Audi, BMW und Porsche
Nein, früher war nicht alles besser. Auch nicht die Autos. Aber das heißt ja nicht, dass die Vorgänger unserer sportlichen Helden weniger Spaß gemacht hätten. Zur Probe aufs Exempel eine Ausfahrt mit dem Audi Quattro, dem BMW M 535i und dem Porsche Turbo sowie deren Nachfahren.
Der Audi Quattro von 1980 springt mit dem aktuellen RS4 um die Wette. Die Geschichte des M wird anhand des Beispiels BMW M 535i und M5 rezitiert. Für maximalen Porsche-Spaß sind der neue Turbo und sein Stammvater von 1981 verantwortlich. Alle sportlichen Stars von gestern und heute im großen Vergleich.
Druckmittel
Ein Turbo, das war wie Hammerwerfen: Packte man ihn falsch an, flog das Ding, wohin es wollte. Im Zweifel gehorchte er lieber den Gesetzen der Fliehkraft als den Befehlen des Fahrers. Das war seine Natur.
Einen Turbo von heute lenkt man zur Not mit zwei Fingern, das Auto folgt widerspruchslos den Zielvorgaben, egal ob bei Tempo 50 oder 250. Überhaupt ist dieses Technikwunder derart hilfsbereit, dass man sich als Fahrer fast überflüssig vorkommt. Vom filterlosen Vorfahren trennen den neuen Turbo gefühlsmäßig Lichtjahre. Allradantrieb, ESP, ABS, adaptives Fahrwerk – das Resultat vermag noch das letzte Quäntchen der 480 PS derart effizient in Geschwindigkeit umzusetzen, dass sich selbst der Normalmensch am Lenkrad vorkommen muss wie Schumi beim Qualifying.
Einziges Problem: Das Auto ist eigentlich zu schnell für diese Welt – zumindest, wenn man an seinen Führerschein denkt. So gesehen fährt man mit dem Alten sicherer. Zwar lassen die 300 PS nach wie vor den Atem stocken, denn sie machen sich im Gegensatz zur bekömmlich optimierten Leistungsabgabe des Nachfolgers explosionsartig bemerkbar. Aber so schnell, wie er sich anfühlt, ist er selten. Beim Neuen verhält es sich umgekehrt – das kann ein Vorteil sein, muss aber nicht.
Quattrophorie
Damals, als Fronttriebler in Kurven noch mit Vorliebe geradeaus und Hecktriebler gerne quer fuhren, brillierte der Quattro dank ausgezeichneter Traktion und weitgehend neutralem Eigenlenkverhalten mit überragenden Fahreigenschaften. Heute, da ESP fast jeden Kleinwagen narrensicher macht, empfindet man diese Quattro-Tugenden nicht mehr als gar so umwerfend und aufregend. Vielmehr erfordern seine um die Mittellage indirekte, aber leichtgängige Lenkung sowie das behäbige Handling und die wenig verzögerungsfreudigen Scheibenbremsen (vorne innenbelüftet) Gewöhnung.
Rasch freundet man sich hingegen mit dem Federungskomfort an: Er nimmt mehr Rücksicht auf die Insassen als die knochentrockene, stößige Fahrwerksabstimmung des RS4. Dafür baut der moderne Audi deutlich höhere Querbeschleunigungen auf, läuft aber in geradezu erschreckender Weise Fahrbahnunebenheiten aller Art nach. Der 2,2-Liter-Fünfzylinder im Ur-Quattro ist ein Turbomotor alter Schule, aber mit 200 PS durchaus in der Lage, auch heute noch Fahrfreude zu bereiten.
Der 4,2 Liter-Achtzylinder spritzt das Benzin direkt in die Brennräume, dreht gierig bis maximal 8.250 Touren, bringt es auf 420 PS und besticht durch famose Leistungsentwicklung in allen Bereichen. Wie weit der ebenfalls allradgetriebene RS4 fahrdynamisch die Nase vorn hat, zeigen am besten die Beschleunigungswerte von null auf Tempo 200: Da steht es 15,6 zu 40,7 gegen den Ur-Quattro. Es sind zwei Welten, die da aufeinander prallen.
Vereinigte Motoren-Werke
Die M-Motion beginnt 1979 auf der Frankfurter IAA. Allerdings noch nicht mit letzter Konsequenz. Im Sport-5er M 535i steckt ein Sechszylinder mit Zweiventiltechnik. Der für den Mittelmotor-Sportwagen M1 entwickelte Vierventiler kommt erst 1985 in die Neuauflage der Limousine, womit der erste M5 geboren war.
Trotz nicht astreiner Gene präsentierte der M 535i das, was heute der M5 darstellt: den mit Abstand schnellsten 5er. Streifen und ein Heckspoiler zeigten das auf Wunsch und gegen Aufpreis in einer Weise, die sich heute kein Hinterhof-Tuner mehr erlauben würde. Schon damals galt die Kriegsbemalung als degoutant: 85 Prozent der Kunden verzichteten darauf. Gegenüber der High-Tech-Allmacht des Jahres 2006, die zehn Zylinder, über 500 PS und ein sequenziell geschaltetes Siebengang-Getriebe ins Feld führt, wirkt der M-Cocktail von damals so primitiv wie ein Röhrenradio neben einem iPod.
Dennoch: Der Sechszylinder, Abkömmling einer überaus erfolgreichen Baureihe, die in den Sechzigern im 2500 Premiere feierte, macht deutlich, woher der gute Ruf der BMW-Motoren kommt. Er ist heute noch ein Prachtstück. Mit kraftvollem Durchzug, drehfreudig und überaus kultiviert. Sportlich nannte der Testbericht das Fahrverhalten, womit leicht verschlüsselt angedeutet wird, dass dieser BMW eine kundige Hand braucht. Die ist sicher auch beim M5 kein Fehler, aber bei dem hält eine ausgefeilte Elektronik die schützende Hand über den Fahrer. Im Alten muss der sich um alles selbst kümmern, hoch thronend auf dem Recaro-Sitz, der mit Muskelkraft in Position gebracht wurde.