Lädt der Polestar 5 in fünf Minuten 160 km?
Das israelische Startup StoreDot verspricht mit einer neuen XFC-Batterietechnologie drastisch reduzierte Ladezeiten. Schon 2024 soll das der Polestar 5 demonstrieren können.
Während zahlreiche Batterie-Entwickler auf immer höhere Kapazitäten und eine größere Energiedichte setzen, verfolgt das israelische Start-up StoreDot mit seiner XFC-Technologie (siehe weiter unten) und drastisch reduzierten Ladezeiten einen anderen Ansatz. Schon 2024 sollen 100 Meilen (ca. 160 km) in nur fünf Minuten nachgeladen werden können. Für 2032 will StoreDot die gleiche Energiemenge in nur zwei Minuten in den Akku pumpen können. Die erste Firmen-Kooperation mit Polestar dürfte den Beweis liefern.
Kooperation von StoreDot und Polestar
Es ist die erste Investition von Polestar in ein anderes Unternehmen. Doch CEO Thomas Ingenlath verspricht sich viel von der strategischen Partnerschaft mit StoreDot. Die detaillierte Zusammenarbeit ist bereits fortgeschritten und umfasst wichtige Integrationen wie das technische Design und die Kühlung. Erster Versuchsträger für die XFC-Technologie wird ein Prototyp des Polestar 5 werden.
"Dies ist ein großer Schritt für StoreDot und eine starke Bestätigung dafür, dass unsere bahnbrechende Technologie für die Massenproduktion bereit ist", sagt der CEO von StoreDot, Dr. Doron Myersdorf. "Wir freuen uns sehr und sind stolz darauf, dass Polestar das erste Automobilunternehmen sein will, das seine extrem schnell ladenden Batteriezellen in einem fahrbaren Prototyp in Originalgröße präsentiert."
XFC-Technologie im Detail
Für die schnelle Energieaufnahme der Akkus setzen die Techniker von StoreDot auf einen neuen Akkutypen. Der Energiespeicher arbeitet mit Nanotechnologie sowie organischen Verbindungen und ersetzt die traditionelle Lithium-Ionen-Graphit-Anode durch eine aus Silizium. Das Geheimnis liegt dabei in der Synthetisierung mit niedermolekularen organischen Verbindungen, die aus dem Silizium ein hochwirksames Aktiv-Material machen.
Möglich machte die spezielle molekulare Zusammensetzung der Nanopartikel erst die KI-basierte Datenwissenschaft. Die patentierte Aufbereitung verhindert die sonst übliche Volumenausdehnung des Siliziums und die Probleme mit dem Energieverlust über die Zeit. Der XFC-Akku kommt auf eine beachtliche Energiedichte von 300 Wh/kg, während die Zellen im Labor selbst 1.000 Schnellladezyklen überstanden.
StoreDot hat bereits einen langfristigen Strategieplan, der drei Generationen von Technologien skizziert: Die Silizium-dominante XFC-Technologie ist dabei die Erste. Es folgen Semi-Solid-State-Akkus und danach eine Post-Lithium-Architektur. Auch einen Zeitplan für das nächste Jahrzehnt haben die Israelis bereits. "100-in-5" sind für 2024 angekündigt, "100-in-3" für 2028 und "100-in-2" sind für 2032 angestrebt. Bis dahin könnte die Polestar-Zukunft aussehen wie das kürzlich vorgestellte Designerstück "Synergy" (siehe Galerie).
Daimler, Samsung und andere haben investiert
Dass die Technik funktioniert, hat StoreDot erstmals Mitte Mai 2017 auf der Technologiemesse CUBE Tech Fair in Berlin vorgeführt. Die nächste Demonstration folgte zwei Jahre später: Innerhalb von fünf Minuten wurde der Akku eines Elektrorollers des Herstellers Torrot vollständig aufgeladen. "In der heutigen hektischen Gesellschaft kann eine fünfminütige Ladung, die durch ultraschnell aufladbare Batterien und die entsprechende Infrastruktur ermöglicht wird, ein Elektroauto für die Nutzer so attraktiv machen wie einen Benzin- oder Dieselantrieb", erklärte Myersdorf damals.
Zu den frühen Investoren von StoreDot zählten damals Samsung oder der russische Milliardär Roman Abramowitsch. Weitere 60 Millionen Dollar hatte das Unternehmen im September 2017 bei neuen Investoren eingesammelt. Darunter war auch die Lkw-Sparte von Daimler, die zudem einen Platz im Board of Directors bei StorDot erhielten. Auch der Mineralölkonzern BP war inzwischen bei den Israelis eingestiegen und hatte im Mai 2018 ganze 20 Millionen Dollar investiert.