E-Auto mit Wankel-Generator debütiert in Brüssel
Mazda will die Reichweite des MX-30 mit einem Wankel-Generator vergrößern. Als serieller Hybrid soll der Crossover über den Life-Cycle je nach Markt eine bessere CO2-Bilanz aufweisen, lückenhafter Ladeinfrastruktur aber trotzdem den Schrecken nehmen.
Auf der Motorshow in Brüssel (14. bis 22. Januar 2023) debütiert der MX-30 R-EV, mit dem Mazda den Wankel zurückbringt (in die USA und nach Europa) – wenn auch nicht so, wie es sich die Fans des Kreiskolben-Motors gewünscht haben. Ein kompaktes Einscheiben-Aggregat soll der Hybrid-Version des batterieelektrischen Crossovers MX-30 zu mehr Reichweite verhelfen. Tatsächlich ist das bislang der Hauptkritikpunkt an dem eng mit dem CX-30 verwandten Kompakt-SUV ohne Allradoption – zum Beispiel im Test bei auto motor und sport.
Mazda MX-30 mit kleiner Batterie
Weil Mazda in den MX-30 eine Batterie mit vergleichsweise bescheidener Kapazität von 35,5 kWh eingebaut hat. Die Begründung: Große Batterien emittieren schon bei ihrer energieintensiven Produktion üppig CO2. Akkus im E-Auto brauchen zudem ein ordentliches Kühlsystem. Alles zusammen muss gut gegen Crashes geschützt sein, das macht die Batterien sowie in der Folge die Autos groß und schwer, was wiederum einer guten Effizienz zumindest nicht zuträglich ist. Die Batterie des MX-30 wiegt 300 Kilo. Der ganze MX-30 bringt 1.668 Kilogramm auf die Waage – 147 Kilo weniger als der VW ID.3 mit 58-kWh-Akku.
Dafür schafft der VW nach WLTP 420 Kilometer Reichweite, der Mazda nur 262 Kilometer. Das dürfte in der Praxis bei niedrigen Temperaturen schon Fahrten von 100 Kilometer einfach ohne Lademöglichkeit schwierig werden lassen.
Mehr Reichweite dank Verbrenner
Von Anfang an plante Mazda eine Version mit mehr Reichweite, deren Batterie aber noch kleiner sein wird. Der serielle Hybrid hat nur mehr etwa halb so viel Batteriekapazität, die elektrische Reichweite soll bei etwa 80 Kilometer liegen, der Tank hingegen 50 Liter fassen. Das spart weiteres Gewicht und CO₂ bei der Herstellung. Damit mit dem Crossover nach der elektrischen Reichweite nicht Schluss ist, packen die Japaner eben den Verbrenner als benzingetriebenen Generator unter die Fronthaube.
Beim Stromerzeuger entsann sich Mazda der Markentradition des vibrationsarm laufenden Kreiskolbenmotors. Für die Anwendung als laufruhigen Verbrennungsmotor-Antrieb war Mazda von Enthusiasten immer gefeiert worden, obwohl die Maschine dafür schlecht geeignet war: Vor allem der hohe Verbrauch war der große Nachteil des Wankel-Prinzips in den RX-Modellen bis zum RX8. Im dynamischen Betrieb eines benzinbefeuerten Sportwagens in Leistung, Verbrauch und Abgasen nicht auf der Höhe vergleichbarer Hubkolbenmotoren, könnte das Motorprinzip als quasi statisch arbeitender Generator jedoch in kommenden Mazda-Hybriden zu neuen Höhenflügen starten. Denn wegen der hohen Laufruhe soll der im Ladebetrieb meist mit konstanter Drehzahl laufende Generator nicht zu hören sein. Als Einscheiben-Aggregat ist zudem der Platzbedarf überschaubar.
Wie ein PHEV, aber genau andersrum
Wie viel CO₂ sein Betrieb dann addiert, hängt wie bei aktuellen Plug-in-Hybrid-Modellen maßgeblich von den elektrischen Fahranteilen ab. Aber im Gegensatz zum klassischen PHEV mit zwischen Motor und Getriebe integriertem E-Motor ist der serielle Hybrid, wie ihn Mazda plant, primär aufs elektrische Fahren ausgelegt. Er fährt sogar elektrisch, wenn die Batterie leer ist. Nur den Strom erzeugt dann der Wankel.
Der braucht vermutlich deutlich weniger als 50 bis 60 kW Leistung, denn die Höchstgeschwindigkeit des MX-30 ist auf 140 km/h limitiert und für Beschleunigungsorgien zwischendurch kann sich das System Boost-Energie in der Batterie zurückbehalten. Zufälligerweise kann die E-Maschine maximal mit 60 kW rekuperieren – dieser Vorteil des E-Autos bleibt auch, wenn der Verbrenner läuft.
Wie groß wird die Batterie, wie hoch E-Anteil?
Um nicht nur CO₂, sondern auch Kosten bei der Herstellung zu sparen, verkleinert Mazda die Batterie um 15- bis 20 kWh verkleinern, was angesichts aktuell kolportierter Batteriepreise mehr als 1.500 bis 2.000 Euro sparen könnte. Damit ließen sich ein Wankelmotor mit passender Abgasreinigung und ein etwa 30 Liter fassender Tank sicher herstellen und einbauen.
Da die meisten Autofahrer in Europa täglich eher weniger als 40 Kilometer fahren, ist sogar die bescheidene E-Reichweite von 80 Kilometer kein Problem. Und der Verbrauch im Betrieb mit Wankel zweitrangig. Denn seltene, lange Fahrten beeinflussen den Durchschnittsverbrauch kaum. Selbst wenn der Wankel auf 100 Kilometer etwa 6,0 Liter verbrauchen würde, um den Strom zu erzeugen, betrüge der Durchschnittsverbrauch nur 1,5 Liter, wenn 75 Prozent der Fahrten mit geladener Batterie elektrisch zurückgelegt werden würden. Passte zum typischen Pendlerprofil mit einer Wegstrecke zur Arbeit unterhalb der E-Reichweite. Wie beim PHEV wäre dann aber tägliches Laden notwendig, was derzeit nur für Autofahrer realistisch ist, die Zugriff auf eine eigene Lademöglichkeit haben – zumal die Ladegeschwindigkeit mit der Batteriegröße abnimmt.
Trotzdem könnte Mazdas serieller Hybrid die Anschaffung eines zweiten Fahrzeugs für längere Fahrten erledigen. Mit 50 Liter im Tank wäre die Fahrt ans Urlaubsziel oder zu Verwandten in weiter entfernten Städten mit nicht mehr Tankstopps erledigt als gewohnt. Danach könnte der MX-30 wieder als elektrisch betriebenes Pendlerauto im Alltag dienen.
Der Wankel ist ein Allesfresser
Selbst wenn Tankstellen wegen des Verzichts auf fossile Energieträger mal aussterben, muss das Konzept von Mazda nicht am Ende sein. Denn die Japanaer erachten den Rotationskolbenmotor nach dem Wankel-Prinzip als vielstofffähig. Das bedeutet, er kann neben Benzin oder Diesel auch Flüssig- oder Erdgas bzw. reinen Wasserstoff verbrennen. Im Unterschied zu konventionellen Viertaktern verfügt er über keine Motorteile wie etwa frei hängende Ventile, die in der sehr heiß ablaufenden Wasserstoff-Verbrennung Schaden nehmen könnten. Der bei der Verbrennung flüssiger Kraftstoffe auftretende Kreiskolben-Nachteil durch Toträume in den Brennraumtaschen hat bei der extrem schnell ablaufenden und punktuellen Wasserstoff-Verbrennung ebenso keine Relevanz.
Ist damit der mechanisch arbeitende, wasserstoffbefeuerte Range Extender eine Alternative zur teuren Brennstoffzelle? Das muss die Zukunft zeigen. Mit Wasserstoff wäre der Antrieb allerdings nur potenziell CO₂-frei möglich, da zur Erzeugung von Wasserstoff große Mengen an dann regenerativ erzeugtem Strom nötig sind.
Fürs Erste wird Mazdas BEV-Hybrid mit konventionellen Kraftstoffen betrieben. In welchem Maße, bleibt damit weitgehend skalierbar. Die Größe von Akku, Generator und die Leistung des Kreiskolbenmotors sollen sich flexibel an die Erfordernisse der jeweiligen Märkte anpassen lassen.
In Europa etwa könnte mit einer Generatorleistung von rund 20 kW entspanntes Reisen ohne Reichweitenlimit bis zu Tempo 120 möglich sein.