Hülk-Team stellt sich ein Bein
Renault hat den vierten Platz in der Team-WM erobert. Der R.S.19 ist das viertschnellste Auto im Feld. Allerdings hat das Team ein Qualitätsproblem. Die MGU-K geht zu oft kaputt und raubt Renault wichtige Punkte.
Shanghai war das dritte Rennwochenende der Saison. Es lief wieder nicht ohne Zwischenfälle für Renault. Dieses Mal verlief die Qualifikation nach Wunsch. Daniel Ricciardo und Nico Hülkenberg reihten sich hinter den Top-Teams auf den Positionen sieben und acht ein. Nach dem Rennen lachte nur eine Seite der Garage. Ricciardo hielt seinen Platz vom Start bis ins Ziel. Hülkenberg riss eine defekte MGU-K aus dem Grand Prix.
Rückstand in Quali gleich groß
Die Qualifikation bestätigte: Renault hat das viertschnellste Auto im Feld gebaut. Doch der Vorsprung auf Haas und den Rest des Mittelfelds ist gering. Eine Unpässlichkeit, und Renault schafft es nicht in Q3 wie an den ersten beiden Rennwochenenden oder scheidet wie in Bahrain mit Hülkenberg gar in Q1 aus. Der Rückstand auf die Pole-Position lag bei 1,4 Sekunden. So wie im letzten Jahr in China.
Beide Piloten erwischten keine perfekte Runde, hätten laut eigener Aussage aber nicht viel schneller gekonnt. Teamchef Cyril Abiteboul war sich sicher, dass man Pierre Gasly im Red Bull hätte erwischen können, der nicht einmal ein halbes Zehntel schneller war. Das Verkehrschaos am Ende des dritten Quali-Teils beeinträchtigte die Vorbereitung auf die fliegende Runde wenig bis gar nicht.
1,4 Sekunden zu den Top-Teams sind immer noch ein Brett für den französischen Werksrennstall, der an sich selbst den Anspruch gestellt hat, den Rückstand in diesem Jahr zu halbieren, und in naher Zukunft zur Spitze aufzuschließen. In der Quali ist der Abstand für gewöhnlich größer als im Rennen, weil Mercedes und Ferrari einen stärkeren Party-Modus für den Motor haben. Diese Leistungsreserven können sie im Rennen nicht abrufen. Da rücken die Motoren enger zusammen.
Renault ist zumindest nach außen zufrieden mit seiner Entwicklung. „Im letzten Jahr waren wir durchschnittlich 1,7 Sekunden zurück. In den ersten Rennen 2019 war es nach unseren Berechnungen nur noch eine Sekunde“, sagt Chassis-Direktor Nick Chester.
Perez im Nacken./strong>
Ricciardo sah das Ziel mit einer Runde Rückstand. Bei einer Renndistanz von 56 Runden verlor der Australier im Schnitt etwa 1,8 Sekunden pro Runde auf die Schnellsten. Allerdings muss zur Ehrenrettung von Renault gesagt sein, dass man auf den schlechteren Reifen gestartet war – Soft gegen Medium – und mit einem Boxenstopp taktierte. Was sich mit Platz sieben zwar auszahlte, verglichen mit den Topteams aber mehr Reifenmanagement verlangte. Am Anfang und am Schluss des Rennens.
Ricciardo hatte Sergio Perez im Racing Point im Nacken. „Ich war von seiner Rennpace wirklich überrascht. Er hat mich vor sich hergetrieben. Ich musste Gas geben, und gleichzeitig auf die Reifen achtgeben. Deshalb wurde es hinten heraus für mich eng. Ich hatte etwas Angst, weil die Reifen langsam abgebaut haben, ich aber deswegen kein Gefühl dafür hatte, wann ich mit ihnen über die Klippe stürzte. Wenn das von einer auf die nächste Runde ohne Vorwarnung passiert, hast du ein großes Problem.“
Der siebte Platz brachte ihm die ersten sechs WM-Punkte für Renault. „Die Jungs haben ein paar High-Fives in der Garage verteilt.“ Der Australier zeigte sich zufrieden mit seinem Wochenende. Er hat ein besseres Gefühl für die Bremse entwickelt, und harmoniert immer besser mit dem R.S.19. „Vom ersten Training an hatte ich ein gutes Setup. Ich musste nicht mehr viel ändern“, berichtete der Mann aus Perth.
Hülkenberg: „Das ist alarmierend“
Nach dem GP China ist Renault mit 12 Punkten gleichauf mit Alfa-Sauber an vierter Stelle der Team-Weltmeisterschaft. Diesen Platz wollen die Franzosen auch am Saisonende einnehmen. Dafür jedoch muss die Zuverlässigkeit besser werden. Hülkenberg parkte sein Auto in der Garage, noch ehe Ricciardo den ersten und einzigen Boxenstopp antrat. Wieder, wie in Bahrain, streikte die Elektromaschine MGU-K, die sich aus kinetischer Energie speist.
Ersten Analysen nach lag es an der Software. „Drei Runden bevor ich das Auto abstellte, habe ich schon Leistung verloren. Es hat sich nach einem elektronischen Problem angefühlt, weil die Power immer mehr nachgelassen hat. Dann haben sie gesagt, komm rein. Sie wollten es mit Standardeinstellungen noch geraderücken, aber da ging nichts mehr“, erzählte Hülkenberg.
Die fehlerhafte MGU-K lässt die Alarmglocken bei Renault läuten. Weil es bereits die zweite Spezifikation ist. McLaren-Pilot Carlos Sainz bekam sie in Bahrain. Die Werksautos und der zweite McLaren von Lando Norris in China. Die erste Spezifikation der MGU-K hatte Renault in Bahrain doppelte Punkte gekostet. Renault wusste schon nach den Testfahrten um Probleme. „Auf dem Motorprüfstand hatten wir schon einmal das gleiche Problem, wie es Ricciardos Auto in Bahrain befallen hat.“
Mit der überarbeiteten Elektromaschine sollten die Probleme eigentlich aussortiert sein. Hülkenberg: „Das ist sehr alarmierend. Wir hatten eigentlich gedacht, dass mit der zweiten Ausbaustufe alles im Griff ist, und das ist leider nicht so. Ich glaube, da ist noch einiges zu verstehen. So kann es nicht weitergehen, so schießen wir uns selbst ins Knie.“
Wenig Abnutzung gleich wenig Überholen
Hülkenberg glaubt, dass er Sergio Perez nach dem verlorenen Duell in der Startrunde in Kurve sechs vermutlich nicht mehr hätte knacken können. „Weiter vor wäre schwierig geworden. Wir hatten alle ungefähr den gleichen Speed und überholen war Fehlanzeige. Ich lag hinter Checo, leider hat er mich in der ersten Runde ausgetrickst, und dann bekam ich nur noch schlechte Luft ab. Dann war Sense.“
Der Rheinländer erklärte, warum in Shanghai generell wenig bis gar nicht überholt wurde. „Eine Sekunde hinter einem anderen Auto hat es dir den Boden unter den Füßen weggezogen. Nach dem guten Rennen in Bahrain hat uns die Realität wieder eingeholt. Die Aerodynamik ist halt immer noch zu dominant. Letztes Jahr war die Abnutzung der Reifen höher. Ein Einstopp war 2018 viel, viel schwieriger als in diesem Jahr. Das hatte damals beim Überholen geholfen. Weniger Reifenabbau bedeutet halt weniger Action.“