richtig durch die Luft geflogen", schildert Wolff die Szene aus ihrer Sicht. Die ehemalige DTM-Pilotin ist sich keiner Schuld bewusst. "Ich bin immer auf meiner Linie geblieben. Er hat sehr aggressiv reingezogen, die Spur gewechselt und mich geschnitten. Das war ein unnötiger Unfall", schimpfte die Testpilotin.
Nasr sieht Mitschuld bei Williams
Aus der Perspektive des Unfallgegners sah das ganz anders aus. "Ich wollte gerade eine schnelle Runde beginnen. Ich habe schon gesehen, wie sie aus der Box fuhr. In Kurve 4 bin ich dann näher gekommen. Sie ist nach außen gegangen und ich dachte, sie macht mir Platz. Ich habe dann den ganz normalen Bremspunkt für Kurve 5 gewählt und gerade als ich auf die Bremse stieg, habe ich einen heftigen Schlag auf der Hinterachse gespürt."
Nasr sieht die Schuld aber nicht alleine bei Wolff. Auch dem Williams-Team macht der Rookie einen Vorwurf. "Ich habe sie anschließend gefragt, ob sie mich nicht gesehen habe. Sie hat nur geantwortet, dass sie nicht wusste, dass ich da bin. In der Formel 1 geben die Teams normalerweise Informationen darüber, welche Autos sich um einen herum befinden. Man muss so etwas üben. An einem Rennwochenende sind ja noch mehr Autos auf der Strecke. Ich weiß nicht, ob sie die Nachricht nicht erhalten oder überhört hat."
Mechaniker reparieren Unfallautos in Rekordzeit
Am Ende fällt der Crash wohl unter die Kategorie "Missverständnis". Bei harmlosen Testfahrten ist solch ein vermeidbarer Zwischenfall aber natürlich besonders ärgerlich. Immerhin schafften es beide Autos später noch einmal auf die Strecke. "Wenn man sich den Schaden anschaut, hätte man nicht geglaubt, dass das Auto noch einmal zurückkommt", so Nasr. "Meine Mechaniker haben da einen super Job erledigt. Zum Glück hatten wir genügend Ersatzteile. In den paar Runden am Ende des Tages haben wir aber nur noch gecheckt, ob das Auto funktioniert."
Wolff erklärte später, dass sie der Crash wohl nicht viel Testzeit gekostet habe. "Ich hatte schon am Vormittag das für das Team wichtige Programm mit den Longruns absolviert. Als ich nach dem Unfall wieder rausgefahren bin, haben wir ein Problem mit dem Öldruck bekommen. Das hätte mich wohl auch ohne die Kollision ereilt. Dadurch wäre mein Programm wohl so oder so reduziert gewesen."