Trainingsanalyse GP England 2018
Das wird eine enge Kiste. Auf eine Runde fordert Ferrari die Silverstone-Hausherren heraus. im Longrun sind die Silberpfeile leicht schneller. Eines ist jetzt schon klar: Das wird nicht der erwartete Durchmarsch für Mercedes.
Die Bestzeiten der beiden Trainingssitzungen zum GP England sagen alles. Das wird ein Duell zwischen Hamilton. itemprop="name" />Lewis Hamilton./span> und Sebastian Vettel. Am Morgen stellte Hamilton mit einer Zeit von 1.27,487 Minuten die Tagesbestzeit auf. Vettel erreichte am Nachmittag mit 1.27,552 Minuten den Bestwert nicht ganz. Die Streckentemperaturen waren von 37 auf 51 Grad geklettert. Vettel hatte im zweiten Training seinen Widersacher im Nacken. Der Unterschied betrug 0,187 Sekunden. „Die Qualifikation wird eine enge Kiste“, verrät ein Mercedes.Ingenieur.
Bei den Longruns schlägt das Pendel überraschenderweise leicht Richtung Mercedes um. Am Ferrari bauten die Reifen stärker ab. Bei ihren vergleichbaren Longruns war Hamilton eine Spur schneller als der Ferrari-Pilot. Im Schnitt um eineinhalb Zehntel pro Runde. Der überraschende Umstand, dass der Ferrari seine Reifen stärker belastet, könnte dafür sprechen, dass Ferrari unbedingt ein Auto auf die Pole Position bringen will. Wer einmal in Silverstone vorne liegt, ist von dort nur schwer zu verdrängen. Ferrari weiß auch, dass der Mercedes kein besonders gutes Auto im Verkehr ist und häufig mit Reifenproblemen zu kämpfen hat, wenn er nicht frei fahren kann.
Red Bull ist für Mercedes und Ferrari in der Freitagsform keine Bedrohung. „Wir waren konstant langsam. Auf allen Reifentypen, mit oder ohne DRS“, bedauert Motorsportchef Helmut Marko. Da werden die Ingenieure wohl noch einmal in Klausur gehen müssen. Es kann eigentlich nur an der Fahrzeugabstimmung liegen, wenn Red Bull so weit danebenliegt.
Sechs Dinge, die Sie wissen müssen
1) Was sind die Longrun-Zeiten von Mercedes und Ferrari wert?
Vergessen Sie den Bestwert von Vettel auf den Soft-Reifen. Genauso die Bestwerte von Räikkönen und Hamilton auf den Medium-Gummis. Sie wurden mit deutlich weniger Benzin begonnen als der Rest der Dauerläufe, sind damit für einen Vergleich nicht repräsentativ. Sehr gut vergleichen lassen sich dagegen die Rennsimulation von Hamilton auf den Soft-Reifen und die von Vettel auf den Medium-Gummis. Obwohl es unterschiedliche Mischungen sind. In den Longruns sind die Reifensorten soft und medium fast ebenbürtig. Hamilton kam über 10 Runden auf einen Schnitt von 1.33,222 Minuten. Vettel fuhr auf der härteren Mischung 17 Runden am Stück und schaffte dabei ein Mittel von 1.33,369 Minuten. Kleiner Vorteil Mercedes. Vettel war dennoch zufrieden. „Endlich mal wieder ein guter Freitag. In meinem Longrun hatte ich am Ende Verkehr. Der wäre noch ein bisschen schneller gegangen.“
2) Was ist los bei Red Bull?
Das wüssten die Red Bull-Ingenieure selbst gerne. Max Verstappen fiel wegen Technikproblemen und Unfall als Messlatte aus. Ricciardo kam mit keinem Reifentyp auf einen grünen Zweig. Sein Soft-Longrun mit 1.34,242 Minuten im Schnitt war eine Sekunde pro Runde langsamer als der von Hamilton. Die acht Runden, die der Australier dann noch auf dem Medium-Reifen abspulte, sehen im Vergleich zu Vettel nur deshalb ordentlich aus, weil sie am Ende der Sitzung mit weniger Benzin an Bord abgespult worden.
Marko rätselt: „Wir sind auf allen Reifentypen langsam. Und zwar konstant langsamer als in Österreich. Da muss etwas grundlegend falsch sein. Wir verlieren nicht nur auf den Geraden, sondern auch in den Kurven massiv Zeit, obwohl wir meistens mit aktiviertem DRS fahren. Ich fürchte, wir brauchen jetzt dramatischere Setup-Änderungen als in Spielberg.“ Den Reifen mit der dünneren Lauffläche wollte Marko den Zeitverlust nicht anrechnen. „Bei einer Sekunde Rückstand kannst du nichts auf die Reifen schieben.“
3) Was passierte mit Max Verstappen?
Verstappen legte am ersten Trainingstag nur 26 Runden zurück. Zum Vergleich: Teamkollege Ricciardo spulte 61 Runden ab. Am Morgen endete Verstappens Training vorzeitig. Ein Sensor hatte falsche Signale gegeben. Das Getriebe steckte im vierten Gang. Am Nachmittag war schon nach 14 Minuten Schluss. Verstappen flog in die Absperrung von Kurve 7. Trotz des relativ harmlosen Aufpralls mit dem rechten Hinterrad war der Schaden so groß, dass er nicht repariert werden konnte. Lassen wir den Holländer selbst erzählen: „ Ich war auf den harten Reifen zu früh zu schnell. Da habe ich das Auto verloren.“ Marko wunderte sich: „Max hatte das Auto schon wieder gefangen, da kam der Gegenpendler. Vielleicht hätte er es am Anfang ein bisschen ruhiger angehen sollen.“ Verstappen kritisierte wie viele seiner Kollegen den neuen Asphalt: „Ich habe eine glatte Strecke erwartet. Sie ist aber immer noch sehr wellig. Nur eine paar von den großen Bodenwellen sind verschwunden.“
4) Wer ist der König im Mittelfeld?
Renault ist wieder zurück. Hülkenberg und Sainz lieferten sich mit den HaasF1, McLaren, Sauber und Force India ein heißes Duell um Platz 4. Hülkenberg verlor zwar das Duell um die schnellste Runde der zweiten Kategorie knapp gegen Alonso, doch im Longrun auf den Soft-Reifen lag er sogar vor Ricciardo. Nicht weit dahinter die HaasF1, Sauber, Force India und McLaren. Auf den Soft-Reifen lagen die Dauerläufe der fünf Teams innerhalb einer halben Sekunde. Bei Sauber und bei Force India scheinen sich die Upgrades auszuzahlen. „ Das Auto geht besser. Wir sind zurück im Mittelfeld. Im Moment probieren wir noch unterschiedliche Aero-Konfigurationen, um das Maximum aus dem Paket rauszuholen“, verrät Perez.
5) Was bringt DRS in der ersten Kurve?
Am Morgen probierten vier Fahrer mit offenem Heckflügel durch die erste Kurve zu fahren: Max Verstappen, Sebastian Vettel, Esteban Ocon und Romain Grosjean. Für Grosjean endete der Versuch in der Absperrung. Grosjean gab an, dass er das DRS deaktivieren wollte, auf einer Bodenwelle mit dem Finger von der Taste gerutscht ist. HaasF1 muss ein neues Chassis aufbauen. Der linke Seitenkasten ist abgerissen. Er ist nur geklebt und deshalb nicht so schnell zu reparieren. Perez probierte es am Nachmittag: „Ich bin gleich neben der Strecke gelandet.“
Verstappen brachte die Mutprobe gar nichts. Der Red Bull wurde mit 295 km/h gemessen. Hamilton. itemprop="name" />Lewis Hamilton./span> fuhr mit 300 km/h mit geschlossenem Flügel durch die erste Kurve. Die Mercedes.Piloten wollen auf den Höllenritt verzichten. Man kommt schneller durch die Passage, wenn man den Heckflügel kurz zuklappt und dann für Kurve 2 wieder aufmacht. Außerdem stresst es die Reifen weniger. Das danken sie dem Fahrer auf dem Rest der Runde.
Hierzu eine Anmerkung, warum die Fahrer in der ersten DRS-Zone den Heckflügel manuell öffnen und schließen dürfen. FIA-Rennleiter Charlie Whiting erklärt die Spezialregelung für diese Stelle. „ Normalerweise liegt die Log out-Stelle kurz vor dem Bremspunkt am Ende einer Geraden. Weil wir hier nach der Zielgeraden zwei Kurven haben bevor die Fahrer das erste Mal bremsen, haben wir den Log Out-Punkt schon 300 Meter nach den Aktivierungspunkt gelegt, also kurz vor die erste Kurve. Das heiß, dass der Fahrer ab da das DRS ein- und ausschalten darf, wann er will. Es gibt nur eine Ausnahme. Wenn der Fahrer das Gas mehr lupft als einen bestimmten Wert, klappt der Heckflügel automatisch zu. Er lässt sich dann für den Rest der DRS-Zone nicht mehr öffnen. Die Gaspedalstellung, bei der sich DRS ausschaltet, liegt im Ermessen des Teams. Die stellen das individuell ein. Die meisten justieren den Punkt bei rund 90 Prozent Gaspedalstellung.“
6) Halten die Reifen durch?
Silverstone ist für die Reifen die höchste denkbare Belastung. Extrem schnelle Kurven und 50 Grad auf dem Asphalt. Das könnte am Sonntag, wenn die Außentemperaturen noch einmal um fünf Grad steigen sollen, den Streckenbelag noch weiter aufheizen. „Bis jetzt haben wir mit der dünneren Lauffläche die Blasenbildung im Griff“, atmet Pirelli-Technikchef Mario Isola auf. Er erklärt, dass es zwei Arten von Blasen gibt: „Die einen entstehen durch hohe Temperaturen auf der Oberfläche und sind nicht sehr tief. Damit kann man relativ lange mit einem Anstieg der Rundenzeiten fahren. Die gefährlicheren Blasen bilden sich, weil der Mantel von innen heraus überhitzt. Das sind dann meist tiefe Blasen, die die Lebensdauer der Reifen verkürzen.“ Wird Silverstone auch wieder ein Einstopp-Rennen? „Wenn sich die Teams auf die Mischungen medium und soft versteifen, dann könnten wir einen zweiten Boxenstopp sehen. Wer es mit dem ultraharten Reifen probiert, kommt mit einem Stopp durch.“