Endlich wieder Leitplanken!
Nach einem Jahr Pause ist die Formel 1 endlich wieder zu Gast in Monaco. Auf dem engen Stadtkurs geht das Duell zwischen Lewis Hamilton und Max Verstappen in die fünfte Runde. In unserer Vorschau haben wir die letzten Infos zum großen Grand-Prix-Klassiker im Fürstentum.
Corona hat die Königsklasse weiter fest im Griff. Noch immer müssen die F1-Bosse hinter den Kulissen mit den Terminen jonglieren. Aber zumindest hat es nun der große Saisonhöhepunkt in Monte Carlo wieder in den Kalender geschafft. Nach dem Ausfall des Glamour-Grand-Prix im Vorjahr gehen die 20 Piloten am kommenden Wochenende endlich wieder auf die schnellste Hafenrundfahrt der Welt.
Dabei hat die Formel 1 dieses Jahr auch auf "normalen" Rennstrecken schon immer viel Spektakel und gute Unterhaltung geboten. Vier Mal begaben sich Lewis Hamilton und Max Verstappen auf der Piste in den Infight. Drei Mal hatte am Ende der Weltmeister die Nase vorne. Deshalb steigt so langsam der Druck im Red-Bull-Lager. Einen Routinier wie Hamilton darf man in der Fahrerwertung nicht zu weit enteilen lassen.
Prognosen aufzustellen ist wie immer schwierig in Monaco. Die Strecke ist so speziell, dass die Erfahrungswerte der bisherigen Rennen nicht viel zählen. Mut machen darf den Fans von Verstappen, dass sich der Red Bull RB16B bisher als das stabilere Auto präsentierte. Ein zickiges Heck wie beim Silberpfeil kann in Monaco keiner gebrauchen. Hier kommt es wie auf keiner anderen Strecke auf das Vertrauen der Fahrer zu ihrem Sportgerät an.
Das Wetter hat in Monaco schon häufig für Extra-Action gesorgt. Dieses Jahr soll aber alles trocken bleiben, wenn man den Wetterfröschen glauben darf. Allerdings wird das Quecksilber wohl stets deutlich unter der 20°C-Marke bleiben. Das dürfte den Ingenieuren und Piloten ordentlich Kopfzerbrechen bereiten. Es drohen Probleme, die Reifen ins richtige Arbeitsfenster zu bekommen. Und natürlich sorgen kühle Temperaturen vor allem bei den weichen Mischungen immer für die Gefahr einer körnenden Lauffläche.
Die Strecke: Circuit de Monaco./strong>
Der GP Monaco ist ein Sonderfall im Grand Prix-Kalender. Das Urgestein unter den Rennen ist gefährlich und eng. Überholen ist fast unmöglich. Track-Limits sind hier kein Thema. Wer zu weit rausfährt, landet in der Bande. Jeder Ausrutscher wird hart bestraft. Beim Thema Sicherheit muss die FIA stets beide Augen zudrücken. Auslaufzonen sind Mangelware. Bei Kollisionen kommt es regelmäßig zum spektakulären Ping Pong zwischen den Leitplanken.
Weil es auf der schnellen Tunnel-Passage zu gefährlich ist, kommt der DRS-Klappflügel nur auf der Zielgeraden zum Einsatz. Allerdings erwies sich die künstliche Überholhilfe in den vergangenen Jahren als ziemlich ineffektiv. Positionswechsel im Rennen sind fast nur durch die Strategie möglich. Deshalb ist eine gute Runde im Qualifying hier so wichtig wie nirgends sonst im Kalender.
Besonders ist in Monaco auch immer der Zeitplan. Das Freie Training wird immer schon am Donnerstag ausgetragen. Die Ingenieure haben dann am freien Freitag jede Menge Zeit, die Daten zu analysieren und sich Gedanken über Setup-Änderungen zu machen. In den seit dieser Saison auf 60 Minuten verkürzten Übungseinheiten dürfen sich die Piloten keine Fehler erlauben. Nirgends ist es so wichtig, schnell einen guten Rhythmus zu finden.
Fast Facts:
- Rundenlänge: 3,337 km
- Rundenzahl: 78
- Renndistanz: 260,286 km
- Rundenrekord: Max Verstappen – 1:14.260 min (2018)
- Anzahl Kurven: 19 (8 links / 11 rechts)
- Distanz von Pole Position bis Kurve 1: 114 m
- Boxengassen-Zeitverlust: 22 Sekunden (323 m)
- Top Speed: 292 km/h
- Reifensorten: C3 / C4 / C5
- DRS-Zonen: 1 – Zielgerade
- Safety-Car-Wahrscheinlichkeit: 80 Prozent
Setup:
Monaco ist die Strecke mit den geringsten Durchschnittsgeschwindigkeiten, den engsten Kurven und den meisten Lenkbewegungen. Top-Speed zählt hier wenig. Wer den meisten Abtrieb und die beste Traktion besitzt, kommt am schnellsten über die 3,337 Kilometer kurze Runde. Beim Anbremsen zeigen die Autos traditionell eine Tendenz zum Untersteuern, was die Ingenieure durch viel Abtrieb an der Front auszugleichen versuchen.
Die vielen Bodenwellen auf den öffentlichen Straßen verlangen auch dem Fahrwerk alles ab. Mehr Bodenfreiheit und eine weichere Abstimmung helfen nicht nur dabei die Schläge abzufedern, es ist auch nützlich für eine gute Traktion aus den vielen langsamen Ecken. Für die enge Loews-Kurve muss sogar die Lenk-Übersetzung speziell angepasst werden. Auch an die Motoren-Mappings legen die Ingenieure Hand an: Gefragt sind eine gute Fahrbarkeit und viel Power in unteren Drehzahlen.
Pirelli bringt wie üblich die weichsten Mischungen im Sortiment. Allerdings sind die Sorten C3, C4 und C5 eigentlich immer noch zu hart. Wegen des geringen Verschleißfaktors halten alle Reifen in Monaco normalerweise fast die komplette Renndistanz durch. Das reduziert die Strategie-Optionen auf ein Minumum. Mehr als den einen Stopp, der vom Reglement vorgeschrieben ist, gibt es selten.
Die Upgrades:
In Monaco darf man traditionell nicht viel Neues erwarten. Die Ingenieure schrauben hier einfach alles an die Autos, was Abtrieb bringt. So waren in den vergangenen Jahren immer mal wieder interessante Zusatzflügel zu entdecken. Vor allem im Heck lassen sich die Ingenieure zum Rennen im Fürstentum regelmäßig etwas Besonderes einfallen, um den Fahrern zu mehr Grip zu verhelfen.
McLaren wird zumindest optisch komplett verändert auftreten. Das Traditionsteam aus Woking lässt den legendären Gulf-Look neu aufleben. Lando Norris und Daniel Ricciardo drehen in Hellblau und Orange lackierten Autos ihre Runden. Wie immer werden sich viele Piloten wohl auch wieder spezielle Helmdesigns für den Klassiker anfertigen lassen.
Die Favoriten:
Monaco war in der Vergangenheit nicht immer das bevorzugte Jagdrevier von Mercedes. Hier ließ sich der Motoren-Vorteil nicht so gut ausspielen wie auf anderen Strecken. Und der traditionell lange Radstand des Silberpfeils ist in den engen Kurven eher hinderlich. So gewann Dauersieger Lewis Hamilton nur eines der letzten drei Rennen an der Côte d'Azur.
Auch die Monaco.Bilanz von Max Verstappen ist noch ausbaufähig. Der Holländer kam in fünf Anläufen nicht ein einziges Mal auf das Podium. Das muss aber nichts heißen. Monte Carlo ist immer für Überraschungen gut. Nur zwei Mal wurde das Rennen in den letzten zehn Jahren von dem Fahrer gewonnen, der am Ende auch Weltmeister wurde. Da im Casino von Monaco Zocker belohnt werden, würden wir unser Geld mal ganz mutig auf Verstappen setzen. Natürlich ohne Gewähr.
Es ist aber auch nicht ausgeschlossen, dass ein Fahrer aus dem Mittelfeld ganz nach vorne schießen kann. In diesem Jahr kommt uns vor allem Charles Leclerc als Geheimfavorit in den Sinn, dessen Ferrari sich schon in den ersten Rennen durch hohe Abtriebswerte ausgezeichnet hat. Der kleine PS-Nachteil der roten Autos kommt in Monaco nicht zum Tragen. Deshalb sehen wir Ferrari im Fürstentum klar als dritte Kraft.
Dahinter wird es im Mittelfeld wie immer sehr eng zugehen. Im Gegensatz zu anderen Strecken spielt in Monaco nicht so sehr der Speed des Autos, sondern mehr die Leistung des Fahrers und die Tagesform eine Rolle. So sehen wir Stadtkurs-Spezialisten wie Lando Norris, Pierre Gasly oder Esteban Ocon als heiße Anwärter auf die Punkte.
Und auch beim zweifachen Monaco.Sieger Sebastian Vettel steigen die Chancen auf die ersten WM-Zähler. Allerdings muss es der Heppenheimer irgendwie schaffen, endlich Vertrauen in seinen Aston Martin zu finden. Abtrieb war bisher nicht gerade die Stärke der grünen Mercedes-Kopie. Das Gleiche gilt natürlich auch für Haas. Wir sind trotzdem gespannt auf den ersten Monaco.Auftritt von Mick Schumacher, wo sein Vater fünf Mal den Siegerpokal überreicht bekam.
So lief die letzte Ausgabe – GP Monaco 2019
2019 hing über dem kompletten Monaco.Wochenende der Schatten des kurz zuvor verstorbenen Niki Lauda. Da war es nicht ganz unpassend, dass mit Hamilton am Ende ein Mercedes-Pilot als Erster über den Zielstrich rollte. Allerdings musste der Brite dabei ordentlich zittern. Wegen eines ungewöhnlich hohen Verschleiß beim Medium-Reifen hing ihm der Red Bull von Verstappen fast das ganze Rennen im Heck. Am Ende rettete Hamilton aber routiniert eine halbe Sekunde Vorsprung ins Ziel. "So viel musste ich noch nie für einen Sieg arbeiten", erklärte der Engländer anschließend.
So richtig spannend wurde es aber eigentlich nie, weil Verstappen nach einer Berührung mit Bottas in der Boxengasse eine Fünf-Sekunden-Strafe aufgebrummt bekam, die ihn nachträglich von den Podestplätzen warf. Vettel, der als Vierter gestartet war, profitierte von dem Techtelmechtel und übernahm Rang zwei. Bottas hatte sich bei der Kollision mit Verstappen einen Plattfuß eingehandelt, was zu einem Extra-Stopp führte. Am Ende durfte sich der Finne durch die Strafe seines Kontrahenten aber immerhin noch den Pokal für Platz drei in der Fürsten-Loge abholen.
Zur Einstimmung auf das Leitplanken-Spektakel zeigen wir Ihnen in der Galerie noch einmal die Bilder des GP Monaco 2019.