120d, Mégane Sport und Octavia RS im Vergleichstest
Bei der Wahl zu den sportlichsten Autos 2007 fuhr der BMW 120d einen klaren Sieg vor den identisch motorisierten Audi A3 2.0 TDI und Skoda Octavia RS 2.0 TDI ein. Nun erwächst dem Münchener und dem als Vertreter des VW-Konzerns zum Test angetretenen Deutsch-Tschechen in Form des Renault Mégane RS 2.0 dCi neue Konkurrenz.
Dieselmotoren wird eine Vielzahl an Tugenden zugeschrieben – Genügsamkeit, Ausdauer und Haltbarkeit beispielsweise. Sportlichkeit gehörte bislang eher nicht dazu. Folgerichtig machten sowohl die sport auto-Testredakteure als auch die mit der Kreation neuer Sportmodelle betrauten Entwicklungsingenieure nicht selten einen weiten Bogen um den Selbstzünder. Angesichts beständig steigender Spritpreise bröckelt nun aber die Front.
Spitztenmodelle mit Dieselaggregat sind keine verrückte Idee mehr
Insbesondere in der Kleinwagen- und der Kompaktklasse geht der Umstand, dass das stärkste Modell einer Baureihe einen Dieselmotor unter der Haube trägt, längst nicht mehr als Skurrilität durch. So weit wie Skoda und Renault, die ihren bisher ausschließlich von Turbo-Benzinmotoren auf Touren gebrachten Sportmodellen Octavia RS und Mégane RS nunmehr identisch betitelte, wenngleich um einiges schwächere und zugleich kaum preiswertere Dieselvarianten zur Seite stellen, hat sich die Industrie bis dato jedoch noch nicht aus dem Fenster gelehnt. Dies gilt umso mehr, als sich die beiden Selbstzünder optisch nicht von den leistungsstärkeren Benzinern unterscheiden.Verschämt zu Boden gerichtete oder gar gänzlich hinter dem rückwärtigen Stoßfänger verborgene Endrohre sind bei diesen Heizöl-(B)rennern – dem Partikelfilter sei Dank – kein Thema mehr. Jener ist bei allen drei Autos im Fahrzeuggrundpreis enthalten.
Am günstigsten gerät der Einstieg in den für 26.000 Euro bereits recht ordentlich ausgestatteten Dreitürer von Renault. Wer Wert auf 18-Zöller, Lederausstattung, Komfortzugang und Xenonscheinwerfer legt, dem sei die 28.700 Euro teure Style & Tech-Variante ans Herz gelegt. Die darüber hinaus reichende Aufpreisliste des 173 PS starken Franzosen fällt dann angenehm überschaubar aus. Ganz anders in München: Zwar ist auch der mit 177 Pferdestärken aufwartende BMW 120d als Dreitürer bereits für vergleichsweise schlanke 26.950 Euro zu haben.
Im Gegensatz zu Renault lassen sich die Bayern jedoch jedes noch so kleine Extra gesondert honorieren. Ob 17 Zoll große Räder (statt serienmäßig 16 Zoll), mit Leder bezogene, elektrisch verstellbare Sitze, Sportlenkrad, Ablagen- oder Lichtpaket – bei BMW füllt die Aufzählung der kostenpflichtigen Sonderausstattung Seiten. In der Folge schlägt der üppig bestückte leuchtend blaue Testwagen schlussendlich mit beachtlichen 40.990 Euro zu Buche. Für die Extras werden somit noch einmal über 50 Prozent des Fahrzeuggrundpreises fällig.
Der Skoda ist nur auf den ersten Blick teuer
Skoda beschreitet mit seiner Preispolitik einen gänzlich anderen Weg. Anders als bei Renault gibt es vom 170 PS starken Octavia RS TDI keine abgespeckte Einstiegsvariante. Im Gegenteil: Mit 29.190 Euro Grundpreis scheint der Tscheche erst einmal das teuerste Auto des Tests zu sein. Tatsächlich ist der Pumpe-Düse-Kombi des Volkswagen-Konzerns – zum Testzeitpunkt war leider keine Limousine verfügbar – für das nicht ganz kleine Geld aber auch schon denkbar komplett ausgestattet. Parksensoren hinten, eine Mittelarmlehne mit kühlbarem Ablagefach, 18 Zoll große Leichtmetallräder und ein Musiksystem nebst CD-Player und MP3-Funktion gehören beim Octavia RS wie selbstverständlich zum serienmäßigen Lieferumfang. Nur wer in Sachen Audio und Navigation noch aufrüsten will oder Wert auf eine via elektrischem Glasschiebe- und Ausstelldach erweiterte Frischluftzufuhr legt, wird noch ein wenig stärker zu Kasse gebeten. Das vergleichsweise üppigste Raumangebot und den bequemsten Zustieg zum Fond verbucht der ausschließlich mit vier Türen angebotene Tscheche als weitere Pluspunkte.Das gegenüber der Konkurrenz zu verzeichnende Mehrgewicht von rund 50 Kilogramm geht so gesehen absolut in Ordnung.
Dies gilt umso mehr, als die im Slalom erreichte Durchschnittsgeschwindigkeit von moderaten 64 km/h ebenso wie die genauere Analyse der Hockenheimrunde den Verdacht nahelegt, dass der Skoda sein deutlich schlechteres Abschneiden in den fahrdynamischen Disziplinen weit weniger seiner etwas stattlicheren Figur als vielmehr dem vergleichsweise kommod ausgefallenen Setup zu verdanken hat. Schließlich rangiert der Kombi auf der Zielgeraden exakt zwischen dem bei der Zeitenhatz führenden BMW und dem in dieser Disziplin zweitplatzierten Renault. Erst bei den Kurvengeschwindigkeiten verliert er sichtbar den Anschluss. Unterm Strich addiert sich der Handlingnachteil auf dem 2,6 Kilometer langen Rundkurs zu einem Rückstand von 1,5 Sekunden auf den mit 1.22,3 Minuten schnellsten 120d.
Der Skoda kommt immer wieder vom rechten Weg ab
Auch die gegenüber dem zweiten Fronttriebler im Bunde zu verzeichnenden Traktionsverluste schlagen auf diesem Terrain negativ zu Buche: Während sich der exzellent abgestimmte Mégane RS linientreu gibt und beim Herausbeschleunigen aus engen Ecken stoisch seiner Bahn zieht, kommt der Skoda in gleicher Situation schon einmal vom rechten Weg ab. Kritisch ist das nicht, aber zeitraubend. Der hinterradgetriebene BMW macht unabhängig vom marginalen Zeitvorsprung von lediglich zwei Zehntelsekunden auf Grund seines direkten Einlenkverhaltens und des sich passgenau eindrehenden Hecks noch etwas mehr Laune und mutet zudem nicht minder sicher an als die beiden Fronttriebler. Im Slalom kann der bayerische Hecktriebler die beispielhafte Quirligkeit des Renault.Sportmodells dagegen nicht parieren. Sein leichter Hang zum Übersteuern bei schnell aufeinanderfolgenden Richtungswechseln wirft den ideal ausbalancierten BMW 120d in dieser Disziplin auf Rang zwei zurück.
Dass mit dem Renault ausgerechnet das mit Frontantrieb, nicht völlig ausschaltbarem ESP und einer sehr frontlastigen Gewichtsverteilung von 65,9 zu 34,1 Prozent zwischen Vorder- und Hinterachse eigentlich benachteiligte Auto die markant geschnittene Nase vorn hat, zeigt einmal mehr, dass es nicht allein auf das zugrunde liegende Konzept, sondern vielmehr auf dessen finale Umsetzung ankommt. Dabei konnte der selbstzündende Franzose bei seinem ersten Test weder auf das seit Neuestem auch für den Diesel-RS bestellbare Sportfahrwerk nebst dann auch komplett deaktivierbarem ESP noch auf die bislang bei Renault für fahrdynamische Höchstleistungen verantwortlich zeichnenden Michelin Pilot Sport-Reifen vertrauen. Diesmal sorgten Conti Sport-Contact 2-Pneus der Dimension 225/40 R 18 für allzeit gute Bodenhaftung. Exakt jene Reifen also, die auch den Skoda Octavia RS 2.0 TDI erden. BMW setzt im Falle des 120d-Testwagens auf Bridgestone Potenza RE050APneus der Dimension 205/50 R 17 rundum und schiebt sich damit in der Beschleunigungsmessung ganz nach vorn. Mit 7,8 Sekunden bleibt der mit 1.447 Kilogramm vergleichsweise leichte Hecktriebler als einziger Kompakt-Diesel des Vergleichs unter der Acht-Sekunden-Grenze.
Der Renault ist langsamer als vom Werk angegeben
Der Skoda ist mit 8,3 Sekunden für den Standardsprint gleichfalls drei Zehntelsekunden schneller auf Tempo 100, als das Werk ihm zutraut. Einzig der Renault hinkt der Werksvorgabe von 8,3 Sekunden mit dem tatsächlich realisierten Wert von 9,0 Sekunden ein gutes Stück hinterher. Dabei scheint das von einem Turbolader zwangsbeatmete Zweiliter-Triebwerk auf Grund der Vehemenz, mit der es in den unteren Drehzahlbereichen zur Sache geht, subjektiv durchaus gut im Futter zu stehen. Allerdings macht der französische Selbstzünder oben heraus spürbar zu. Ein Eindruck, den auch die im Verlauf der Elastizitätsmessung ermittelten Werte unterstreichen. Der Mégane RS 2.0 dCi marschierte beim Durchbeschleunigen innerhalb der fünften Fahrstufe schneller von 80 auf 160 km/h als bei der in herkömmlicher Manier durchgeführten Sprintprüfung, bei der aus dem Stand gestartet und entsprechend dem zur Verfügung stehenden Drehzahlband Stufe für Stufe hochgeschaltet wird. Dabei wurden die einzelnen Gänge in diesem speziellen Fall auf Grund der Tatsache, dass dem kleinen Franzosen oben heraus so spürbar die Luft ausging, nicht einmal annähernd ausgedreht. Mit seiner Motorcharakteristik unterstützt der Renault somit eindeutig eine eher schaltfaule Fahrweise, ohne diese freilich mit übergroßer Zurückhaltung in Sachen Spritkonsum zu belohnen.
Mit 8,8 Liter Diesel auf 100 Testkilometern genehmigte sich der Westeuropäer immerhin gut einen Liter mehr als der mit 7,7 Liter im Mittel überaus sparsame BMW 120d. Jener verfügt nunmehr ebenso wie die leistungsstärkeren Sechszylinder-Diesel des Konzerns über einen Abgasturbolader mit variabler Turbinengeometrie sowie über die bei BMW unter dem Namen Efficient-Dynamics kommunizierten flankierenden Maßnahmen zur Verbrauchsminderung wie die Bremsenergie-Rückgewinnung und die Auto-Start-Stop-Funktion. Diese wird aktiviert, sobald der Fahrer an der Ampel den Schalthebel in Leerlaufposition bringt und den Fuß von der Kupplung nimmt. Um den Motor zur Weiterfahrt zu starten, muss dann lediglich die Kupplung betätigt werden. Liegen hieb- und stichfeste Gründe vor, die gegen das automatische Abschalten des Motors sprechen – zum Beispiel zu hohe oder zu niedrige Außentemperaturen oder eine stark entladene Batterie –, setzt das intelligente System die Start-Stop-Funktion vorübergehend selbsttätig aus. Der Fahrer selbst kann dies auf Knopfdruck gleichfalls tun. Das anfangs etwas gewöhnungsbedürftige, weil eigenmächtig agierende System erfüllt seine Aufgabe tadellos und dürfte einen nicht unerheblichen Einfluss auf den deutlichen Verbrauchsvorteil des Bajuwaren haben. Am zweiten Platz des alles in allem rundum überzeugenden BMW 120d kann es jedoch nichts ändern. Das sport auto-Punktesystem stuft die herausragenden fahrdynamischen Qualitäten des Renault höher ein. Die sport auto-Leser unterliegen diesen Zwängen nicht. Sie können anlässlich der Wahl der sportlichsten Autos 2008 in der Klasse der bis 35.000 Euro teuren Diesel auf Grund des vorliegenden Vergleichs einen neuen Sieger küren oder es beim technisch innovativen Alten belassen – ganz wie es ihnen beliebt.