Formel 1 Donnerstag-Teamcheck - GP England 2018
Donnerstag ist die Ruhe vor dem Sturm. Wir checken die zehn Teams auf Neuigkeiten ab, und fragen, was die Fahrer vom Rennen erwarten. Valtteri Bottas bekommt für das Rennen einen frischen Motor. Ferrari bringt ein Aero-Paket und Williams fürchtet, dass Silverstone ein Reinfall wird.
Donnerstag ist der PR-Tag vor einem Grand Prix. auto motor und sport stöbert für Sie im Fahrerlager Geschichten und Gerüchte auf. Wir fragen bei den Ingenieuren nach, was neu am Auto ist und bei den Fahrern, wie sie das Rennen einschätzen. Hier ist unser Streifzug durch die zehn Garagen.
Mercedes erweitert Aero-Paket
Mercedes hat das Aero-Upgrade von Spielberg erweitert. Diesmal wurden die Nase und der Frontflügel modifiziert. Die Hitze macht den Ingenieuren Sorgen. Pirelli bringt zwar die Reifen mit der dünneren Lauffläche, doch die erwartete Hitze am Wochenende könnte trotzdem Probleme mit den Reifen verursachen. „Ferrari ist in dieser Disziplin besser. Sie müssen bei Hitze weniger Tempo rausnehmen als wir“, sagen die Techniker. Bottas muss noch zittern. Mercedes hat den ganzen Freitag den Motor geprüft, der in Spielberg 45 Sekunden lang unter zu hohen Temperaturen und mit fallendem Hydraulikdruck lief.
Inzwischen ist eine Entscheidung gefallen. Motor Nummer 2 bleibt im Auto, aber nur am Freitag. Für Qualifikation und Rennen bekommt Bottas einen frischen Motor. Das möglicherweise angeschlagene 2er Triebwerk kommt vorerst in den Freitagstrainings zum Einsatz. Hamilton peilt trotz der jüngsten Pechsträhne Sieg Nummer 6 in Silverstone an. Der Weltmeister outet sich als großer Fußballfan. „ Wie viel kostet es, wenn ich am Samstag die Pressekonferenz schwänze?“ Hamilton will unbedingt das Match England gegen Schweden sehen. Dann verrät er: „Ich habe mir den Tag des Finales freigenommen und werde nach Russland reisen.“
Ferrari rüstet auf
Ferrari bringt den dritten Teil seines Aero-Pakets in die Höhle des Löwen. In Kanada neue Leitbleche, in Frankreich der neue Frontflügel, in Silverstone Retuschen am Unterboden. Die Schlitze in Längsrichtung reichen jetzt über den kompletten Boden zwischen den Rädern. Im letzten Jahr war Silverstone für die Roten ein Reinfall. Sebastian Vettel will deshalb keine Prognosen abgeben: „ Ich gehe ohne Erwartungen in das Wochenende. Prinzipiell haben wir in diesem Jahr ein Auto, das überall gut geht. Im letzten Jahr ist uns in der zweiten Saisonhälfte ein bisschen die Puste ausgegangen. Das sehe ich dieses Jahr nicht mehr so. Das 2018er Auto hat mehr Potenzial.“ An die Startkollision von Frankreich und die Strafe von Österreich will er nicht mehr denken. „Wir schauen nicht zurück, sondern konzentrieren uns auf das, was kommt.“
Red Bull fürchtet sich
Nach dem „Heimrennen“ in Österreich erwartet Red Bull sein „ Lokalrennen“ in Silverstone. Die schnellen Kurven sollten den RB14 liegen. Doch Max Verstappen zweifelt: „Einige der Kurven gehen jetzt für alle mit Vollgas. Die ersten zwei und Copse. Das verlängert die Geraden. Wir werden nicht voll bei der Musik sein, aber wir sind zur Stelle, wenn sich die Chance bietet.“
Force India mit neuem Unterboden./strong>
Endlich ist der neue Unterboden da. Force India wird ihn brauchen. Das Streckenlayout ist nicht ideal für das Auto. Die Fahrer hoffen, dass die Hitze den GP England zu einer Reifenschlacht macht. „Immer wenn andere Schwierigkeiten mit den Reifen haben, stehen wir besser da. So wie in Österreich. Da konnten wir auf die HaasF1 aufschließen. Die hatten Probleme mit Blasen, wir nicht“, erzählt Esteban Ocon.
Williams bläst Upgrade ab
Das geplante Upgrade vor der Sommerpause wurde wieder abgeblasen. Die Ingenieure wollen sich zunächst auf die Fehlersuche konzentrieren. Chefin Claire Williams erwartet ein schwieriges Wochenende: „Wir haben die Taschentücher schon mitgebracht.“ Silverstone ist vom Layout wahrscheinlich die schlechteste Strecke für den Tabellenletzten. Die Folge schneller und mittelschneller verlangt nach Abtrieb. Genau das fehlt dem Auto. Wenig Abtrieb bedeutet im Rennen höheren Reifenverschleiß und in der Regel einen Boxenstopp mehr als die Konkurrenz. Die Hitze stellt Williams ebenfalls vor Probleme. Die Kühlung ist schon bei tieferen Temperaturen ein Problem. „Wir werden die Verkleidung noch mehr öffnen müssen, um zu überleben. Das heißt noch weniger Anpressdruck. Es ist ein Teufelskreis“, klagt einer der Ingenieure.
Renault hofft, sich zu stabilisieren
Nico Hülkenberg bekommt einen neuen Motor und einen neuen Turbolader, aber er bleibt straffrei. Der WM-Neunte hofft, dass mit den Reifen mit der dünneren Lauffläche auch die Form seines Renault R.S.18 zurückkehrt. „Ich denke, dass wir uns in Silverstone wieder stabilisieren.“
Toro Rosso mit gemischten Gefühlen
Endlich mal darf sich Brendon Hartley zuhause fühlen. „Ich habe sieben Jahre in Milton Keynes gelebt. Deshalb darf ich Silverstone mein Heimrennen nennen.“ Weil die Überholmöglichkeiten begrenzt sind, will sich Toro Rosso voll auf die Qualifikation konzentrieren. Pierre Gasly verbindet mit Silverstone gute und schlechte Erinnerungen: „Das letzte Mal, als ich hier gefahren bin, habe ich gewonnen. Ich habe hier meinen ersten GP2-Sieg gefeiert. Aber ich hatte auch einen schlimmen Straßenunfall auf dem Weg zur Strecke. Ich brach mir einen Wirbel. Meine Mutter war noch schwerer verletzt.. Sie lag zwei Monate auf der Intensivstation im Krankenhaus und kämpfte mit dem Tod.“
HaasF1 erwartet härteres Wochenende
Kevin Magnussen glaubt nicht, dass HaasF1 wie in Österreich klar die vierte Kraft sein wird. „Vom Layout her war Spielberg unser beste Strecke. Silverstone wird härter für uns. Wir waren schon letztes Jahr nicht toll auf dieser Strecke.“ Teamchef Guenther Steiner beruhigt: „Wir sind besser in schnellen Kurven als in langsamen. Platz 4 in der WM ist klar die Marschroute. Wir müssen versuchen, das zu erreichen. Das ist ein Ziel, ohne dabei arrogant wirken zu wollen.“ Obwohl die US-Ferrari in Österreich massive Probleme mit Blasen hatte, erwartet Magnussen keine Wiederholung. Trotz der großen Hitze. „Die dünneren Reifen werden uns helfen.“ Statistisch müsste es wieder ein gutes Wochenende für HaasF1 werden. „Wir haben nur zwei der neun Rennen daneben gelegen.“
McLaren mit neuer Führung
Es ist das erste Rennen mit dem neuen Führungstrio Stella, de Ferran und Robarts. Fernando Alonso will mit der Personalrochade nichts zu tun haben. „Zak hat mich nach meiner Meinung gefragt und mich dann informiert. Ich kann ihm keine Tipps geben, welche Ingenieure er anstellen soll. Ich bin nur der Fahrer und kann auch nur Fahrer beurteilen, weil ich die jedes Wochenende auf der Strecke treffe. Und da muss ich Zak zu nichts raten. Er hat die beiden besten Fahrer der Welt.“ Mittlerweile gibt auch Alonso zu, dass McLaren beim Chassis an Boden verloren hat. Er begründet es jedoch anders als die Teamleitung: „Wir hatten letztes Jahr noch ein paar Systeme im Auto, die uns das Reglement jetzt verbietet. Diesen Verlust konnten wir nicht kompensieren.“ Was er wohl damit meint? Das Anblasen des Heckflügels vielleicht, das vernetzte Fahrwerk, das nicht mehr in vollem Umfang eingesetzt werden darf. Alonso treibt sein Team auch an, mehr Upgrades zu bringen. „Das große Aero-Paket, das wir in Spanien gebracht haben, war ein guter Schritt. Aber nur für zwei Rennen. Wir brauchen mehr davon. An der Strecke machen wir einen guten Job. Wir müssen abseits der Strecke verbessern.“
Sauber wieder mit neuen Teilen
Charles Leclerc hat in den letzten sechs Rennen fünf Mal gepunktet. Trotzdem ist der Monegasse nicht 100 Prozent zufrieden. „ Ich habe in den letzten zwei Rennen zu viele Fehler gemacht.“ Außerdem zweifelt er: „Das Streckenlayout spricht eher gegen uns.“ Die gute Serie macht Leclerc nicht nur an den Upgrades fest. „In den ersten drei Rennen war ich nicht in der Lage den Ingenieuren zu erzählen, was ich von den Reifen will. Das Auto war für mich schwierig zu fahren. Als Reaktion darauf bin ich noch härter gefahren und habe noch mehr Fehler gemacht. Erst in Baku haben wir den Dreh gefunden, das Auto so abzustimmen, dass es zu meinem Fahrstil passt. Jetzt haben wir die Balance, bei der ich mich wohl fühle.“ Sauber legte technisch noch einmal nach. Diesmal sind die Heckflügel-Endplatten und die vorderen Bremsbelüftungen neu.