Monisha Kaltenborn muss Posten räumen
Monisha Kaltenborn ist nicht mehr Teamchefin beim Sauber F1 Team. Die Österreicherin wurde bereits nach dem Grand Prix von Kanada entmachtet. Ein Nachfolger wird gesucht, wie Sauber mittlerweile bestätigt hat.
Kurz vor dem Grand Prix Aserbaidschan ist die Bombe geplatzt: Monisha Kaltenborn musste ihren Posten als Teamchefin von Sauber räumen. Am späten Mittwochabend hat der Traditionsrennstall die Personalie offiziell bestätigt. Die 46-jährige Juristin hat die Reise nach Baku schon gar nicht mehr angetreten.
„Unterschiedliche Sichtweisen“ bei Sauber
Die Pressemitteilung der Teambesitzer klingt wie in solchen Fällen immer recht freundlich: „Longbow Finance SA bedauert bekanntzugeben, dass Monisha Kaltenborn ihre Positionen bei der Sauber Gruppe mit sofortiger Wirkung beenden wird. Unterschiedliche Sichtweisen führten zu einer sofortigen Beendigung der Zusammenarbeit in beidseitigem Einvernehmen.“
„Wir danken Monisha Kaltenborn für die vielen Jahre, in denen sie das Sauber F1 Team mit starker Führung und grossartiger Leidenschaft lenkte. Für die Zukunft wünschen wir Ihr das Allerbeste. Demnächst wird bekanntgegeben, wer ihre Funktionen übernehmen wird. In der Zwischenzeit wünschen wir dem Team viel Glück in Aserbaidschan.“
Zehnder und Zander führen Team in Baku
Bereits während des 24h-Rennens in Le Mans hatte es im Fahrerlager Gerüchte über die Entmachtung Kaltenborns gegeben. Am kommenden Rennwochenende in Aserbaidschan müssen Teammanager Beat Zehnder und Technik-Chef Jörg Zander die Leitung übernehmen, bis ein neuer Teamchef gefunden ist.
Was genau die Gründe für die Trennung gewesen sind, ist noch völlig unklar. Ein Hinweis könnte der Blick auf die WM-Tabelle sein: Die sportliche Talfahrt konnte auch nach Übernahme des Rennstalls durch die Investmentgesellschaft Longbow im vergangenen Jahr nicht gestoppt werden. Mit 4 Punkten steht Sauber aktuell auf dem vorletzten Platz der Teamwertung. Wenn McLaren seine Motorenprobleme in den Griff bekommt, droht den Schweizern die rote Laterne.
Pascal Wehrlein, der am Dienstagabend (20.6.2017) persönlich von Kaltenborn informiert wurde, bedauert den Abgang der Teamchefin. „ Es ist schade. Wir hatten ein gutes Verhältnis. Für mich ändert sich aber nichts. Ich versuche weiter, an jedem Wochenende das Maximum herauszuholen. Ich hoffe, dass wir als Team unsere Herangehensweise behalten, weiter lernen und uns verbessern mit neuen Teilen für das Auto.“
Medienberichte, wonach die Sauber-Piloten innerhalb des Teams ungleich behandelt werden würden, und es deshalb zu Streitigkeiten zwischen Kaltenborn und den Besitzern gegeben habe, wies Sauber zurück. „Das ist nicht nur offensichtlich unwahr, sondern steht auch ganz im Gegensatz zur seit langer Zeit bestehenden, uneingeschränkten Verpflichtung des Teams zum fairen Wettbewerb. Diese Berichte, die anonymen Quellen“ zugeschrieben werden, sind für Marcus Ericsson und Pascal Wehrlein wie auch für das Management und die Belegschaft des Sauber F1 Teams äusserst nachteilig.„ Wehrleins Reaktion lässt allerdings Spielraum, und konterkariert in gewissen Zügen das Statement von Besitzer und Verwaltungsrat. “Das Thema Gleichstellung möchte ich nicht kommentieren„, sagte der Sigmaringer in Aserbaidschan.
Kaltenborn ist seit 1998 bei Sauber angestellt. Im Oktober 2012 hatte sie die Teamführung von Gründer Peter Sauber übernommen. Kaltenborn wurde die erste Teamchefin der Formel 1-Geschichte. Zwischendurch hielt die Österreicherin mit indischen Wurzeln sogar ein Drittel der Firmenanteile, bevor der Rennstall 2016 an Longbow verkauft wurde.
Monisha Kaltenborn hält Sauber über Wasser
In ihrer Amtszeit hatte Kaltenborn lange damit zu kämpfen, das Unternehmen finanziell über Wasser zu halten. Tiefpunkt in dieser Zeit war der Gerichtsprozess am Rande des Grand Prix von Australien 2015, als der niederländische Pilot Giedo van der Garde seinen vertraglich zugesicherten Platz einklagen wollte. Damals soll Kaltenborn sogar kurzzeitig eine Gefängnisstrafe gedroht haben. Erst in letzter Sekunde einigte man sich mit dem Fahrer auf einen Vergleich.
Wie bereits erwähnt ist ein sportlicher Aufschwung trotz der massiven finanziellen Investitionen seit der Übernahme der neuen Besitzer nur schwer zu erkennen. In den letzten 30 Rennen konnte Sauber nur zweimal Punkten. Auch bei der Jagd nach Sponsoren sind andere Teams erfolgreicher. Auf dem C36 sucht man vergeblich nach den Logos großer Marken.