DRS-Ausfall rettet Leclerc
Lewis Hamilton hätte beim GP Abu Dhabi mit jeder Strategie gewonnen. Ferrari versuchte Red Bull mit zwei Stopps in die Knie zu zwingen. Sergio Perez zeigte, welche Strategie die Schnellste war. Der Taktik-Check.
Mercedes hatte es in Abu Dhabi wieder so einfach wie am Beginn der Saison. Hamilton. itemprop="name" />Lewis Hamilton./span> war so überlegen, dass er mit jeder Strategie und jeder Reifen.olge gewonnen hätte. Ihn konnte nur ein Safety-Car zur falschen Zeit in Bedrängnis bringen. Deshalb lag die Taktik für ihn auf der Hand. Warten, bis Max Verstappen seinen Reifen.echsel absolviert. So war sichergestellt, dass der Gegner nicht von einem späteren Safety-Car profitieren würde.
Die Mercedes fuhren in einer anderen Welt. Nichts zeigt das besser als die schnellste Rennrunde. Hamilton erzielte sie mit 27 Runden alten Reifen der harten Mischung und einem normalen Power-Modus für den Motor. Valtteri Bottas war in seiner zweiten Runde auf den harten Reifen um eine halbe Sekunde langsamer. Charles Leclercs letzter Reifen.atz der Marke Soft war sechs Runden alt, als der Ferrari-Pilot seine persönliche Bestzeit fuhr. Die lag um 1,159 Sekunden über der von Hamilton.
Für Valtteri Bottas hatten die Mercedes-Strategen Platz sechs ausgerechnet. Am Ende landete der Finne, der von hinten starten musste, mit nur 0,9 Sekunden Rückstand auf Leclerc dem vierten Platz. Verschiedene Umstände begünstigten das Ergebnis von Bottas. Erstens: Vettel startete auf Soft-Reifen. Damit waren zwei Boxenstopps in Stein gemeißelt. Zweitens: Vettel verlor beim ersten Boxenstopp über vier Sekunden auf die Normalzeit.
Drittens: Red Bull holte Alexander Albon für ein Einstopp-Rennen viel zu früh an die Box. Albon wechselte schon in der 13.Runde auf die harten Reifen. Bottas erst in Runde 29. Red Bull hoffte dadurch von Vettels missglücktem Stopp zu profitieren, was aber misslang. Mit dem Vorteil des schnelleren Autos und des Reifen.eltas hatte Bottas den Thailänder schnell eingeholt.
Zweiter Stopp für Leclerc geringeres Übel
Bottas hatte bei seiner Aufholjagd aber auch mit einem Handikap zu kämpfen. 18 Runden lag streikte das DRS-Überwachungssystem. Die Teams haben zwar mittlerweile eigene Mechanismen entwickelt, die ihnen anzeigen, wann der Fahrer DRS einsetzen darf, doch die Rennleitung erteilte Mercedes eine Absage, das FIA-Signal zu überschreiben. So steckte Bottas länger im Mittelfeld fest, als ihm lieb war.
Der Mercedes-Pilot verbrachte allein sechs Runden im Windschatten des Renault von Nico Hülkenberg. Kaum war DRS freigeschaltet, flog Bottas an Hülkenberg vorbei. „Das hat uns fünf Sekunden an Rennzeit und den dritten Platz gegen Leclerc gekostet“, rechneten die Ingenieure vor. Auch Vettel haderte mit der DRS-Panne: „Ich hatte ausgerechnet in den Runden keine Überholhilfe, in denen ich mit den weichen Reifen noch Vorteile hatte.“
Den Zeitpunkt des Boxenstopps von Bottas bestimmten Sergio Perez und die Taktik der Ferrari-Piloten. Perez war in Runde 29 mit 24 Sekunden Rückstand gerade aus dem Boxenstopp-Fenster von Bottas gerutscht. „Außerdem wollten wir Valtteri genug Runden geben, um wieder auf Leclerc aufschließen zu können. Bleiben wir länger draußen, ist das Reifen.Delta größer, aber ihm läuft die Zeit davon.“
Mercedes ging fest davon aus, dass Ferrari Leclerc ein zweites Mal an die Boxen holen würde. Ab der 32. Runde fuhr der Ferrari-Pilot bereits zwei bis drei Sekunden langsamer als sein unsichtbarer Verfolger. Da konnte ihn auch ein 31 Sekunden nicht schützen.
Ein zweites Mal frische Reifen waren das geringere Übel, auch wenn damit der ganze schöne Vorsprung verdampfte. Als Leclerc nach dem zweiten Stopp wieder auf die Strecke ging, hatte er noch 2,9 Sekunden Vorsprung. Der Vorteil der frischen weichen Reifen verschaffte ihm erst einmal neun Sekunden Luft. Doch aber der 47. Runde begann der Vorsprung wieder dramatisch zu schrumpfen.
Bottas sieben Runden Power-Modus
Ferrari war schnell klar, dass es an diesem Tag bestenfalls einen zweiten Platz zu holen gab. Zunächst lief alles nach Plan. Leclerc flog in der Startrunde so schnell an Max Verstappen vorbei, dass sofort wieder der Verdacht aufkam, es wäre etwas nicht in Ordnung. Weil man bei Ferrari ahnte, dass der Red Bull über die Distanz das schnellere Autos sein würde, versuchte man Verstappen in die Doppelzange zu nehmen.
Leclerc und Vettel kamen in der gleichen Runde für harte Reifen an die Box. Aus Sicht von Leclerc, der auf Medium-Reifen gestartet war, überraschend früh. Der Stopp in Runde 12 sollte einen Undercut-Versuch von Verstappen verhindern. Vettel konnte Ferrari als strategischen Trumpf schnell vergessen. Mit seinem 6,9 Sekunden-Stopp war der Deutsche raus auf dem Rennen um die Podiumsplätze.
Verstappen hatte später mit 13 Runden frischeren Reifen leichtes Spiel, Leclerc auf der Strecke zu schlagen. Der zweite Stopp der beiden Ferrari war eine Reaktion darauf, dass man auf den harten Reifen noch mehr Zeit auf die Mercedes und Red Bull verlor als auf den anderen Mischungen.
Das Reifen.ontingent zwang den Fahrern den letzten Satz geradezu auf. Leclerc hatte nur noch eine frische Garnitur Soft, Vettel einen Satz Medium. Pirellis weiche Reifen.ischung zahlte sich nur zehn Runden lang aus. Dann kletterten die Rundenzeiten in den 1.42er Bereich. Schwacher Trost für Ferrari: Leclerc konnte seinen dritten Platz verteidigen, und Vettel holte sich noch Rang fünf von Albon.
Die gute Vorstellung der Ferrari auf den Geraden und die falschen Angaben bei Leclercs Tankinhalt schürten den Verdacht ein weiteres Mal, dass Ferrari mit dem Motor trickst. Da Ferrari wusste, dass die FIA nach dem Ende des Rennens ein besonderes Auge auf den Benzinverbrauch und die Durchflussmenge von Leclerc werfen würde, muss man davon ausgehen, dass alles in Ordnung war.
Trotzdem demonstrierte der Ferrari-Motor gute Power. Mercedes hatte Bottas in den letzten sieben Runden praktisch freie Fahrt gegeben. Da sein Motor brandneu war, durfte er fast ununterbrochen im höchsten Power-Modus fahren. „Doch als wir näherkamen, hat Ferrari auch an der Power-Schraube gedreht“, stellten die Mercedes-Ingenieure fest.
Ein Stopp besser als zwei
Im Mittelfeld ließen sich die Strategien viel besser vergleichen. Die beiden McLaren und Renault waren gezwungen auf Soft-Reifen zu starten. Beide Teams versuchten es selbst intern mit unterschiedlichen Taktiken. Was nach Aussage von McLaren-Teamchef Andreas Seidl erst während des Rennens so entschieden wurde.
Daniel Ricciardo kam mit Soft-Hart-Soft über die Distanz, Nico Hülkenberg mit Soft und Medium. Lando Norris übernahm bei McLaren den Part des Einstoppers mit den Mischungen Soft und Hart. Carlos Sainz begann mit Soft, setzte seine Fahrt auf harten Reifen fort und hatte am Schluss Medium-Gummis am Auto. Auch der Zeitpunkt der Boxenstopps war völlig unterschiedlich:
Norris – Boxenstopp Rd. 8
Sainz – Boxenstopp Rd. 12 / 41
Ricciardo – Boxenstopps Rd. 11 / 42
Hülkenberg – Boxenstopps Rd. 18
Am Ende trafen sich alle wieder. Bei McLaren gewann das Einstopp-Rennen, bei Renault die Variante mit zwei Reifen.echseln. Aber erst in der letzten Runde. Obwohl Hülkenberg am Ende der Schlange landete, stellte er die Taktik nicht in Frage. „Bei perfektem Verlauf hätte ich auch sechs Punkte holen können. Hätte ich nicht zwei Sekunden im Zweikampf mit Bottas verloren. Wäre ich an Lando vorbeigekommen und hätte dann freie Fahrt gehabt. Stattdessen bin ich 30 Runden in Turbulenzen gefahren. Das frisst dir die Reifen auf. Das Tempo war hoch, Carlos, Sergio und Daniel kamen von hinten. Es gab nie Zeit sich auszuruhen und die Reifen zu schonen. Zum Schluss habe ich den Preis bezahlt. Das Rennen dauerte einfach eine halbe Runde zu lang “
Lando Norris meinte im Rückblick, dass die Startplätze 11 und 13 mit freier Reifen.ahl Sergio Perez und Daniil Kvyat die besseren Karten in die Hände spielten. Perez gab ihm mit dem 7. Platz Recht, auch wenn ihn der Mexikaner erst in der letzten Runde mit einem spektakulären Überholmanöver an Norris vorbei erzwang und Kvyat in seiner Aufholjagd ein bisschen die Zeit davonlief. Im Ziel fehlten dem Toro Rosso-Piloten nur noch 1,2 Sekunden auf Norris. Der McLaren-Pilot zog Bilanz: „Die Strategie Medium-Hart oder Hart-Medium war schneller. Wir wussten das aber schon vor dem Start. Wir wussten, dass Sergio und Daniil irgendwann kommen würden. Ich war überrascht, dass ich sie so lange aufhalten konnte.“