Zum fünften Mal Punkte für Sauber
An WM-Punkte für Sauber muss man sich gewöhnen. Das Schweizer Team landete zum fünften Mal in dieser Saison in den Top Ten. Diesmal ist Charles Leclerc schon von einem Punkterang gestartet. Sauber ist endgültig im Mittelfeld angekommen.
2017 war Sauber Schlusslicht. Von Anfang bis Ende der Saison. Der Rückstand zum Rest des Feldes schwankte zwischen einer halben und einer ganzen Sekunde. In diesem Jahr hatte der Schweizer Rennstall schon zu Saisonbeginn den Anschluss hergestellt. Sauber kämpfte mit Williams um die rote Laterne. Der Punktgewinn von Marcus Ericsson beim zweiten Rennen in Bahrain nahm Druck aus der Partie. Der sechste Platz von Charles Leclerc in Baku war ein erstes Ausrufezeichen.
In den ersten fünf Rennen brauchte Sauber noch bestimmte Streckenlayouts, um zu glänzen. Schnelle Kurven waren Gift für ein Auto mit zu wenig Abtrieb. Doch seit dem GP Monaco nahm der eidgenössische Express Fahrt auf. Seit dem Rennen in Monte Carlo kamen bei jedem Rennen Neuentwicklungen ans Auto. Der Frontflügel wurde nachgebessert, die Bremsbelüftungen, der Unterboden, die Leitbleche. Und plötzlich kann das Auto auch die flüssigen Passagen. Wer sich den Sauber C37 mal zwischen den Vorderrädern und den Seitenkästen mal genau anschaut, der erkennt genauso viel Erfindergeist wie bei den Topteams. Die Leitbleche und der vordere Rand des Unterbodens sind an Komplexität nicht zu überbieten.
Nur 1,8 Sekunden hinter einem Renault./strong>
Im Gegensatz zu Williams und McLaren funktionieren die Upgrades. Die Politik der kleinen Schritte zahlt sich aus. „Wir haben nicht die Produktionskapazität für große Upgrades“, gibt Teamchef Frédéric Vasseur zu. Der mit Prognosen eher vorsichtige Franzose traut sich in Paul Ricard erstmals zu sagen: „Wir haben jetzt ein Auto, mit dem wir überall aus eigener Kraft ins Q2 fahren können. Und wir waren zum ersten Mal auf einem Streckentyp schnell, auf dem wir die letzten Jahre immer Probleme hatten.“
Charles Leclerc startete in Frankreich vom 8. Platz und kam auf Rang 10 ins Ziel. Der fünfte Punktegewinn für Sauber im achten Rennen. Auf diese Wette hätte man viel Geld verdient. „Wir sind im Mittelfeld angekommen“, bilanziert Teammanager Beat Zehnder stolz. Dass Leclerc im Rennen um zwei Plätze abrutschte war kein Beinbruch. „Wenn wir ehrlich sind, waren die HaasF1 schneller als wir. Sie haben im Training nicht gezeigt, was sie konnten.“ Sebastian Vettel und Valtteri Bottas waren auf ihrer Aufholjagd sowieso nicht zu halten. „Die fahren einfach in einer anderen Welt.“
Sauber ließ nicht nur Williams, McLaren, Toro Rosso und Force India schlecht aussehen. Leclerc fehlten im Ziel nur 1,8 Sekunden auf Nico Hülkenberg im Renault. Der Deutsche nutzte einen Fehler von Leclerc in Kurve 6 um an dem Sauber vorbeizuziehen. Das zwang den Monegassen länger mit dem ersten Reifensatz auf der Strecke zu bleiben, um sich für den Boxenstopp wieder ein Polster auf Brendon Hartley aufzubauen. Das Duell mit Renault ist das größte Duell, das man Sauber machen kann. Bei dem französischen Werksrennstall arbeiten doppelt so viele Leute mit einem doppelt so hohen Budget.