Hamilton-Pole nach Q2-Drama
Lewis Hamilton hat sich die Pole Position zum GP Russland geholt. Dabei hätte es in der Qualifikation schlimm kommen können für den Weltmeister. Im Q2 schrammte der Mercedes-Pilot knapp am frühen Ausscheiden vorbei.
Auf den ersten Blick sieht das Ergebnis des Sotschi-Qualifyings aus wie immer: Lewis Hamilton./span> fuhr zum 96. Mal in seiner Karriere auf die Pole Position. Bereits zum achten Mal diese Saison steht der Weltmeister auf dem besten Startplatz. Fünf Mal in Folge war kein Pilot beim Einzelzeitfahren am Samstagnachmittag schneller.
Doch die Qualifikation zum GP Russland hätte auch ganz anders ausgehen können. In der zweiten K.O.-Runde wäre Hamilton beinahe durch den Rost gefallen. Trotz klar überlegener Pace riskierte der Brite bei seinem ersten Run in der Zielkurve einen Tick zu viel und rutschte leicht neben die Piste. Der Rennleitung blieb keine andere Wahl, als die Zeit zu streichen. "Ich weiß nicht, wie das passieren konnte. Ich bin das ganze Wochenende an dieser Stelle nicht so weit rausgekommen", erklärte der Pilot nach der Session.
Hamilton musste mit den Medium-Reifen einen zweiten Angriff starten. Doch dieses Mal kamen ihm rote Flaggen dazwischen. Sebastian Vettel war mit seinem Ferrari am Ausgang der Omega-Kurve in die Bande gekracht. Der Heppenheimer hatte die Kontrolle verloren, nachdem er innen etwas zu hart über den Randstein gerumpelt war.
Q3-Einzug in letzter Sekunde
Als die Trümmerteile des Ferrari endlich beseitigt waren, blieben beim Wiederanpfiff nur noch gut zwei Minuten auf der Uhr. Sieben Autos hatten sich in den Stau an der Boxenampel vor Hamilton eingereiht, um noch eine schnelle Runde vor Ablauf der Zeit zu setzen. Am Ende schaffte es der Weltmeister um wenige Sekundenbruchteile gerade noch rechtzeitig über die Linie und schließlich auch in das Q3.
Im letzten Quali-Abschnitt ließ Hamilton dann nichts mehr anbrennen. Beide seiner Runs hätten locker zur Pole gereicht. Am Ende setzte er in 1:31.304 Minuten die schnellste Zeit des Wochenendes. Dahinter reihte sich überraschend Max Verstappen auf Rang zwei ein. Der Holländer blieb allerdings mehr als eine halbe Sekunde zurück.
"Wir hatten das ganze Wochenende Probleme mit der Balance. Im Qualifying mussten wir hart arbeiten, bis es endlich gepasst hat. Aber meine Q3-Runde war dann wirklich gut. Ich hätte nicht gedacht, dass es für den zweiten Platz reicht", freute sich der Red-Bull-Pilot. Für den Sonntag gab er gleich mal eine Kampfansage ab: "Mit einem guten Start und Windschatten auf dem Weg zur ersten Kurve könnte noch etwas gehen."
Reifen sorgen für Spannung
Der große Verlierer des Qualifyings hieß Valtteri Bottas. Der Finne galt eigentlich als Experte für Sotschi. Schließlich hatte er hier 2017 seinen ersten Formel-1-Sieg gefeiert. Doch am Samstag fehlten ihm mehr als sechseinhalb Zehntel zum Teamkollegen. "Im Q2 hatte es eigentlich noch ganz gut ausgesehen. Aber dann hat Lewis im Q3 etwas mehr Zeit gefunden. Ich konnte mich nicht mehr verbessern. Da gibt es noch einige Fragezeichen."
Für Spannung im Rennen sorgt die unterschiedliche Reifenwahl am Start. Weil Hamilton nach seinen zwei gestrichenen Versuchen im Q2 auf Mediums nur noch frische Softs für den dritten Anlauf zur Verfügung hatte, muss er auch auf der weichen Mischung losfahren. Verstappen und Bottas gehen dagegen mit der mittelharten Mischung ins Rennen, die für eine Einstopp-Strategie deutlich besser geeignet scheint.
"Ich muss mir mal ansehen, was das genau für die Taktik am Sonntag bedeutet", grübelte Hamilton. "Weil man hier viel Zeit in der Boxengasse verliert, versucht man nantürlich immer mit einem Stopp durchzukommen. Wegen der langen Anfahrt auf die erste Kurve ist die Pole Position hier auch nicht so viel wert wie auf anderen Strecken. Aber ich muss versuchen, positiv zu bleiben."
Stroll muss vorzeitig aufgeben
Neben Bottas startet Sergio Perez aus der zweiten Startreihe. Der Mexikaner machte schon das ganze Wochenende einen deutlich stärkeren Eindruck als Teamkollege Lance Stroll, obwohl nur der Kanadier das umfangreiche Upgrade-Paket fahren darf. Im Qualifying kam dann auch noch Pech dazu. Als Stroll im Q2 in der Schlange auf den Wiederanpfiff wartete, überhitzte der Mercedes-Motor im Heck. So konnte Stroll keinen zweiten Run absolvieren. Er fiel schließlich auf Position 13 durch den Rost.
Das gibt Renault und McLaren die Chance, Racing Point in der Gesamtwertung wertvolle Punkte im Kampf um Rang drei abzunehmen. Daniel Ricciardo und Carlos Sainz stehen in Reihe drei, Esteban Ocon und Lando Norris teilen sich Reihe vier. Am Ende der Top Ten finden sich Pierre Gasly und Alex Albon. Der Thailänder erlebte wieder einmal Frust im Qualyifing. Der Abstand von einer Sekunde zu Teamkollege Verstappen ist einfach zu viel.
Sebastian Vettel verpasste durch den bereits erwähnten Q2-Crash den Einzug in die Top Ten. Und auch der zweite Ferrari von Charles Leclerc blieb auf Rang 11 in der zweiten K.O.-Runde hängen. Nicht einmal ein halbes Zehntel fehlte dem Monegassen in der entscheidenden Runde zum Weiterkommen. Am Sonntag müssen die Scuderia-Piloten also kämpfen, wenn wenigstens kleine Punkte herausspringen sollen.