Audi A4 1.6, Ford Mondeo 1.8 und Renault Laguna 1.6
Die Lockangebote in der Mittelklasse haben einen Haken: Kraft ist Mangelware. 1,6 Liter, bestenfalls 1,8 Liter Hubraum sind das Maß der Einsteigermodelle. Ein Vergleich der aktuellen Stars dieser Klasse, Audi A4 1.6, Ford Mondeo 1.8 und Renault Laguna 1.6.
Wer nach dem Auto der Vernunft Ausschau hält, der entdeckt es häufig ganz unten an der Basis. Denn meist sind es die sparsam motorisierten Benziner innerhalb einer Modellreihe, die mit dem höchsten Gegenwert und den niedrigsten Unterhaltskosten aufwarten.
Da ist der neue Audi A4 1.6, der nun die A4-Palette nach unten hin abrundet, ein gutes Beispiel. Das Auto kostet 42.637 Mark, mithin 6.400 Mark weniger als der direkt darüber rangierende A4 2.0.
Ein attraktiver Preis für einen ausgewachsenen Mittelklassewagen, noch dazu einer von der Premiumsorte. Dass es aber unter Umständen noch vernünftiger geht, zeigen die Konkurrenten des Audi. Ford beispielsweise bietet den hoch gelobten Mondeo mit der vergleichbaren Motorisierung schon ab 38.579 Mark an – die getestete Ausführung mit der etwas besseren Trend-Ausstattung kommt auf 39.801 Mark. So viel kostet andernorts bereits ein ordentlich ausgestatteter Golf.
Auch der neue Renault Laguna, ebenfalls nicht von schlechten Eltern, besticht durch ein vorzügliches Preis-Leistungs-Verhältnis: Für den Preis des Audi bekommt man den Laguna Privilège, die drittbeste von vier Ausstattungsvarianten.
Dem Lockvogel-Charakter solcher Offerten steht freilich fast immer ein abschreckendes Handikap gegenüber: Unter den Hauben geht es kalorienarm zu. Um die Kunden zu den leistungsstärkeren, aber teureren und daher für den Hersteller lukrativeren Versionen zu lotsen, müssen sich Einstiegsmodelle mit PS-Zahlen begnügen, die vergleichsweise armselig wirken.
So stehen im A4 1.6 gerade mal 102 PS zur Verfügung. Mondeo-Kunden bekommen geringfügig mehr, nämlich 110 PS, die der Ford.Motor aus 1,8 Liter Hubraum schöpft, während Renault bei 107 PS und 1,6 Liter anfängt. Arg bescheiden in Anbetracht solch respektabler Karossen.
Da liegt es nahe, es mit der Vernunft nicht ganz so genau zu nehmen und sich ein paar PS mehr zu gönnen. Doch die praktische Erfahrung zeigt einmal mehr, dass es sich bei etwas gutem Willen auch mit weniger ganz gut leben lässt.
Immerhin gelingt es mit jeder der drei Mittelklasselimousinen, im Verkehrsfluss ohne besondere Mühe mitzuschwimmen. Wer die Leistung ausschöpft, kann sogar überraschend hohe Reisedurchschnitte verwirklichen.
Der Ford Mondeo zum Beispiel erreicht bei genügend Anlauf 193 km/h und wartet mit respektablen Beschleunigungswerten auf. Vom Stand bis Tempo 100 verstreichen nur 11,7 Sekunden, aber auch darüber herrscht keineswegs lähmende Flaute. Dabei lässt sich das Triebwerk seine schwere Arbeit akustisch erfreulich wenig anmerken. Störende Dröhngeräusche und Vibrationen sind nicht zu verzeichnen.
Da wird der Vierzylinder des Audi schon brummiger. Zugleich muss er sich noch etwas mehr ins Zeug legen, denn sein kleinerer Hubraum kostet Drehmoment. Statt 165 Nm wie im Ford gibt es hier nur 148 Nm. Umso mehr überrascht der aufgeweckte Charakter des kleinen Motors. Er reagiert unerwartet eifrig auf Gaspedal-Bewegungen und wirkt subjektiv kraftvoller, als es die Zahlen erwarten lassen.
Das genaue Gegenteil stellt man beim gleich großen und mit dem gleichen Drehmoment (148 Nm) gesegneten Vierzylinder des Renault Laguna fest. Speziell bei niedrigen Drehzahlen dominiert ausgeprägtes Phlegma, was bereits beim Anfahren die Geduld strapaziert.
Aber auch auf freier Strecke hat der Renault Mühe, den Kontrahenten zu folgen. Immerhin erledigt er sein Pensum ausreichend kultiviert, so dass abgesehen vom Mangel an Temperament keine größeren Strapazen drohen.
Den Griff zum Schalthebel darf man freilich nicht scheuen. Um in Schwung zu bleiben, muss schon an leichten Steigungen heruntergeschaltet werden, was mit der leichtgängigen, wenngleich nicht besonders exakten Schaltung allerdings keine Probleme aufwirft. Aber auch bei der Konkurrenz ist es mit der Elastizität nicht weit her.
Die größten Reserven zeigt beim Beschleunigen in den großen Gängen noch der Audi. Seine hohe Gesamtübersetzung hält den Motor auf Touren. Muss dennoch ein niedrigerer Gang eingelegt werden, dann macht der präzise geführte Schalthebel den Vorgang schon fast zum Vergnügen.
Von der schwergängigen Gangschaltung des Ford lässt sich das nicht behaupten. Andererseits kann der Mondeo-Fahrer auf spürbar höhere Drehmoment.Reserven zurückgreifen, die deutlich längere Übersetzungen zulassen. Gleichwohl erreicht der Ford nahezu die Elastizitätswerte des Audi. Der Vorteil der drehzahlschonenderen Getriebeauslegung zeigt sich beim Tanken. Während sich Audi und Renault ihre Mühe mit 10,0 und 10,1 Liter pro 100 Kilometer belohnen lassen, begnügt sich der Ford im direkten Vergleich mit 8,8 Liter. Unter den benzinbefeuerten Limousinen seines Kalibers gehört er damit zu den sparsamsten.
Aber auch sonst bekommt der Ford.Kunde erfreulich viel für sein Geld. Der Mondeo verfügt über die geräumigste Karosserie mit dem größten Kofferraum in diesem Trio. Obendrein mangelt es weder an Komfort noch an fahrdynamischer Kompetenz. Mit seiner präzisen Lenkung, dem agilen Kurvenverhalten und den tadellosen Bremsen braucht er keinen Vergleich zu scheuen. Bedauerlich nur, dass Ford das Stabilitätsprogramm ESP nach wie vor nur gegen Aufpreis (1.046 Mark) liefert.
Die Konkurrenten bieten dieses Sicherheitsplus serienmäßig. Ansonsten sind sie freilich von höchst unterschiedlicher Wesensart. Mit seinem straff abgestimmten Fahrwerk wirkt der Audi fast schon sportlich und in Kurven noch behender als der Ford. Dafür war es beim Testwagen mit dem Federungskomfort nicht allzu weit her. Unerreicht hingegen der Qualitätseindruck, wo er den Ford und noch mehr den Renault deklassiert.
Letzterer setzt stattdessen auf die klassischen Tugenden französischer Limousinen. Seine Federung wirkt daunenweich, was besonders langsame Fahrt höchst komfortabel gestaltet. Dafür neigt beim zügigen Überfahren von Querwellen der Vorderwagen zum Stuckern. Außerdem wirkt das Auto bei forcierter Gangart vergleichsweise unpräzise und gönnt dem Fahrer wenig Fahrbahnkontakt.
Praktisch: Als Einziger kann der Renault serienmäßig eine große Heckklappe vorweisen. Allerdings fällt die erlaubte Zuladung mit 433 Kilogramm deutlich knapper aus als bei Audi und Ford. Nicht zu knapp dagegen die Ausstattung. Bei der Privilège-Ausführung bleiben fast keine Wünsche mehr offen (unter anderem Klimaautomatik, CD-Radio, 16-Zoll-Aluräder, Regensensor), ganz im Gegensatz zum A4, wo selbst die Klimaanlage noch extra berechnet wird.
Da lacht zumindest der Geldbeutel. Noch mehr freut er sich freilich beim Kauf eines Mondeo, denn der bietet am meisten Auto fürs Geld.