Joint Ventures von BMW und Daimler
Schon 2016 gab es erste Gerüchte. Jetzt ist es offiziell: BMW und Daimler fusionieren ihre Mobilitätsdienstleistungen. Dabei entstehen die 5 Joint Ventures Reach Now, Charge Now, Free Now, Park Now und Share Now. BMW und Mercedes investieren über eine Milliarde Euro.
Dass BMW und Daimler ihre Mobilitätsdienste bündeln wollen, ist längst kein Geheimnis mehr. Nun gaben beide Firmen die Details der Zusammenarbeit bekannt. Sie investieren gemeinsam mehr als eine Milliarde Euro, um ihre bereits bestehenden Angebote in den Bereichen CarSharing, Ride-Hailing, Parking, Charging und Multimodalität weiter auszubauen und eng miteinander zu verzahnen. Dabei entsteht nicht ein großes, sondern fünf kleine Joint Ventures. Sie heißen Reach Now, Charge Now, Free Now, Park Now und Share Now.
Fünf Joint Ventures mit eigener Kernkompetenz./strong>
Jedes der Joint Ventures hat seine eigene Kernkompetenz. Bei Reach Now geht es um Multimodalität, also das Vernetzen unterschiedlicher Verkehrsträger. Charge Now kümmert sich um das Laden von Elektroautos. Die Kernkompetenz von Free Now ist Ride-Hailing, also den Betrieb von intelligent vernetzten Mobilitätsdiensten. Bei Park Now geht es um Services rund ums Parken und Share Now kümmert sich um den Bereich Carsharing. Jede Firma hat einen eigenen Geschäftsführer, der in den kommenden drei bis vier Monaten einen Businessplan vorlegen und Vorschläge für eventuelle Kooperationen mit weiteren Firmen ausarbeiten soll. Ein Börsengang, um weitere Investoren anzulocken und damit mit Uber und Co. auf Augenhöhe agieren zu können, ist derzeit nicht geplant. Bislang bewerten die Konzerne den neuen Firmenverbund auf etwa drei Milliarden Dollar.
„Wir haben mit unseren Mobilitätsangeboten eine starke Kundenbasis aufgebaut. Nun gehen wir den nächsten strategischen Schritt. Wir bündeln die Kräfte und das Know-how von 14 erfolgreichen Marken“, sagt der scheidende Daimler-Vorstandschef Dieter Zetsche. Mit den neuen Firmen wolle man konsequent die Chancen nutzen, die sich durch Digitalisierung, Shared Services und das steigende Mobilitätsbedürfnis der Kunden ergeben. „Letztlich wollen wir für unsere Kunden möglichst viele Optionen schaffen, um von A nach B zu gelangen. Kurzum: Selbstfahren, mitfahren oder gefahren werden“, sagt Zetsche.
Ziel: Die Verschmelzung zu einem großen Dienstleister
Bei den fünf Joint Ventures soll es auf Dauer allerdings nicht bleiben. „Unsere Vision ist klar: Die fünf Services verschmelzen immer mehr zu einem Mobilitätsangebot mit voll-elektrischen und selbstfahrenden Flotten, die sich selbstständig aufladen und parken sowie mit anderen Verkehrsmitteln vernetzen lassen“, sagt Harald Krüger, der BMW-Vorstandsvorsitzende. Auch beim Investitionsvolumen von einer Milliarde Euro soll es nicht bleiben. Man wolle weiter konsequent investieren und „weitere Verkehrsmittel anbinden, noch mehr Menschen in zusätzlichen Städten erreichen und damit die Lebensqualität in Metropolen verbessern“, sagt Krüger.
Beide Konzerne stellen das Potenzial heraus, dass sich für die neue Strategie durch die bereits vorhandene Kundenbasis von heute bereits rund 60 Millionen Nutzern ergibt. Allein Reach Now sollen derzeit bereits 6,7 Millionen Menschen nutzen. Apps bieten ihnen verschiedene Optionen, möglichst effizient von A nach B zu kommen. Nahverkehr-Tickets können direkt gebucht und bezahlt werden, ebenso Mobilitätsoptionen wie Carsharing, Ride-Hailing oder Leihräder.
„Starkes Wachstum beim Ride-Hailing erforderlich“
Charge Now soll beim Aufbau einer flächendeckenden Ladeinfrastruktur für Elektroautos helfen. Und außerdem dabei, Fahrern von Elektrofahrzeugen zu helfen, öffentliche Ladestationen im In- und Ausland einfach und komfortabel zu finden, nutzen und zu bezahlen. Hinter Park Now stecken digitale Parkdienste für Parkhäuser und am Straßenrand. Hier reicht der Service vom Reservieren eines Parkplatzes über ticketloses Ein- und Ausfahren in Parkhäuser bis zum bargeldlosen Bezahlvorgang. Schon heute sollen über 30 Millionen Kunden in rund 1.100 Städten Park Now nutzen.
Ob Taxi, private Fahrer samt Mietwagen oder Leih-Scooter mit Elektroantrieb: Free Now bündelt unterschiedliche Mobilitätsdienste in einer App, was unter dem Begriff Ride-Hailing subsummiert wird. „ Besonders hier zählt das Thema Skalierbarkeit“, sagt Zetsche. „Beim Ride-Hailing müssen wir besonders stark wachsen.“ Share Now wird sich weiter um klassisches Carsharing per Free-Floating-System kümmern, das man von beiden Konzernen bisher unter den Marken DriveNow und Car2go kannte. Das Fahrzeug-Angebot soll vergrößert, die Marktabdeckung erhöht und die Modellpalette vergrößert werden.
Gemeinsames Hauptquartier in Berlin./strong>
Das gemeinsame Hauptquartier entsteht in Berlin. Weltweit sollen durch die Joint Ventures in den kommenden Jahren 1.000 neue Jobs geschaffen werden. Kooperationen mit anderen Anbietern halten BMW und Mercedes ausdrücklich für denkbar. Perspektivisch kommen zusätzliche Mobilitätsangebote auf Basis von voll-elektrischen und selbstfahrenden Flotten dazu, die on-demand verfügbar sind, sich selbstständig aufladen sowie automatisch parken und sich mit anderen Verkehrsmitteln über Straße und Schiene hinaus vernetzen können.