Renault F1 RS16 für 2016
Das Renault F1 Team geht 2016 nach der Übernahme von Lotus in einem neuen Look an den Start - und mit 2 neuen Fahrern. Wir haben die Bilder von der Präsentation des neuformierten Werksteams.
Es war ein großer Auftritt im Renault-Technologiezentrum von Guyancourt. Präsident Carlos Ghosn wählte den Ort mit Bedacht. Hier im Süden von Paris werden alle Renault-Straßenautos geboren. Hier schlägt der französische Automobilkonzern die Brücke zu seinem Comeback in der Formel 1. 2016 schreibt Renault sein drittes Kapitel als Werksteam nach 1977 und 2002.
Am 8. Dezember hatte Renault offiziell den Lotus-Rennstall übernommen. Man sagt für rund 80 Millionen Euro. Der Autokonzern musste dafür praktisch kein Geld in die Hand nehmen. Bernie Ecclestone erklärte sich nach zähen Verhandlungen dazu bereit, Renault mit einer Sonderzahlung für seine Verdienste an der Formel 1 zu belohnen. Es war die Voraussetzung dafür, dass Carlos Ghosn sein Ja-Wort gab.
Jetzt steht der Vorstand in Paris voll hinter dem Projekt. "Zum ersten Mal in der Geschichte der Firma. Das ist die Voraussetzung, dass es gut wird", atmet Renault-Galionsfigur Alain Prost auf. Carlos Ghosn outete sich als neuer Formel 1.Fan: "In der Formel 1 ist es so: Wenn du gewinnst, ist es das Auto. Wenn du verlierst, der Motor. Deshalb machen wir jetzt alles selbst. So stellen wir sicher, dass das eingesetzte Geld auch gut investiert ist."
Renault spielt in der Liga der Formel 1.Top-Teams
Ghosn geht es um zwei Dinge. Die Marke Renault auf Märkten bekannt zu machen, in denen Renault noch eine Nebenrolle spielt: "Das Zauberwort ist der Bekanntheitsgrad. Die Formel 1 hilft uns da in China, Indien, Südostasien und Afrika."
Das zweite Marketingwerkzeug ist der Erfolg. "Er gibt der Marke ihr Image. Wir wissen, dass wir in der ersten Saison nicht von Siegen träumen dürfen. Aber ich will, dass Renault in den nächsten 3 Jahren in der Lage ist auf das Podium zu fahren. Wir haben nicht von ungefähr 12 WM-Titel gewonnen. Renault hat das Geld, die Leute, die Erfahrung, den Spirit und die Expertise, es wieder zu tun."
Große Überraschungen blieben aus. Die Werksfarben des Renault Sport F1 Teams sind schwarz und gelb. Zur Präsentation noch mit einem deutlichen Übergewicht an schwarz. Das könnte sich bis Melbourne aber noch ändern, gaben sich die Verantwortlichen geheimnisvoll.
Die Fahrer heißen Kevin Magnussen und Jolyon Palmer. Sportdirektor Cyril Abiteboul. Der Teamchef Frederic Vasseur. Technikdirektor ist Bob Bell. Motoren-Einsatzleiter Remi Taffin. Markenbotschafter Alain Prost. Genii-Chef Gérard Lopez behält eine Minderheitsbeteiligung von 10 Prozent. Ilmor wird der Motorenabteilung in Viry-Chatillon zuarbeiten.
Renault plant mit dem Etat eines Top-Teams. Das heißt 200 Millionen Euro plus. Trotz der Absage an Pastor Maldonado und des Verlustes der Petro-Dollars aus Venezuela konnte der Verlust an Sponsorzahlungen insgesamt auf 10 Millionen Euro begrenzt werden. Andere Geldgeber haben aufgestockt. Zwei neue kamen hinzu. Auch Magnussen bringt Geld mit.
Zur Zeit arbeiten 250 Angestellte in Viry und 450 in Enstone. In diesem Jahr soll das Designbüro wieder um 40 Ingenieure aufgestockt werden. In den beiden mageren Jahren 2014 und 2015 waren viele Techniker von Bord gegangen. "Bis Ende 2017 wollen wir wieder 650 Leute in Enstone haben", verrät Abiteboul.
Enthüllter Renault RS16 nur ein Showcar oder Einsatzauto für 2016?
Der neue Renault R.S.16 wird trotz der späten Entscheidung der Konzernleitung pünktlich zum ersten Test in Barcelona fertig sein. Alle Crashtests sind bestanden. Präsident Ghosn stellte das Auto, das Magnussen und Palmer enthüllten, schon als das Auto vor, das in Barcelona testen wird. Das stimmt nicht ganz. "Es ist ein Showcar", präzisiert Abiteboul. "Das echte Auto werden wir erst nächste Woche zusammenbauen."
Laut Mitbesitzer Lopez ist das Präsentationsmodell von der Optik zu 90 Prozent mit dem Auto identisch, das am 22. Februar in Barcelona auf die Teststrecke rollt. Die Verkleidung des Showcars steckte noch auf dem alten Chassis, und der Frontflügel war die Spezifikation von Abu Dhabi mit kleinen Retuschen.
Deutlich zu erkennen waren allerdings die Spuren, die der Einbau des Renault-Motors hinterließ. Die Motorabdeckung ist voluminöser, die Kühleinlässe größer und der Luftauslass im Heck des Autos wurde ebenfalls großzügiger gestaltet.
Bei den Wintertests wird ein Testträger eingesetzt. In einem ersten Schritt müssen Kilometer abgeschrubbt werden. Auch für den Motor, der laut Abiteboul das größte Entwicklungsprogramm hinter sich hat, das Renault in den letzten beiden Jahren angeschoben hat. "In Melbourne schaut das Auto dann deutlich anders aus", verspricht Lopez.
Später Motorwechsel zwingt zu Kompromissen
Der späte Motorwechsel zwang die Ingenieure zu Kompromissen. Die Antriebseinheit von Renault ist rund 10 Kilogramm schwerer als der Mercedes V6-Turbo. Und sie verlangt nach mehr Kühlung. Damit erhöht sich der Luftwiderstand und auch das Gewicht des Autos. Die Renault-Ingenieure sind froh, wenn sie das Gewichtslimit erreichen.
Bei Renault weht ein frischer Wind. Der frühere Mercedes-Ingenieur Axel Wendorff soll die Organisation in Viry auf Trab bringen. Ilmor ist keine separate Außenstelle, sondern Teil der Struktur. Mario Illien und seine Ingenieure arbeiten an Parallelprojekten und stellen einen zusätzlichen Prüfstand.
Wann immer Ilmor-Entwicklungen vielversprechend sind, fließen sie in das Gesamtdesign ein. So wie die Brennraum-Entwicklung, die Ilmor letzten Sommer im Auftrag von Red Bull durchgeführt hat. Abiteboul drückt es so aus: "Ilmor erfüllt die Rolle eines Zulieferers."
In unserer Galerie zeigen wir Ihnen die ersten Bilder des neuen Renault F1 Werksrenners.