„Hätte mir Klarheit gewünscht“
Sergio Perez wurde von Racing Point kurzfristig vor die Tür gesetzt. Wie es mit seiner Karriere weitergeht, weiß er noch nicht. Für die Zukunftsplanung hätte sich der Mexikaner früher mehr Klarheit von der Racing-Point-Führung gewünscht.
Lange hatte Sergio Perez in den offiziellen FIA-Pressekonferenzen tapfer auf die bohrenden Fragen zu den Vettel-Gerüchten geantwortet. Gebetsmühlenartig wiederholte der Pilot immer wieder, dass es keine Anzeichen für eine Trennung gäbe. Doch nun, einen Tag nach dem Rausschmiss, war dem 30-Jährigen deutlich anzumerken, wie schwer ihm der Abschied nach sieben Jahren fällt.
"Wir hatten tolle Zeiten miteinander. Wir konnten viele Podiumsplätze feiern, obwohl das Auto eigentlich nicht gut genug für das Podium war. Mein bester Moment aber war die Rettung des Teams. Es ist schön, dass ich meinen Beitrag leisten konnte, das Überleben der Firma zu sichern und den vielen Mitarbeitern zu helfen."
Perez versicherte, dass er die Öffentlichkeit nie angelogen hatte, als er stets von einem Verbleib bei Racing Point ausgegangen war. "Das war die ganze Zeit das Feedback, das ich vom Team bekommen hatte. Sie haben mir gesagt, dass sie mit mir weiterarbeiten wollen. Die Entscheidung kam also etwas unerwartet. Aber ich hatte natürlich schon gemerkt, dass irgendetwas im Busch ist."
Anruf vom Teambesitzer
Am Mittwoch (9.9.) wurde der Pilot dann endlich über die wahren Absichten der Teamführung informiert. Besitzer Lawrence Stroll rief seinen Angestellten persönlich an, um die Nachricht zu übermitteln. "Er hat mir einfach gesagt, dass sie in eine andere Richtung gehen wollen. So ist das halt. Alles hat einen Anfang, und alles hat ein Ende."
Laut Perez habe die Trennung nichts mit den Leistungen auf der Strecke zu tun. Mit einem Fahrer wie Sebastian Vettel würden sich für das Team einfach andere Möglichkeiten ergeben. Auch wenn sich Perez bemüht zeigte, seinen Noch-Arbeitgeber nicht zu kritisieren, hörte man zwischen den Zeilen schon eine gewisse Enttäuschung über die Art durch, wie die Trennung abgelaufen war.
"Ich hätte mir ein bisschen mehr Klarheit gewünscht. Dann hätte ich auch etwas mehr Zeit gehabt, einen Plan B zu entwickeln", bemängelte der Mann aus Guadalajara. "Ich weiß, dass ich ein Auto verliere, das sehr schnell ist. Das macht die Sache noch etwas frustrierender. Und nächstes Jahr wird es wohl noch stärker sein. Aber in der Formel 1 weiß man ja nie genau, wie sich die Dinge entwickeln."
Perez will Zweijahres-Vertrag
Perez weiß, dass die Möglichkeiten begrenzt sind, jetzt so spät in der Saison noch ein gutes Cockpit für 2021 zu finden. Die Plätze in den guten Autos sind besetzt. Und bei einem Hinterbänkler will er nach eigener Aussage eigentlich nicht anheuern. Perez sucht ein Team, bei dem er neue Motiviation findet, 100 Prozent zu geben.
"Es gibt noch ein paar Optionen", gibt sich Perez optimistisch. "Ich erwarte aber keine schnelle Lösung, was meine Zukunft angeht. Ich will mir meine Zeit nehmen, um die richtige Entscheidung zu treffen. Wenn es nichts in der Formel 1 gibt, dann werde ich mich in anderen Rennserien umsehen."
Priorität hat aber ein Verbleib in der Königsklasse. Ein Jahr Pause komme dabei allerdings nicht in Frage. "Wenn man erst einmal raus ist, dann ist es schwer, wieder zurückzukommen. Optimalerweise würde ich gerne gleich einen Zweijahres-Vertrag unterschreiben. Dann könnte ich mich 2021 an das neue Team gewöhnen. Und 2022 mit den neuen Regeln angreifen."
Die größten Chancen sehen Experten für einem Wechsel von Perez zu einem der Ferrari-Kundenteams Alfa Romeo oder Haas. Mit dem Sauber-Rennstall in Hinwil hatte der Routinier schon seine ersten beiden Jahre in der Königsklasse 2011 und 2012 abgespult. Der Kreis würde sich damit also schließen.