Perfekter Freitag für Bottas
Mercedes fährt in Russland in einer eigenen Liga. Im teaminternen Silberpfeil-Duell setzte sich Valtteri Bottas knapp gegen Lewis Hamilton durch. Im Kampf der Verfolger hinterließ Daniel Ricciardo den stärksten Eindruck.
Lewis Hamilton versucht dieses Wochenende in Sotschi, den Sieg-Rekord von Michael Schumacher zu knacken. Nach den Eindrücken vom Trainingsfreitag kann nur ein einziger Pilot den amtierenden Champion davon abhalten, den 91. Erfolg in der Königsklasse einzufahren – nämlich sein eigener Teamkollege Valtteri Bottas. Der Rest der F1-Welt fährt den Silberpfeilen mehr als eine Sekunde hinterher.
Im zweiten Training entschied Sotschi-Experte Bottas das Prestige-Duell beim Weltmeisterteam knapp für sich. Der Finne umrundete den 5,848 Kilometer langen Kurs auf dem Olympia-Gelände in 1:33.519 Minuten. Damit unterbot er im zweiten Anlauf seiner Quali-Simulation die vorherige Bestmarke von Hamilton um zweieinhalb Zehntel.
Hamilton konnte sich nach guten Zwischenzeiten in den ersten Sektoren selbst nicht verbessern. Mit einem heftigen Verbremser in Kurve 13 schmiss der Engländer eine mögliche Tagesbestzeit weg. Was die Vergabe der Pole Position im Qualifying angeht, erwarten wir einen ganz engen Zweikampf der beiden Werksfahrer. Rechnet man die besten Sektoren vom Freitag zusammen, dann führt Hamilton mit zwei Zehnteln Vorsprung das Feld an.
Ricciardo erster Verfolger
Mercedes ist wohl auch das einzige Team, das es sich leisten kann, in der zweiten K.O.-Runde der Qualifikation auf die Medium-Reifen zu setzen, um dann auch im Rennen auf den mittelharten Gummis zu starten. Das würde den Ingenieuren mehr Freiheiten bei der Strategie ermöglichen. Wer auf den Softs losfahren muss, wird sich schwer tun, mit nur einem Stopp über die 53 Rennrunden zu kommen.
Im engen Verfolgerfeld spielte ausnahmsweise mal nicht Red Bull die erste Geige. Mit einem Respektabstand von mehr als einer Sekunde ließ sich Daniel Ricciardo die drittschnellste Zeit notieren. Obwohl der Australier die Strecke nach eigener Aussage nicht besonders mag, könnte er ausgerechnet in Sotschi das erste Podium der Saison für Renault einfahren.
Im Windschatten von Ricciardo belegte das McLaren-Duo die Plätze vier und fünf. Für die Ingenieure wird es nicht einfach zu entscheiden, ob Lando Norris am Samstag weiter mit der neuen Nase und dem neuen Frontflügel fährt. Der Brite blieb bei seiner schnellsten Runde nur ein Zehntel hinter Teamkollege Carlos Sainz.
Auch bei Racing Point waren beide Autos in unterschiedlichen Konfigurationen unterwegs. Lance Stroll, der das große Upgrade-Paket eingebaut bekam, verpatzte seine schnelle Runde und landete am Ende nur auf Rang 17. Sergio Perez reihte sich mit den alten Teilen auf Position sechs ein.
Red Bull ins Mittelfeld abgerutscht
Die Enttäuschung des ersten Trainingstags von Russland hieß Red Bull. Max Verstappen beklagte sich in seinem ersten Anlauf mit den weichen Reifen über fehlenden Grip. Beim Versuch, die persönliche Bestmarke zu unterbieten, drehte sich der Niederländer am Ausgang von Kurve 14. So sprang am Ende nur die siebtschnellste Zeit heraus. Der zwölfte Platz von Teamkollege Alexander Albon lässt vermuten, dass der RB16 eine grundsätzliche Formschwäche auf dem Kurs in Sotschi zeigt.
Ferrari scheint dagegen etwas besser unterwegs zu sein als noch in Mugello. Die Plätze acht und zehn für Charles Leclerc und Sebastian Vettel deuten auf gute Punkte-Chancen hin. Der Abstand der beiden Scuderia-Fahrer untereinander fiel mit einer Zehntel auch wieder in einem normalen Maß aus. Vor zwei Wochen blieb Vettel noch deutlich weiter hinter Leclerc zurück.
Im hinteren Mittelfeld scheint Williams eine Überraschung gelingen zu können. Trotz seines Crashs am Vormittag und eines dadurch verspäteten Trainingsbeginns konnte sich Nicholas Latifi am Nachmittag den 15. Platz direkt vor Teamkollege George Russell sichern. Neben dem bereits erwähnten Lance Stroll ließ das Williams-Duo damit beide Haas sowie den Alfa Romeo von Antonio Giovinazzi hinter sich.