Alpina D3 Biturbo Coupé im Test
Alpina hat seinen Spar-Spaß-Sportler neu aufgelegt. Aus D3 wird D3 Biturbo. Mit 214 PS, 450 Newtonmeter Drehmoment und vergleichsweise akzeptablem Verbrauch tritt der Diesel-Neuling in die Fußstapfen seines erfolgreichen Vorfahren.
Mit dem guten Geschmack ist es ganz einfach: Man nehme von allem nur das Beste. Das Rezept von Alpina, frei nach Oscar Wilde, ist bekannt. Edle Zutaten, wie eine Frontlippe mit Markenschriftzug, elegante Leichtmetallräder im Speichen-Design und ein marineblaues Kombiinstrument im Interieur sowie eine Prise Mehrleistung, hauchen BMW-Fahrzeugen vom Fließband exklusiven Kleinseriencharakter ein. Doch der aktuelle Novize aus der Automobilmanufaktur im bayerischen Buchloe dürfte die Alpina-Philosophie verändern. Neues Motto: Das Beste noch besser machen. Ab sofort hat der erfolgreiche Diesel-Vierzylinder D3 daher einen neuen Nachnamen und wird D3 Biturbo gerufen.
Das neue Einsteigermodell in der Alpina-Flotte soll den beliebten Vorgänger (850 Einheiten seit 2006) mit einer geplanten Stückzahl von 1.200 Fahrzeugen noch übertreffen. Anders als sein Vorläufer rollt der neue D3 auch als Coupé, ab Herbst wie gewohnt mit den Kombi- und Limousinen- Versionen an den Start. Im Gegensatz zum bisherigen Alpina-Selbstzünder basiert das Triebwerk nicht mehr auf dem Reihenvierzylinder aus dem 320d (177 PS), sondern auf dem Dieselaggregat des 123d mit 204 PS. Dank geänderter Bosch-Motorelektronik, um 0,2 auf 1,2 bar erhöhtem Ladedruck und einer Abgasanlage ohne Endschalldämpfer mit geringerem Gegendruck stieg die Nennleistung um zehn auf 214 PS.
3er hat einen besseren cw-Wert als der 1er
Ein größerer Ladeluftkühler aus dem 330d versorgt das nachgewürzte Einser-Triebwerk im D3 Biturbo mit ausreichend Frischluft. Trotz des Leistungsplus und einem Mehrgewicht von rund 85 Kilogramm gegenüber dem 123d gibt Alpina einen nur 0,2 Liter höheren ECE-Verbrauch von 5,4 Litern für das neue Sport-Coupé an. „Der Dreier hat einen besseren cw-Wert als der Einser und daher können wir fast einen identischen Verbrauch erzielen“, erklärt Alpina-Chef Andreas Bovensiepen.
Realistischer als die vorausgesagten ECE-Werte ist der durchschnittliche Testverbrauch von 8,8 Litern. Auch bei zügigen Autobahnfahrten mit hohen Drehzahlen pendelt die Verbrauchsanzeige kaum über zehn Liter. Weniger als mit dem zurückhaltenden Spritkonsum glänzt der Spar-Sportler bei der Beschleunigung auf Tempo 100. Mit 7,4 Sekunden verfehlte der Biturbo die von Alpina versprochenen 6,9 Sekunden deutlich. Doch wirklich spürbar ist das nicht. Anders als das Vorgängermodell mit ausgeprägter Anfahrschwäche galoppiert der neue Diesel- Alpina antrittsstark und mit gleichmäßiger Leistungsentfaltung aus dem Drehzahlkeller bis zur Höchstdrehzahl von 5.200/min.
Tieferlegung an Vorder- und Hinterachse
Bereits ab 2.000/min stemmt der längs eingebaute Vierzylinder mit Alu-Kurbelgehäuse kräftige 450 Newtonmeter auf die Kurbelwelle. Verstärkte Antriebswellen aus dem 330d leiten das Drehmomentplus von 50 Newtonmetern gegenüber dem Basistriebwerk sicher an die Hinterräder weiter. Nur im unteren Drehzahlbereich verrät das getrimmte Alpina-Aggregat sein Verbrennungsprinzip, bei höheren ähnelt die Laufkultur einem Ottomotor. Ebenso angenehm, wie das kultivierte Triebwerk ist die komfortable Abstimmung des Fahrwerks.
Trotz modifizierter Feder-Dämpfer-Einheit und einer moderaten Tieferlegung an Vorder- (15 mm) und Hinterachse (10 mm) schluckt der D3 Biturbo kurze Bodenwellen souverän. Die 19-Zoll-Reifen ohne Runflat-Notlaufeigenschaften unterstützen durch die weicheren Seitenwände zusätzlich den Fahrkomfort. Lange Fahrbahnverwerfungen kommentiert das Alpina-Sportfahrwerk allerdings mit spürbaren Vertikalbewegungen. Im Grenzbereich legt die Karosserie durch das komfortable Setup eine gewisse Seitenneigung an den Tag. Trotzdem bleibt das Coupé jederzeit gutmütig, leicht untersteuernd beherrschbar.
Alpina D3 Biturbo Coupé gibt es ab 40.600 Euro
Bei verschärfter Gangart überrascht der Biturbo den Fahrer dank ausbalancierter Gewichtsverteilung (50 : 50) nicht mit Lastwechselreaktionen. Trotz präziser Lenkung mit guter Rückmeldung sind besonders auf der Rennstrecke die komfortablen Gene des Diesel- Neulings spürbar. Mit unspektakulärem Handling umkurvt er den Kleinen Kurs von Hockenheim in einer Rundenzeit von 1.19,3 Minuten. Dabei ist er trotz zusätzlicher Pfunde zwei Sekunden schneller als der kaum schwächere 123d. Für eine problemlose Verzögerung griffen die Alpina-Ingenieure erneut ins BMW-Regal und installierten die Bremsanlage des 330d.
Dank rundum innenbelüfteten Bremsscheiben (348 mm vorne und 336 mm hinten) steht der Allgäuer aus Tempo 100 nach 36,1 Metern. „Als Einstiegsmodell ist der D3 Biturbo für uns besonders wichtig“, so Alpina-Chef Bovensiepen. Mit einem Startpreis von 40.600 Euro dürfte der exklusive Dreier nicht nur für Alpina- Traditionalisten interessant sein, sondern könnte auch bei BMW-Kunden für Aufsehen sorgen. Technisch und preislich drängelt sich der D3 nämlich zwischen die Coupé-Versionen des 325d (38.950 Euro) sowie des stärkeren 330d für 42.950 Euro.