Rosberg kein Gegner mehr
Lewis Hamilton fährt wieder auf WM-Kurs. Der Engländer gewann 6 der letzten 7 Grands Prix. Im Augenblick muss Hamilton nur Strafen fürchten. Eine für das Überschreiten der Antriebskontingente, und eine weitere für zu viele Verwarnungen.
Innerhalb von 8 Wochen verdampfte Rosbergs Vorsprung von 43 Punkten wie Wasser auf einer heißen Herdplatte. Hamilton hat wieder einen Lauf. Nach 6 Siegen in den letzten 7 Grand Prix hat sich sein Rückstand in einen Vorsprung von 19 Punkten verwandelt. Nur beim GP Europa brachte Nico Rosberg einen Fuß gegen Hamilton auf den Boden.
Der Weltmeister geht mit einer Extraportion Selbstvertrauen in die Sommerpause. Spa, Monza, Singapur sind seine Strecken. Und die folgen direkt nach den Formel 1-Ferien im Kalender. Zurzeit muss Hamilton mehr drohende Strafen fürchten als seinen Teamkollegen. In der zweiten Saisonhälfte könnten ihm noch 2 Strafversetzungen in der Startaufstellung blühen.
Strafe und Motor-Upgrade in einem Schwung
Die erste ist unvermeidbar. Sie wird zu 90 Prozent in Spa eingelöst. Hamiltons Kontingent an Turboladern und MGU-H ist bereits ausgeschöpft. Mercedes will auf elegante Weise neue Komponenten ins System bringen. In Spa tut es am wenigsten weh. Nirgendwo ist Überholen einfacher. In Spa soll die nächste Ausbaustufe des Mercedes V6-Turbo folgen. Dafür werden auch Token investiert.
Teamchef Toto Wolff machte den Einsatz des sechsten und siebten Turboladers bei Hamilton davon abhängig, ob das Upgrade bis Spa fertig wird. „Es wäre sinnvoll, das eine mit dem anderen zu verbinden.“ Bei einem doppelten Tausch an einem Wochenende müsste Hamilton aus der letzten Reihe starten.
Hamilton droht aber noch von einer anderen Seite Gefahr. Der Engländer hat 2 Verwarnungen wegen Nichtigkeiten in seiner Akte stehen. Bei der dritten muss er zehn Startplätze zurück. Sollte es so weit kommen, wird das wieder für Diskussionen wegen der Sinnhaftigkeit solcher Strafen sorgen.
Die erste gelbe Karte bekam Hamilton in Bahrain, als er im Parc Fermé auf Anweisung eines Ordners rückwärts fuhr. Die zweite gab es, weil er beim GP Russland am Boxeneingang auf der falschen Seite an einem Begrenzungs-Poller vorbeigefahren ist.
Dritte gelbe Karte fast in Hockenheim
Der WM-Spitzenreiter behauptet zwar, dass er beim Fahren darüber nicht nachdenke, das Damoklesschwert einer möglichen Strafe ist dennoch ein unsichtbarer Passagier. Am Freitag in Hockenheim musste Hamilton sein Longrun-Programm umstellen. Er war in der ersten freien Sitzung 5 Mal in Kurve 1 über die Streckenbegrenzung geraten. Die Ingenieure rieten ihm am Nachmittag seinen Ehrgeiz zu zügeln. Aus Angst davor, die Sportkommissare könnten darin einen Grund für eine Strafe sehen.
Am Samstagmorgen hätte es den Champion dann um ein Haar doch zum dritten Mal erwischt. Beim Rausfahren aus der Boxengarage zwang er Romain Grosjean zum Ausweichen. Tatbestand: Unsafe release.
Hamilton war daran nicht ganz unschuldig, auch wenn nach links die Sicht durch Fotografen verstellt war und rechts die Ausfahrschneise von einem Ferrari blockiert wurde. Ein Mechaniker wollte ihn stoppen, doch der Weltmeister schaute in die andere Richtung.
Zum Schluss wurde Mercedes gebüßt. 10.000 Euro in die FIA-Kasse. Ein Teammanager der Konkurrenz meinte: „Wenn Lewis nicht schon 2 Verwarnungen in den Büchern gehabt hätte, wäre er wohl verwarnt worden. Aber den Aufschrei wollten sich die Sportkommissare ersparen.“