BMW 1er Cabrio mit 218 PS
Die Figur des BMW 1er Cabrio wird mit einem stramm sitzenden
Stoffverdeck gekrönt – und präsentiert der Konkurrenz seinen
knackigen Hintern. Vor allem, wenn der
Dreiliter-Reihensechszylinder des 125i ranklotzen darf.
Kompaktklasse-Cabrios – das ging in den Achtzigern nicht ohne Stoffdach und Überrollbügel. Bis die Klappdach-Lawine über das Segment hereinbrach mit Modellen, bei denen man Front und Heck oft nur an der Position des Auspuffs erkennen kann. Anders beim BMW 1er Cabrio. Es beherrscht mit seinen Blechflächen nicht nur das Konvex-konkav-Spiel, stempelt Geradblech-Typen damit buchstäblich zu Langweilern. Nein, es entsagt auch konsequent der zeitgenössischen Coupé-Cabrio-Attitüde.
Kurzer Überhang vorn, niedrige Gürtellinie mit deutlichem Falz und der Verzicht auf einen korpulenten Rucksack-Hintern: Das riecht nach Klassiker. Knackig-frisch, aber nicht gewollt modern. Dafür hält sich das Kofferraumvolumen mit 260 Litern bei offenem und 305 Litern bei geschlossenem Dach aber auch in Grenzen, allerdings erweiterbar durch eine aufpreispflichtige Durchladeluke mit Transportsack.
Ohne Aufpreis öffnet und schließt das Stoffdach des BMW 1er Cabrio.et per Knopfdruck automatischelektrohydraulisch in jeweils 22 Sekunden. Deutlich leiser als bei den meisten Klappdach-Konkurrenten startet das Programm bis Tempo 40 und lässt sich bis Tempo 50 fortsetzen – kleine Entschädigung für die lange Öffnungs- und Schließzeit des von Karmann gefertigten Daches.
Im Übrigen verliert der BMW 1er ungern Zeit. Bei nur rund 120 Kilogramm Mehrgewicht gegenüber dem Coupé-Pendant sind die fahrdynamischen Einbußen mit bloßem Popometer im Fahrbericht kaum zu spüren. Eine leichte Zitterneigung auf schlechten Pisten, ablesbar an Scheibenrahmen und Lenkrad, mal ausgenommen. Ansonsten verhilft die ausgeglichene Gewichtsverteilung – Motor über Vorderachse, Fahrer nah am Schwerpunkt, Batterie unterm Kofferraum – zu einem dynamischen Auftritt. Zu dem auch das aufwendige Fahrwerk inklusive Fünflenkerhinterachse samt 20 Millimeter breiterer Spur seinen Teil beiträgt.
Der 125i schwingt, kommandiert von der elektrisch unterstützten Lenkung unter Aufsicht des fein regelnden, stufenweise deaktivierbaren Stabilitätsprogramms, ausgelassen um jegliche Kurven – von der kleinwinkligen Spitzkehre bis zum großzügigen Bogen. Auf den Testfahrten im spanischen Hinterland oberhalb von Valencia zieht er seinen Piloten nach kurzer Zeit unbemerkt in den Bann, souffliert ihm auf jedem Meter die Markenbotschaft von der Freude am Fahren. Und die ist nicht zu überhören – schon wegen des einzigartig summenden und brummenden Reihensechszylinders. Drei Liter groß und mit Valvetronic versehen, hat das 218 PS starke Aggregat im 125i zwar keine Direkteinspritzung, belässt es aber bei diesem einen Verzicht: seidiger Lauf, dunkles Timbre, spontaner Antritt, drehmomentgefütterter Druck von unten durch die Mitte, Flamme bis jenseits 6.000/min.
Doch der Motor im BMW 1er Cabrio macht schon beim Cruisen Spaß, ermuntert bei niedrigen Drehzahlen mit dunkler Stimme zum Hochschalten – ohne dass es dafür der Schaltempfehlung im Cockpit bedürfte, die ebenso wie elektronisch gesteuerte Luftklappen und cleveres Energiemanagement mit Bremsenergie- Rückgewinnung den Verbrauch senken soll. Apropos Schaltung: Die Wege des Sechsganggetriebes sind so kurz wie der beim BMW 1er Coupé grundsätzlich kupierte Hebel, die Gassen so sauber definiert wie die Linien der oberen Lichtkante an der Einser-Karosserie. Diese zitiert neben historischen Vorbildern wie der 02-Reihe den Stil eines Bootsrumpfes. Dazu gehört allerdings auch die „ cabriospezifische Anpassung der Schulterbreite hinten“, so Projektleiter Hubert Rauberger. Stimmt, besonders luftig geht es auf den knackig gepolsterten Plätzen im Heck nicht zu, aber mittelgroße Menschen sollten Mittelstrecken-Touren dort ohne Blessuren überstehen.
Trotzdem: Die Musik spielt während des Fahrberichtes vorne – auf körpernah geschnittenen Sportsitzen in fahraktiver Sitzposition mit Blick auf die klassisch gezeichneten Rundinstrumente, die leider ohne Temperaturanzeige auskommen müssen. Umso zuvorkommender kümmert sich das BMW 1er Cabrio um die angenehme Temperierung der Insassen. Zum einen reflektieren die Lederpolster (1.880 Euro extra) Sonnenlicht, so dass großflächige Verbrennungen x-ten Grades passé sein dürften, zum anderen schaltet die Klimaanlage bei offenem Dach automatisch in einen speziellen Cabrio.Modus.
Der empfiehlt sich fürs ganze Auto: Steil stehende, nicht allzu weit nach hinten reichende Frontscheibe plus tiefe Gürtellinie sorgen für beste Aussicht und authentisches Frischluftgefühl. Die Elemente umspielen die Passagiere, ohne sie zu ärgern. Wer es gemütlicher mag, greift zum turbulenzbremsenden Windschott oder schließt das Dach (gegen 100 Euro Aufpreis in jeansartiger Optik) und erfreut sich an der ordentlichen Kopffreiheit und den moderaten Windgeräuschen. Bloß mit der Übersicht nach schräg hinten ist es vorbei, die imaginäre C-Säule trägt dick auf. Im Gegensatz zu den Grundpreisen des in der Basis relativ knapp ausgestatteten BMW 1er Cabrio.ets, die etwa zum nächstgrößeren BMW 3er einen Respektabstand um 8.000 Euro einhalten und sich dabei auf dem Niveau des Audi A3 Cabrio einpegeln.