Historische Formel 1-WM-Duelle (6)
Dieses Jahr kommt es zum 16. Mal im WM-Finale zum Titel-Duell Mann gegen Mann - Rosberg gegen Hamilton. Wir blicken auf die 15 Duelle seit 1950 zurück. In Teil 6 unserer Serie kämpfen Niki Lauda und Alain Prost in Estoril um die Weltmeisterschaft 1984.
Was beim Formel 1-Finale 1984 wirklich passierte
Ein halber Punkt. Eine Winzigkeit kostete Alain Prost 1984 den WM-Titel. Zum dritten Mal nach 1982 und 1983 schrammte der Franzose knapp an seinem Traum vorbei. Niki Lauda dagegen schrieb Geschichte. Der dritte WM-Titel ist sein wertvollster. Er krönte sein Comeback, das er drei Jahre zuvor gestartet hatte.
Es war keine Entscheidung im Kampf Mann gegen Mann. Konnte sie gar nicht sein, denn Prost startete wie üblich aus der ersten Reihe neben dem Trainingsschnellsten Nelson Piquet. Lauda dagegen kam über den zwölften Startplatz nicht hinaus. Am siebten Saisonsieg von Prost wurde nie gezweifelt, auch wenn Keke Rosberg nach einem Blitzstart die ersten acht Runden führte.
Somit drehte sich alles um die Frage: Kann Lauda Zweiter werden? Er wurde. Allerdings mit Nervenflattern. Es dauerte allein 33 Runden, bis der Österreicher auf Rang 3 auftauchte. Sein Porsche V6-Turbo konnte nicht den vollen Ladedruck aufbauen.
Dann stand nur noch Nigel Mansell im Weg. Scheinbar uneinholbare 35 Sekunden weit weg. Obwohl Lauda eine Sekunde pro Runde gutmachte, erschien das Unterfangen aussichtlos. Bis sich Mansell in der 51.Runde drehte. Die Bremsen seines Lotus waren am Ende. Damit war der dritte WM-Titel perfekt.
Unser fiktives Abu Dhabi-Finale 2014
Ein halber Punkt. Das ist nach Abu Dhabi-Rechnung ein ganzer. Weil es ja dort doppelte Punkte gibt. Da Hamilton als WM-Spitzenreiter die Rolle des Niki Lauda von 1984 spielt und Nico Rosberg die von Alain Prost, müssen wir ein Szenario finden, bei dem Hamilton mit einem Punkt Vorsprung gewinnt.
Und da gibt es nur drei. Wenn Rosberg Zweiter und Hamilton Fünfter wird, gewinnt der Engländer mit 354:353. Wird Rosberg Fünfter, muss Hamilton mindestens auf Platz 9 landen, um mit 338:337 Punkten die WM-Trophäe abzuholen. Fällt Hamilton aus, würde Rosberg ein sechster Platz gerade nicht mehr reichen. Es stünde dann 334:333 zugunsten des Champions von 2008.
Und was würde passieren, wenn sich Estoril 1984 mit verstauschten Rollen wiederholt? Wir sagen es ihnen. Rosberg startet wie Prost aus der ersten Reihe. Hamilton wie Lauda vom zwölften Startplatz. Das geht nur, wenn Hamilton den sechsten Motor braucht und zehn Startplätze zurückversetzt wird. Lauda stand übrigens genau aus diesem Grund 1984 so weit hinten. Beim zweiten Qualifikationsversuch ging ihm der Motor ein.
Der sechste Saisonsieg von Rosberg ist bei der Konstellation nur Formsache, auch wenn Felipe Massa nach einem Blitzstart in Führung geht und sich die ersten acht Runden an der Spitze behauptet. Somit drehte sich alles um die Frage: Kann Hamilton Zweiter werden?
Auch diesmal ist es eine Zitterpartie. Er braucht wie Lauda 33 Runden, bis er den dritten Platz erobert. Am meisten wehrt sich Valtteri Bottas mit dem überragenden Top-Speed seines Williams. Der Bottas von 1984 war ein anderer Skandinavier. Stefan Johansson auf Toleman-Hart. Lauda hing ewig hinter dem Schweden fest.
Jetzt steht Hamilton nur noch Massa im Weg. Ihm bleiben 22 Runden um 35 Sekunden aufzuholen. Weil Hamilton nur eine Sekunde pro Runde aufholt, reicht es mathematisch nicht. Bis sich Massa in der 51. Runde dreht. Die Bremsen seines Williams sind am Ende.
Rosberg weiß, dass er verloren hat und lässt Hamilton noch auf 13,4 Sekunden herankommen. Als Dritter steht Daniel Ricciardo auf dem Podium. Ein künftiger Champion. Wie vor 30 Jahren. Da deutete ein gewisser Ayrton Senna an, dass er zu Höherem geboren war. Hamiltons zweiter Platz reicht trotz Rosberg-Sieg zum Titel. Es steht 370:367 für den Mann mit der Startnummer 44.