Mehr Pirelli-Mischungen 2017?
Pirelli hatte in Spa und Monza Prototypen-Reifen testen lassen. Die neue Spezifikation sollte eigentlich ab Malaysia die aktuelle Gummi-Generation ablösen. Doch nach Kritik der Teams gab der Lieferant den Plan auf. Nun soll die neue Struktur in die 2017er Reifen kommen.
Der Plan war von Anfang an ambitioniert. Um eine neue Reifenkonstruktion während einer Saison einzuführen brauchte es die Zustimmung aller 11 Teams. Der Zeitplan war knapp. Selbst, wenn alle mitgespielt hätten, wäre die Einführung in Malaysia ein Unternehmen auf letzter Rille gewesen. Pirelli hatte sogar geplant, die neue Reifengeneration per Luftfracht einzufliegen.
Pirelli bricht Malaysia-Pläne ab
Doch nun wurde das Projekt gestoppt. Die neue Gummi-Konstruktion, mit der die Reifen besser gegen Beschädigungen von Randsteinen geschützt werden sollte, kommt nun doch nicht. „Wir hatten leider kein einheitliches Feedback von den Teams“ bedauerte Pirelli-Techniker Mario Isola. „Einige kritisierten, dass die neuen Reifen weniger Grip bieten. Das ist nur schwer zu verstehen, weil es sich um die gleiche Mischung wie beim normalen Soft-Reifen handelt.“
Pirelli bemängelte, dass die Teams die neuen Reifen im Rahmen der Freien Trainings nie unter identischen Bedingungen mit der aktuellen Generation verglichen hat. „Dann ist die Auswertung der Daten immer schwierig. Wir haben uns deshalb entschieden, die neue Konstruktion bei den 2017er Reifentests auszuprobieren. Da lassen sich einfacher verwertbare Daten sammeln.“
Pirelli überlegt Anzahl der Mischungen zu erhöhen
Der neue Unterbau könnte also in der kommenden Saison bei den breiteren Reifen zum Einsatz kommen. Auch in Sachen Reifenmischungen ist Pirelli einen Schritt nach vorne gekommen. „ Wir haben bei den letzten einige interessante Sachen gefunden“, gibt sich Isola geheimnisvoll.
Zu entlocken war dem Reifenguru aber bereits, dass sich 2017 eventuell die Anzahl der Mischungen ändern könnte. „Momentan gehen wir noch davon aus, dass es bei 5 Slick-Mischungen bleiben wird. Aber mit den neuen Erkenntnissen könnte ich mir auch vorstellen, dass es etwas mehr werden. Wir wollen die Leute aber nicht unnötig verunsichern. Und mit jeder Mischung mehr, erhöht sich der Testaufwand.“
Testautos mit zu wenig Abtrieb
In welche Richtung die neue Mischung gehen wird, wollte Isola nicht präzisieren. Es geht wohl auch nicht darum, die Bandbreite von Weich zu Hart zu erweitern. „Wir überlegen einfach mehr Reifen für verschiedene Bedingungen zu haben“, so Isola. Es geht also wohl vor allem um den Temperaturbereich, in dem Reifen arbeiten.
In den nächsten Tests mit Red Bull, Ferrari und Mercedes will man nun eine endgültige Entscheidung treffen. Dabei bedauerte Pirelli erneut, dass die Testwagen nicht die Abtriebswerte aufweisen, wie sie bei den 2017er Autos erwartet werden. „Wenn die Autos nächstes Jahr mehr Abtrieb haben und die Reifen mehr belasten, müssen wir vielleicht wieder mit höheren Luftdrücken gegensteuern“, kündigte Isola an.