Norwegen im VW Multivan
Fjorde, Seen, Flüsse – und gelegentlich gesellt sich der Regen dazu: Norwegen ist das Land des Wassers. Auch so gesehen passt ein VW Multivan der Edition Atlantis zur Reise durch den Südwesten des Nordens.
Noch herrscht eitel Sonnenschein. Norwegische Riviera nennen die Einheimischen den Saum des Skagerraks. Das Thermometer steigt auf 27 Grad, die Gewässer in den felsigen Lagunen der Schärenküste halten Badetemperatur. Auch die weißen Holzhäuschen, die sich dicht gedrängt an die Hänge schmiegen, vermitteln südländisches Flair. Risør ist so ein Ort. Jedes Jahr im August findet hier das große Treffen der Holzboote statt.
Traditionelle Fjordkutter neben teuren Segelyachten
Dicht gedrängt liegen sie im Hafen: traditionelle Fjordkutter, dickbäuchige Küstensegler und sündhaft teure Segelyachten. Sogar der Nachbau eines russischen Piratenschiffs hat die weite Reise von Murmansk gewagt. Der Salut aus den altersschwachen Bordkanonen verhallt im geschäftigen Lärmen der Schaulustigen, die sich zwischen den Buden der Trödler und Bootsbauer drängen. Es riecht nach Meer und Salz, nach Holz, Teer und Würstchen.
All das scheint weit, weit weg, als die schwer beladenen Kanus Fahrt aufnehmen. Dabei parkt der VW Multivan keine 30 Autominuten von der Küste entfernt am Rande einer Seenplatte – dort, wo mal wieder eine Nebenstraße im Nirgendwo endet. Statt ihrer zeichnet nun das Kielwasser unseren Kurs auf der blinkenden Oberfläche nach. Jeder Paddelschlag führt tiefer in eine Wildnis aus schattigen Wäldern, bemoosten Felsen und hüfthohen Farnen. Die Kanus scheuern auf den Schultern, Birken und Kiefern stellen sich in den Weg, die Füße tasten zwischen Wurzeln und Steinen nach Halt. Und am Abend wirft das Lagerfeuer sein flackerndes Licht auf müde, aber zufriedene Gesichter.
Zurück in der Zivilisation, genügen auf der E 18 drei Stunden für die Strecke nach Oslo. Die knapp 500.000 Einwohner zählende Hauptstadt mit dem eigenartigen Charme mondäner Provinzialität präsentiert sich architektonisch als Sammelsurium aus klassizistischen Gebäuden des viktorianischen Zeitalters und modernen Glas- und Betonfassaden. Selbst auf der Flanierpromenade Karl Johan mit ihren teuren Cafés und Modeboutiquen herrscht dieses Durcheinander, während am ehemaligen Schiffsanleger von Aker Brygge gläserne Büropaläste und Restaurants die alten Lagerhäuser abgelöst haben.
Norwegen mutiert zu Nur-Regen
Die ersten Schauer setzen ein. Doch der Versuch, im Landesinneren stabileres Wetter aufzutreiben, bringt uns vom Regen in die Traufe. Norwegen mutiert zu Nur-Regen. Die Wischerblätter zucken wie mahnende Zeigefinger über die Scheibe, als wollten sie sagen: „Nein, nicht weiter nach Norden.“ Ein Glück, dass die 174 Pferde des 2,5-Liter- TDI unter der Haube uns bei Einhaltung des Tempolimits von 80 km/h nur selten die ungemütliche Aufgabe des Tankens zumuten. Auch das tägliche Be- und Entladen geht jetzt leichter von der Hand: Die Campingausrüstung bleibt verstaut. Wir erliegen dem Charme der Miet-Hütten, entdecken das „Hytte-Hopping“: Von nun an trocknet die Wanderkleidung jeden Abend unter einem festen Dach.
Ein grauer Himmel taucht die schroffe Bergwelt von Jotunheimen in fahles Licht. Hier, im Reich der mythologischen Riesen, schrauben sich mit dem Galdhøpiggen (2.469 Meter) und dem Glittertind (2.464 Meter) die mächtigsten Gipfel Norwegens aus dem ewigen Eis. So hoch hinaus wollen wir gar nicht. Uns genügt der Besseggen: Ein schmaler Grat, den man von Maurvangen aus in fünfstündiger Wanderung bezwingt. Und es scheint, als hätte Thor, der Gott des Donners und des Sturms, ein Einsehen: Gerade rechtzeitig reißen die Wolken auf, um eine atemberaubende Kulisse freizugeben. Rechterhand stürzen die Flanken des schartigen Felsrückens in die tiefblauen Wasser des Bessvatn, auf der anderen Seite versinken sie erst 400 Meter weiter unten in der türkisgrünen Oberfläche des Gjendesvatn.
Dagegen hüllt sich der König der Fjorde in Nebel. Der Blick von der „Adlerkurve2 hinunter in den Geirangerfjord bleibt trotzdem faszinierend: Nahezu senkrechte Felswände, die eine tiefe Schlucht zwischen 1.700 Meter hohe Bergketten reißen – wie können sich ausgewachsene Kreuzfahrtschiffe hierher verirren, nahezu 100 Kilometer vom offenen Meer entfernt? Doch auch mit dem Auto droht die Orientierung verloren zu gehen: Nationalstraße 58 und E 39 tanzen in ständigem Auf und Ab, Rechtsherum und Linksherum durchs Fjordland. Eben war da noch das Meer, da zackt plötzlich ein Serpentinen- Stakkato auf über 1.000 Höhenmeter. Kaum aber hat sich das Auge an die hochalpine Landschaft gewöhnt, segelt eine Möwe heran – und tatsächlich, schon geht es in engen Schwüngen bergab, zurück an die See.
Einer der wohlhabendsten Nationen der Welt
Die Berg- und Fjordbahn endet in Bergen. Die Norweger behaupten, den Bergenser erkenne man am Regenschirm. Kein Wunder, dass die ehemalige Hansestadt mit der berühmten Fassadenfront der Speicherhäuser uns mit Bindfadenromantik empfängt. Doch wir haben auch Glück: Es ist Fischmarkt. Unter den orangefarbenen Planen glitzern haufenweise Schuppenleiber in allen Farbschattierungen – vom chromigen Silber der Heringe bis zum glänzenden Schwarz der Aale. Dazwischen leuchtet das zarte Rot der Shrimps.
Den Aufstieg zu einer der wohlhabendsten Nationen der Welt haben die Norweger aber nicht dem Fischfang zu verdanken, sondern dem Öl aus der Nordsee. Stavanger gilt als Metropole des Fördergeschäfts: In Europas Kulturhauptstadt 2008 residieren die Ölmultis, erzählt ein Museum vom harten Alltag auf den Plattformen draußen im Meer. Uns aber steht der Sinn jetzt eher nach dem süßen Leben. Wir schließen den Kreis, erreichen wieder die nordische Riviera, und wie könnte es anders sein: Die Sonne scheint. Typisch.