Trainingsanalyse GP Japan 2018
Lewis Hamilton hat seine Gegner zerstört. Der WM-Favorit hängte seine Gegner um eine halbe Sekunde ab. Nur Sebastian Vettels Longrun auf Soft-Reifen macht Hoffnung. Doch Ferrari hat Probleme mit Blasen auf den Hinterreifen.
Der Funkspruch von Hamilton. itemprop="name" />Lewis Hamilton./span> mitten im zweiten Training spricht Bände. „Die Strecke ist unglaublich. Es ist ein atemberaubendes Gefühl hier zu fahren“ Gegenfrage seines Renningenieurs: „Du hast also Spaß?“ Hamilton gab euphorisch zurück: „Ich habe gerade einen wunderbaren Tag.“ Mit Blick auf die Zeitenliste konnte der Mercedes-Pilot mehr als zufrieden sein. Auf eine Runde hängte er Teamkollege Valtteri Bottas um 0,461 Sekunden ab, WM-Gegner Sebastian Vettel sogar um acht Zehntel.
Gleiches Bild in Longrun auf Supersoft-Reifen. Ein entfesselter Hamilton flog allen davon. Auch da kassierte Ferrari eine herbe Klatsche. Vettel fehlten im Schnitt wieder acht Zehntel. Nur sein Dauerlauf auf Soft-Reifen macht Hoffnung. Da fuhr Vettel nur ein knappes Zehntel langsamer als Hamilton. Beunruhigend ist, dass Ferrari seine Hinterreifen mit Blasen zurück an die Box brachte. Auf den Supersoft-Reifen muss Ferrari sogar die Red Bull fürchten.
Im Rest des Feldes setzt sich das Bild der letzten Rennen fort. Force India führt das Mittelfeld knapp vor HaasF1 an. Dann folgen Sauber und Toro Rosso. Der neue Honda-Motor zeigt Wirkung. Renault sackt immer weiter ab. Das kann noch bitter werden. Am Ende des Feldes sind wie in Russland McLaren und Williams. Aus unterschiedlichen Gründen. Den einen fehlt Power, den anderen der Abtrieb.
Sechs Dinge, die Sie wissen müssen
1) Wieso ist Mercedes so stark?
Sagen wir es so. Innerhalb von Mercedes gibt es zwei Kategorien. Team A ist Hamilton. itemprop="name" />Lewis Hamilton./span>. Der Engländer flog allen davon. Er schwimmt auf einer Erfolgswelle, auf der alles gelingt. Sogar das Ausweichmanöver, als im ersten Training plötzlich Pierre Gasly mit seinem Toro Rosso vor der Schikane in der Einflugschneise des WM-Spitzenreiters stand. Die Tagesbestzeit von 1.28,217 Minuten überraschte selbst seine Ingenieure. „Unsere Vorhersagen lagen vier Zehntel über der Zeit.“
Team B ist Valtteri Bottas. Der Finne war auf eine Runde aber immer noch um 0,372 Sekunden schneller als Sebastian Vettel. Trotz leichtem Untersteuern. Im Supersoft-Longrun lagen Bottas und Vettel fast gleich auf. Bottas fuhr über 10 Runden 1.34,978 Minuten, Vettel über 13 Runden 1.35,085 Minuten. Auch hier schlug der Außerirdische wieder zu. Hamiltons Longrun-Schnitt auf Supersoft-Reifen war nicht von dieser Welt. Nur bei der Rennsimulation auf den Soft-Gummis muss Hamilton Konkurrenz fürchten. Vettel war nur ein Zehntel langsamer. Die Mercedes gewinnen auf Ferrari in Kurve 2, im kompletten Bergaufgeschlängel und in der Schikane. Auf den Geraden herrscht Gleichstand.
2) Wo steht Ferrari.
Sebastian Vettel wirkte ein bisschen ratlos. Einziger Lichtblick war der Longrun auf den Soft-Reifen. „Die Supersoft-Reifen haben zu stark abgebaut.“ Konsequenz: Sie zogen Blasen. Ansonsten das gleiche Bild wie in Russland: „Das Auto fühlt sich nicht schlecht an, auch nicht langsamer als vorher. Aber die Zeiten von Lewis sind der Wahnsinn. So überlegen waren wir zu keiner Zeit in diesem Jahr. Wenn wir gewonnen haben, dann knapp. Mercedes hat uns in Barcelona, in Frankreich und in den letzten beiden Rennen eine eingeschenkt.“ Vettel ist auch klar: „So ein Zeitsprung kommt nicht von einer Entwicklungsstufe. In dem Bereich, in dem wir uns bewegen, machst du keine halbe Sekunde mehr gut.“ Trotzdem ist das Pendel seit dem GP Singapur dramatisch umgeschlagen. Netto um mindestens eine halbe Sekunde. Und dafür kann es nur zwei Erklärungen geben. Entweder hat Mercedes etwas gefunden, das von außen nicht sichtbar ist, oder Ferrari musste zurückstecken. Beim Auto und beim Motor.
3) Hat nur Ferrari Problem mit Blasen auf den Reifen?
Auch bei einem McLaren beobachtete Pirelli Blasen an den Hinterreifen. Doch sie waren nicht so extrem wie bei Ferrari. Da zeigte sich eine tiefe Furche mitten auf der Lauffläche der Hinterreifen. Pirelli-Sportchef Mario Isola vermutet einen Fehler in der Fahrzeugabstimmung. „Wir müssen jetzt herausfinden, wo die Blasen herkommen. Entweder rutscht das Auto zu viel, dann entsteht sie durch Überhitzen an der Oberfläche. Oder in den Reifen wird zu viel Energie eingeleitet. Dann entsteht sie von innen heraus.“
4) Was kann Red Bull ausrichten?
Im Moment nicht viel. Max Verstappen rechnet damit, dass er die Ferrari im Renntrim ärgern kann. „Mercedes ist zu weit weg.“ Kleine Einschränkung: Red Bull muss erst den perfekten Mix beim Setup finden. Verstappen fuhr mit einem kleineren Heckflügel als Teamkollege Daniel Ricciardo. Und er hatte noch einen alten B-Motor im Heck, um für den C-Motor Kilometer zu sparen. „Wir müssen noch den richtigen Kompromiss für Topspeed und Abtrieb auf der Hinterachse finden. Mir fehlte noch etwas Vertrauen in den Grip. Deshalb konnte ich in den Kurven nicht attackieren.“ Ricciardo war mit seinen Longruns zufriedener. Auf dem Soft-Reifen nahm er Verstappen im Schnitt fünf Zehntel pro Runde ab. In seiner schnellsten Runde fehlten dem Australier 0,256 Sekunden auf den Teamkollegen. Ricciardo erklärte es mit Verkehr im ersten Sektor.
5) Warum fährt Renault schon wieder hinterher?
Nico Hülkenberg hätte Prophet werden können. Seine Ankündigung, dass der Kampf um Platz 4 in der Konstrukteurs-WM hart werden würde, bestätigte sich nach dem ersten Trainingstag. In den Longruns noch mehr als auf eine. Hülkenberg hält einen Startplatz in den Top 10 für ambitioniert. „Die Balance in den schnellen Kurven passt nicht. Das Auto benimmt sich am Kurveneingang anders als am Aussgang. Das ist vor allem im ersten Sektor mühsam. Ich bin viel am Korrigieren, komme in keinen Rhythmus. Das bremst dich auf einer Strecke, auf der du einen guten Fluß brauchst.“ Einziger Hoffnungsschimmer. Hülkenberg fuhr am ersten Trainingstag noch mit einem Uralt-Motor der Serie A. „Da kommt morgen schon noch ein bisschen Power. Aber bei den anderen leider auch.“
6) Wer ist der König im Mittelfeld?
Esteban Ocon gewann das Rennen hinter den drei Topteams. Teamchef Otmar Szafnauer jubelte: „Wir sind klar die vierte Kraft.“ Ocon hängte Romain Grosjean um vier Zehntel ab. Dahinter drängeln sich 13 Fahrer auf neun Zehntel. In den Longruns machen wieder die Sauber eine starke Figur, speziell auf den Supersoft-Reifen. Der C37 geht pfleglich mit Pirellis weichster Option um. Auf den Soft-Reifen schob sich Marcus Ericsson im Dauerlauf sogar zwischen Max Verstappen und Kimi Räikkönen. Das liegt allerdings daran, dass Räikkönen die Soft-Reifen gleich zu Beginn des Trainings probierte und Ericsson am Ende. Das heißt: Der Ferrari hatte deutlich mehr Sprit an Bord.
Auch beim Supersoft-Longrun von Lance Stroll muss man Abstriche machen. Der Kanadier benutzte die weichen Gummis am Schluss, und er war damit nur fünf Runden unterwegs. Der Supersoft-Longrun von Sergey Sirotkin zeigt besser, wo Williams steht. Am Ende. Wo auch McLaren herumgurkt. Stoffel Vandoorne und Fernando Alonso rangierten sogar noch hinter den Williams. Toro Rosso dagegen hat einen Sprung gemacht. Brendon Hartley fuhr die zehntschnellste Zeit. Das ist eine Steigerung zu sonst. Der neue Honda-Motor hat zum ersten Mal Zähne gezeigt. Pierre Gasly musste wegen Benzindruckproblemen 75 Minuten lang zuschauen. Er drehte am Ende noch zehn Runden. Ein verwertbarer Longrun war nicht dabei.