„Will besser sein als das Auto“

In der Winterpause wurde Alex Albon durch Sergio Perez ersetzt. Red Bull brauchte einen Mann, der Verstappen im Kampf gegen die Silberpfeile unterstützen kann.
Zehn Mal stand Sergio Perez auf einem Formel 1-Podium. Dabei ist der Mexikaner nie für ein Top-Team gefahren. Das ändert sich jetzt mit dem Wechsel zu Red Bull. Der Sieger des Sakhir-Grand Prix will besser sein als sein Auto.
Am Tag des WM-Finales 2020 war Sergio Perez noch ohne Job. Der 31-jährige Mexikaner hatte seine zehnte Formel-1-Saison gerade als Vierter abgeschlossen, als Best of the Rest hinter Lewis Hamilton, Valtteri Bottas und Max Verstappen. Und trotzdem hielt er nur noch einen Strohhalm in der Hand. Eine Woche später holte Red Bull den Sieger des GP Sakhir am Bord. Zum ersten Mal seit Mark Webber bediente man sich bei einem Fahrer außerhalb des eigenen Kaders.
Der WM-Zweite sprang damit über seinen Schatten. Das allein zeigt die Wertschätzung, die Red Bull dem ehemaligen Racing-Point-Fahrer entgegenbringt. Perez soll 2020 für Red Bull zu einem Baustein werden, der Mercedes endlich den WM-Titel entreißt. Und wenn es nur darum geht, dass der 191-fache GP-Teilnehmer Mercedes daran hindert, Max Verstappen mit unterschiedlichen Strategien schachmatt zu setzen.
Red-Bull-Chance als Türöffner
Perez sieht sich natürlich nicht als Wasserträger des Holländers, auch wenn er zugeben muss, dass sein Teamkollege auf eine Runde in der Qualifikation der absolute Maßstab ist: "Ich will mehr geben als das Auto kann. Wenn der Red Bull ein Siegerauto ist, will ich Weltmeister werden. Wenn er nur gut für zweite Plätze ist, will ich damit gewinnen."
Der Neuzugang bei Red Bull weiß, dass ihm das Schicksal eine einmalige Chance zugespielt hat. Egal, ob seine Zukunft dann bei Red Bull oder anderswo liegt. "Ich werde alles dafür tun um zu zeigen, dass ich es wert bin. Dieses Jahr wird mir viele Türen öffnen."
Perez ist in seiner Formel-1-Karriere für Sauber, McLaren, Force India oder den Folge-Rennstall Racing Point gefahren. Keines dieser Teams zählte in dieser Epoche zur Formel-1-Spitze. Trotzdem stand der Mann aus Guadalajara in den vergangenen zehn Jahren zehn Mal auf dem Podium und hat im 190. Anlauf endlich auch einmal gewonnen.
Teamchef Christian Horner lobt seine Qualitäten: "Er hat eine riesige Erfahrung. Er kann ein Auto ins Ziel tragen und die Reifen streicheln. Er ist ein zäher Kämpfer. Wir hoffen, dass er mehr Ausgeglichenheit in das Team bringt, ähnlich wie wir es mal mit Max Verstappen und Daniel Ricciardo hatten."
Bei Red Bull zählt nur der Sieg
Der erste Eindruck des Neuzugangs beschränkt sich hauptsächlich auf das, was er bei seinen ersten Kontakten mit seinem Team gesehen hat. Die Fabrik ist viel weitläufiger als die von Racing Point, der Simulator und andere Werkzeuge viel hochgestochener, die Mannschaft viel größer und der Wind auch ein bisschen rauer: "Du merkst auf Schritt und Tritt: Hier will jeder nur gewinnen."
Seinen neuen Red Bull RB16B kennt Perez nur von ein paar Runden bei einem Filmtag in Silverstone. Es ist zu früh etwas Konkretes zu sagen. "Ich kann Unterschiede zu meinem früheren Auto erahnen, Potenzial erkennen, aber für echte Erkenntnisse ist es noch viel zu früh." Am ersten Arbeitstag auf der Strecke ging es auch nicht um Rundenzeiten, sondern um den Wohlfühlfaktor: "Wie ich am bequemsten im Auto sitze, wie ich die Systeme bediene, wie ich mit den Ingenieuren kommuniziere."
Da liegt laut Perez auch noch der größte Aufholbedarf im Vergleich zu Verstappen, der sein Team schon seit 2016 kennt. "Ich werde lernen müssen, wie dieses Auto tickt, wie ich es abstimmen muss, um das Maximum aus ihm herauszuholen."
Mit seiner Erfahrung sollte das aber kein Problem sein. "Ich vertraue auf meine Fähigkeiten und muss einfach nur tun, was ich immer getan habe. Es wird aber schon ein bisschen Zeit brauche, bis ich in meiner neuen Umgebung verstanden habe, was wichtig ist." Besonderen Druck verspürt der Mexikaner nicht: "Ich habe gelernt, mich auf das Wesentliche zu fokussieren."