BMW 328 Roadster
Es ist schon interessant, wie viel man in einem Auto auch nach 70 Jahren von den Werten spüren kann, die heute noch für die Marke gelten. Eine Ausfahrt mit dem BMW 328 Roadster.
Manchmal ist es doch gut, die Ratschläge der geneigten Kundschaft zu befolgen. Zumindest vor 76 Jahren hat BMW das noch getan und also der Händlerschaft an einem wonnigen Maientag 1930 folgendes mitgeteilt: „Wir sind in der angenehmen Lage, Ihnen heute die Mitteilung zu machen, dass wir, vielen Anregungen folgend, einen Zweisitzer mit besonders leichter Karosserie gebaut haben.“ Die Ankündigung galt dem BMW 3/15 Wartburg Sport – noch in Eisenach gebaut – und was da so höflich-undramatisch formuliert stand, markierte nichts Geringeres als den Einstieg von BMW in das Segment der sportlichen Zweisitzer.
Der Klassiker: Schnauze lang, Heck kurz
Die Schnauze lang, das Heck kurz, außen Alu und die Türen so tief ausgeschnitten, dass man der Liebsten aus dem fahrenden Auto Blümchen pflücken konnte. Das war der letzte Schrei für die Herren Fahrer von Geld und Adel zwischen München und Paris. Nur am nötigen Dampf fehlte es dem Erstling noch.
Die 18 PS schoben den Roadster zwar über die damals unerhörte Grenze von 100 Stundenkilometern, gegenüber den potenten Sportlern, die Mercedes zu dieser Zeit auf die Straße stellte, war der 3/15 aber das, was seine 400 Kilo versprachen: ein apartes Leichtgewicht, das sogar auf einige sportliche Erfolge kam, doch nicht in den prestigebildenden Klassen. Dieser Makel war sechs Jahre später ausgewetzt. Mit dem BMW 328, dem Auto, das den Aufstieg von BMW in die Liga der Sportler markierte.
Für Manager-Legende Eberhard von Kuenheim zählt der 328 zu den wichtigsten Autos der BMW-Historie. Weil er schön ist, klassisch und die Essenz von Autoästhetik auf den Punkt bringt. Mehr noch aber, weil der „BMW 328 früh die Werte widerspiegelte, für die BMW noch heute steht“, wie von Kuenheim sagte.
BMW-Werte, die heute noch gelten
Und wirklich. Es ist nicht nur der Stolz eines Altvorderen, der hinter diesem Satz steht. Die schiere Freude ist es, im Cockpit hinter dem steil stehenden Lenkrad hockend die Kehren über dem Comer See hochzufegen. Scharf braust der Wind über die zweigeteilte Frontscheibe, in der Sonne blitzt der Verschluss der Lederriemen, die zusätzlich die endlose Fronthaube an ihrem Platz halten. Im zweiten Gang zuckt die Geschwindigkeitsanzeige Richtung 60 km/h, und während man überlegt, ab welcher Drehzahl so ein betagtes Gefährt wohl die Getriebezähne ausspuckt, fällt auch schon die Hunderter-Marke.
Unglaublich, wie der Motor selbst aus niedrigen Drehzahlen heraus schiebt. Unglaublich, dass dafür 80 PS genügen, aber schlüssig, wenn man sich die 830 Kilo Gewicht ins Gedächtnis ruft.
In hurtig genommenen Kurven neigt das Heck zum Versetzen, was sich allerdings durch ein neckisches Pfeifen ankündigt. Nie hat man das Gefühl von Kontrollverlust, die Verwindungssteifigkeit ist erstaunlich und der Drift ein Heidenspaß. Vor allem, wenn man dabei noch den Oberkörper heraushängt wie die Nachbarin aus dem Küchenfenster, wenn es die neuesten Neuigkeiten herauszuspitzeln gilt.