
Sie sind Roadster für alle Sinne, klingen famos und fühlen sich - jeder auf seine Weise - einzigartig an. Ihr Ziel: Fahrspaß auf die Spitze treiben, ohne selbst den Anspruch zu erheben, an der Spitze zu stehen.
Sie sind Roadster für alle Sinne, klingen famos und fühlen sich - jeder auf seine Weise - einzigartig an. Ihr Ziel: Fahrspaß auf die Spitze treiben, ohne selbst den Anspruch zu erheben, an der Spitze zu stehen.
Offen und britisch sind beide. Beim Antrieb unterscheiden sich die Lust-Roadster allerdings ...
Während der Jaguar F-Type R AWD die 550 PS aus einem V8-Kompressor quetscht und an alle vier Räder schickt, setzt der Aston auf einen freisaugenden V12, der seine 573 PS an die Hinterräder ballert.
Allein über das Design der beiden ließen sich allerhand schlüpfrige Geschichten verfassen, der Klang driftet gar ins pornöse ab. Während der Jag mit seinem V8 wild grölt und knallt, stimmt der V12 einen stimmigen Chor aus Schnauben und herrlich versoffenem Auspuff Playback an.
Andauernd versucht einen der F-Type rumzukriegen. Die Botschaft: "Komm, pfeif auf die ein, zwei Zehntel, lass uns lieber Spaß haben, du, ich, wir beide; los, zier dich nicht!"
Anfangs versucht man, all das noch irgendwie zu ignorieren, zu verdrängen, sagt sich, erst die Testarbeit, dann vielleicht noch ein bisschen Vergnügen. Ab einem gewissen Punkt jedoch erliegst du ihm.
Beim Jag ist Performance nur die Begleiterscheinung von Entertainment und nicht wie sonst so häufig, umgekehrt. Sein heckbetonter Allrad fällt nie unangenehm auf. Das unvermeidliche Mehrgewicht von 80 Kilo wird mithilfe der 680 Nm auf eindrucksvolle Weise übermannt.
Durch die Anbindung der Vorderachse verfügt die Momentenverteilung nun über einen zusätzlichen Angriffspunkt. Das elektronisch gesteuerte Diff stachelt mit Kraftimpulsen entlang der Hinterachse weiterhin das Handling an, der Allrad spitzt das Einlenkverhalten zusätzlich an.
Der Allradantrieb macht einem die Gewalt des Jag-V8 erst bewusst. 550 PS und 680 Nm heizen der Raubkatze mächtig ein.
Der 573 PS starke 5,9-Liter-Sauger des Aston entfaltet seine 620 Nm gefühlvoller als der ungestüme Jaguar, legt etwas zäher los, zieht sich dann aber straff und linear an der Drehzahl hoch.
Überhaupt wirkt der Vantage V12 stellenweise akkurater als der F-Type. Lenkung, Fahrwerk, alles ist authentischer, griffiger, lässt sich anfassen und hält auch dann noch dagegen, wenn man mal richtig zulangt.
Eine Kleinigkeit stört das V12-Vergnügen im Aston allerdings: das Siebenganggetriebe - ein automatisiertes und beileibe nicht das schnellste.
Immerhin: Mit steigender Last verdichten sich diese Durchhänger zu einem kurzen, durchaus stimmungsvollen Kick im Hinterteil, sodass der technische Rückstand des Getriebes kein fahrdynamisch relevanter ist.
Der V12-Sauger im Aston entfaltet sich feinfühliger als der Kompressor des Jag, verliert trotz Mehrleistung von 23 PS im Sprint auf 200 aber vier Zehntel.
Die Keramikbremse im F-Type sorgt für ordentliche Verzögerungswerte des mit 1.856 kg erstaunlich massigen Roadsters.
Wir gehören hier sicher nicht zu den Prüden unserer Zunft, ganz sicher, doch was in aller Welt hat Jaguar geritten: Grölen, Poltern, Röhren, dazu das sperrfeurige Geratter beim Durchziehen und dieses Spratzeln, wenn die pfeilschnelle Achtstufenautomatik einen Gang hochklatscht.
Bremskeramik ist im Aston Martin Serie, die empfehlenswerten Corsa-Pirellis Zubehör.
Der Aston Martin V12 ist kaum leiser, artikuliert sich aber nicht ganz so pubertär. Auch bei ihm ist es die Abgasanlage, die der Akustik Volumen verleiht.
Der F-Type verwöhnt der Fahrer mit reichlich Leder und einem zeitgemäßen Interieur.
Die optionalen Sportsitze im Jag sorgen für ausreichend Seitenhalt beim Kurvenräubern.
Der Achtstufenwandler im Jag changiert je nach Modus zwischen servil und antörnend.
Der Jaguar interpretiert Querdynamik legerer als der trockene Aston Martin – auch dann, wenn man alle Elemente auf die schärfste Stufe programmiert.
Der kupferfarbene Lack und die berührsensible Mittelkonsole sind Bestandteile der Modelljahrpflege.
Die Sitze bieten leider nur mäßigen Halt.
Das Infotainment lässt sich über die renovierte Mittelkonsole nun zwar nervenschonender bedienen, vor allem in der Navi-Darstellung mieft es aber nach wie vor ganz gruselig nach den 90ern.
Eine Brust, aber zwei Herzen. Das eine schlägt für den F-Type, sein lässiges Handling, den stellenweise vielleicht etwas übertriebenen Klang und den brachialen Punch, das andere gehört jedoch dem kostspieligem Aston Martin mit seinem vollmunidgen V12.
Einen Punkt und 0,3 Sekunden Rückstand fängt sich der F-Type in der Endabrechnung ein – doch das ist kaum mehr als eine Randnotiz für Autos, bei denen weniger die Zehntelsekunde zählt, als vielmehr der Moment.