CES 2020 in Las Vegas
Unterhaltungselektronik? Gibt’s auf der CES jede Menge. Längst sind aber auch beinahe alle großen Autobauer und Auto-Zulieferer in Las Vegas präsent. Oberstes Ziel: Flagge zeigen. Innovationen präsentieren. Bei den großen Technologie-Konzernen mitspielen.
Die klassischen Automessen ringen um ihre Zukunft, die CES in Las Vegas brummt. Und wie: Praktisch keines der großen Technologieunternehmen kann es sich erlauben, die Consumer Electronics Show (CES) im Bundesstaat Nevada zu schwänzen. Über 4.500 Aussteller präsentieren ihre Innovationen und Projekte, der Veranstalter erwartet rund 175.000 Besucher. Entscheidender Unterschied zu dem, was bislang als Automobilmessen kennen: Die CES ist nicht nur eine klassische Leistungsschau, sondern bietet auch ein hochkarätig besetztes Konferenzprogramm. In dem wird 2020 auch erstmals seit 1992 wieder Apple eine Rolle spielen.
Mittendrin im CES-Trubel: Jede Menge Automobilhersteller und die großen Auto-Zulieferer. Deren Engagement auf der CES ist der Versuch, sich neben den Technologie-Giganten mit Kreativität und Kompetenz zu behaupten. Flagge zeigen, Innovationen präsentieren. Wichtigstes Thema der Autobauer: Künstliche Intelligenz, Automatisiertes Fahren, Mensch-Maschine-Schnittstellen, Augmented Reality, Robotik und Cybersicherheit.
Bei BMW gibt’s nicht nur fast alle dieser Schwerpunkt-Themen zu sehen, die Bayern versuchen auch, eine Brücke in die Gegenwart zu schlagen. Neben dem zur selbstfahrenden Lounge umgebauten BMW i3 „Urban Suite” zeigt BMW auch ein abstraktes Zukunftsfahrzeug, dessen futuristischer Innenraum komplett auf den luxuriösen Autofahrer-Alltag der Zukunft hin entwickelt wurde. Schwerpunkt: eine möglichst intuitive Bedienung. Praktisch serienreif dagegen ist ein neues, superkomfortables Sitzsystem, auf das sich X7-Kunden freuen dürfen. Konkurrent Daimler gibt sich in Sachen CES-Neuheiten noch etwas zugeknöpft, hat aber auf jeden Fall als Weltpremiere ein neues Konzeptfahrzeug im Gepäck.
Honda hat mit dem “ Augmented Driving Concept” eine Glaskugel auf vier Rädern am Start. Das als Cabrio gestaltete Konzeptfahrzeug wird so auf keinen Fall in Serie gebaut, soll aber zeigen, wie vielfältig das autonome, bzw. automatisierte Fahren sein kann. Je nach Lust und Laune lässt sich die Honda-Studie über ein extrem minimalisiertes Lenkrad in verschiedene Fahrmodi klicken, vom komplett autonomen Betrieb über einen Mix aus unterstütztem Fahren und Sightseeing-Modus bis hin zum klassischen Selbstfahren.
Hyundai verabschiedet sich mit dem „Personal Air Vehicle” (PAV) komplett vom nervigen irdischen Verkehr und geht in die Luft. Das Luftfahrzeug ist aber nur ein kleiner Teil einer ganzen Mobilitätswelt, die sich ein Geschäftsbereich des Konzerns mit dem Namen Urban Air Mobility (UAM) ausgedacht hat. Beim China-Startup Byton läuft der Endspurt zum Serienstart des Elektro-SUV M-Byte. Die Vorserienproduktion läuft, in Las Vegas verraten die Chinesen mehr über die Partner, die die Inhalte für das Riesen-Display im Cockpit liefern sollen.
Fiat-Chrysler (FCA) meldet sich auf der CES mit dem “Airflow Vision Concept” auf der Innovationsbühne zurück. Dahinter steckt die Idee eines großen Reiseautos, inspiriert vom Chrysler Airflow, der vor 86 Jahren (1934) mit seiner stromlinienförmigen Karosserie für Aufsehen sorgte. Die Größe des Airflow Vision Concept entspricht dem Van Chrysler Pacifica.
Deutlich realitätsnäher ist das Elektro-SUV „Ocean”, das Henrik Fisker mit auf die CES bringt. Rund 35.000 Dollar soll das Elektroauto kosten. Verfügbar in der zweiten Jahreshälfte 2021, sagt Fisker, der mit dem Ocean klar auf das Model Y von Tesla zielt. Die Reichweite soll laut Fisker bei bis zu 300 Meilen liegen, das sind umgerechnet etwa 480 Kilometer.
Für Zukunfts-Tüftler Frank Rinderknecht ist die CES seit Jahren gesetzt. Er zeigt zusammen mit seinen Partnern aus der Zuliefer-Industrie den “ Rinspeed Metrosnap”. Das Fahrzeug ist bereits der dritte Ableger des modularen Mobilitätssystems. Um sich am Markt auch durchzusetzen, muss so ein System wirtschaftlich darstellbar sein. Hier kommt nun die Version Metrosnap ins Spiel – ein einfaches, schnelles, sicheres und preisgünstiges Wechselsystem für die Aufbauten, für welches das Schweizer Unternehmen Patentschutz beantragt hat.
Bei den großen Zulieferern gibt’s die gesamte Palette an automobilen Zukunftsthemen: ZF zeigt gemeinsam mit Faurecia die Idee eines intuitiven Cockpits. Dieses „Safe Human Interaction Cockpit” (SHI) ist für das autonome Fahren und dessen Vorgänger ausgelegt. Spannend ist dabei der Moment, wenn das Fahrzeug die Steuerung vom Fahrer übernimmt. Außerdem präsentiert sich ZF in Las Vegas als Anbieter von Software-Lösungen. “CubiX” wurde gemeinsam mit Microsoft entwickelt und ist eine zentrale Software-Komponente, die auf Sensor-Informationen des gesamten Fahrzeugs zugreift und sie für eine optimierte Steuerung aller aktiver Systeme in Fahrwerk, Lenkung, Bremse und Antriebsstrang nutzt.
Bei Continental gibt es neben einem vollvernetzten Kamerasystem, das die Außenspiegel ersetzen kann, auch das „ Contact Sensor System” (CoSSy), mit dem Continental eine Lücke im Sensor-Portfolio der Automobilbranche schließen will. Das System erkennt Berührungen, die sich bis Schrittgeschwindigkeit zwischen einem Fahrzeug und einer Person oder einem Objekt ereignen. Bosch hat neben einem neuen 3D-Cockpit auch noch eine per künstlicher Intelligenz verfeinerte Frontkamera und ein intelligente Datenbrille mit dabei. Außerdem haben die Schwaben den ersten automotive-tauglichen Lidar-Sensor im Gepäck.