Ferrari
Was ist nur mit Ferrari los? In Monte Carlo kommen die Roten 69 Sekunden hinter den Silberpfeilen ins Ziel, und auch in Montreal waren sie chancenlos. Wieder hört man aus Maranello nur Ausflüchte. Verkehr, unglückliche Safety-Car-Phasen, ein schwaches Trainingsergebnis, Felipe Massas Fehler und Kimi Räikkönens beschädigtes Auto.
"Auf freier Strecke stimmte das Tempo", erklärte Rennchef Luca Baldisseri nach dem Rennen. Es ist richtig, dass Massa nur selten freie Fahrt hatte, doch auch in den wenigen Runden ohne Verkehr lag seine schnellste Rundenzeit eine halbe Sekunde über den McLaren. Räikkönen kämpfte wegen eines beschädigten Frontflügels mit massivem Untersteuern und als Folge dessen Bremsproblemen. Der Finne ist deshalb kein Maßstab.
Ferrari sucht Antworten Massa bilanzierte ehrlich: "McLaren war klar stärker als wir." Bei den Technikern rauchen die Köpfe, denn Montreal und auch der folgende Kurs in Indianapolis sollten eigentlich Ferrari-Terrain sein. "Wir suchen noch nach Antworten", zuckte Rennleiter Jean Todt mit den Schultern. Tatsache ist, dass die Reifen viel zu lange brauchen, bis sie auf Temperatur kommen. Vor allem an der Vorderachse. Das provoziert das Untersteuern, das Räikkönen so hasst. Sicher ist auch, dass McLaren Traktionsvorteile hat. Die silbernen Autos waren an allen Messstellen in Montreal, wo eine gute Beschleunigung zählt, die Besten. Auch beim Topspeed hat Ferrari nicht mehr die Nase vorn. Da dominieren zur Zeit BMW, Renault, Red Bull und Williams. Jetzt sind bei Ferrari Leute gefragt, die das Ruder herumreißen. Das ist die Bewährungsprobe für Costa, Baldisseri, Almondo und Co. Und für Massa und Räikkönen als Fahrer, die das Team motivieren. Kein Beratungsbonus durch Schumi Jetzt könnte auch Michael Schumacher zeigen, ob er als Berater etwas wert ist. Der Eindruck, den der Ex-Champion in Montreal hinterließ, sprach eher nicht dafür. Schumacher lümmelte in kurzer Hose etwas gelangweilt am Ferrari-Kommandostand herum. Dafür nahm er bis zum Abend an allen technischen Besprechungen teil. Räikkönen hatte sich meistens schon um 17 Uhr aus dem Fahrerlager verdrückt.
Niki Lauda glaubt nicht daran, dass Ferrari den Kurs ändern kann. "Nach meinem Eindruck haben sie am Anfang noch von ihrem Erfahrungsvorsprung mit den Bridgestone-Reifen profitiert. Jetzt hat McLaren das egalisiert und sie mit dem besseren Auto überholt. Ich sehe bei Ferrari keinen, der in der Lage ist, den Dampfer wieder in Schwung zu bringen. Jetzt bräuchten Sie Leute wie Ross Brawn oder Michael Schumacher als Fahrer."