Mazda 3 MPS 2.3 MZR DISI Turbo im Test
Nach mehr als 50.000 Dauertest-Kilometern fällt das Abschlusszeugnis für den 260 PS starken Mazda 3 MPS sehr erfreulich aus: Der knallrote Viertürer war stets ein treuer Kumpan. Er glänzte mit guten Manieren und tadelloser Zuverlässigkeit. Spaß machte er obendrein – dank wuchtigem Turboschub.
Mazda gehört zu den ganz wenigen Autoherstellern, die sich in Bezug auf den Motorsport hierzulande fast abstinent geben. Umso erstaunlicher ist es, dass die Japaner bei ihren Spitzenmodellen das Thema Sportlichkeit ganz energisch in den Vordergrund rücken. 260 PS! Das ist das Hauptargument, mit dem der Mazda 3 MPS in der Kompaktklasse um Anerkennung und Käufer kämpft. Bei sport auto stellte der knallrote Japaner auf mehr als 50.000 Kilometern seine Talente unter Beweis. Mit erfreulichem Ergebnis: Er taugt nicht nur zum flotten Spurten, sondern seine Ziehväter haben ihm auch beste Ausdauerqualitäten antrainiert.
Bei seiner eineinhalb Jahre dauernden Visite bei sport auto machte er keinerlei Sperenzchen. Lediglich einmal wurde ein MPS-Pilot von einem gelben Warnlicht irritiert. Es war jedoch falscher Alarm: Die Elektronik sei bei bester Gesundheit, meldete die Werkstatt nach einem gründlichen Check von Zündspulen und Steckverbindungen – und verbuchte den Fall als Garantieleistung. Der tägliche Umgang mit dem Japan-Dreier war meist sehr vergnüglich. Dafür verantwortlich zeichnete in erster Linie das Prachtstück unter der Haube. Der 2,3 Liter große Turbomotor strotzt nur so vor Kraft: Mit 260 PS traktiert er die Vorderräder, denen oft nichts anderes übrig bleibt, als leise winselnd um einen gnädigen Gasfuß zu betteln.
Der Turbo hat Charakter
Der Aufgeladene aus Japan ist ein Turbo vom alten Schlag: Er denkt gar nicht daran, sein Wesen zu verleugnen. Auf das Gaspedalkommando folgt – erst mal nicht viel. Dann kommt der Bumms. Sekundenbruchteile später geht es dann heftig voran. Wenn der Turbo den Hammer sausen lässt, sollte der Fahrer das Lenkrad beim Beschleunigen in den unteren Gängen ganz fest mit beiden Händen packen: Denn er erfährt umgehend in der Praxis, was Antriebseinflüsse in der Lenkung bedeuten. Der MPS zerrt und zuckt – und daran hat die Differenzialsperre ihren Anteil. Sie verbessert zwar die Traktion in engen Kurven, ist aber auch für die monierte Zappeligkeit verantwortlich.
Dafür glänzt der MPS mit besten Messwerten: Am Ende des Dauertests stürmte er in 6,4 Sekunden zur 100 km/h-Marke – vier Zehntelsekunden flotter als zu Beginn des Marathons. Müsste der MPS beim Anfahren nicht so verzweifelt um Traktion ringen, läge sicherlich ein Wert unterhalb der Sechs-Sekunden-Schallmauer drin. In punkto Drehfreude gibt sich der 2,3-Liter-Mazda nicht ganz so willig wie zum Beispiel der 2.0-Turbo im Opel Astra OPC. Oberhalb von 5.000 Umdrehungen wirkt er eher wie ein Gruppe N-Motor, der durch einen Luftmengenbegrenzer gewürgt wird. An Laufruhe und Geräuschemission gibt es nichts zu kritteln: Der MPS ist ein Leisetreter.
Der MPS ist kein Krawallbruder
Das gewaltige Auspuffrohr im großkalibrigen Kanonrohr-Design dient lediglich der Optik. Akustisch ist der MPS nämlich keineswegs auf Krawall gebürstet. Das Sechsganggetriebe des MPS arbeitete ohne Fehl und Tadel – exakt und leichtgängig. Doch das gewaltige Drehmoment – stramme 380 Newtonmeter -, macht allzu häufiges Nachladen der Gangstufen ziemlich überflüssig. Wer viel arbeitet, hat auch viel Appetit. Beim Mazda 3 MPS gilt dies leider in ganz besonderem Maße: Bei kaum einem anderen Kompaktauto wirkt sich die Fahrweise nachhaltiger auf den Kraftstoffverbrauch aus: Im Schnitt ließ sich der MPS 12,2 Liter pro 100 Kilometer schmecken.
Weniger als zehn Liter sind machbar, aber nur bei äußerst dezenter Gangart. Der Maximalverbrauch betrug – man schämt sich fast, das zu schreiben – knapp 28 Liter. Die Parameter dafür: Dauervollgas, Tacho 270. Doch solch hohes Tempo macht nur bedingt Spaß im MPS: Denn zum einen zeugt es nicht gerade von großer Cleverness, Tankstellen im 50-Minuten-Rhythmus anzulaufen und dann rund 80 Euro auf den Tresen legen zu müssen. Zum anderen benimmt sich der MPS im obersten Tempobereich etwas merkwürdig: „Torkeliges Fahrverhalten in schnellen Autobahnkurven“, wurde im Fahrtenbuch tadelnd vermerkt. Ein anderer Pilot rügte sogar: „Fährt wie ein Schaukelpferd.“ Die meisten Kollegen fanden diesen Eintrag stark übertrieben.
Die Lenkung ist nicht optimal
Einig war man sich in der Redaktion aber darüber, dass es um die Zielgenauigkeit der Lenkung besser bestellt sein könnte. Bestens bestellt ist es um die Bremsen: Der 3 MPS schaffte stets Verzögerungswerte jenseits der 10 m/s²-Grenze. Auch nach mehreren schnellen Runden auf der Rennstrecke ging die Anlage nicht in die Knie. Bei Ausflügen auf die Nordschleife präsentierte sich der Mazda als handliches Sportgerät: Das normalerweise vorherrschende leichte Schieben über die Vorderachse lässt sich mit gezieltem Gaslupfen in ein leichtes Ausschwenken der Heckpartie transformieren. Das ESP greift erst sehr spät ein.
Das Zusammenspiel von Mensch und Maschine ist auch auf langen Strecken sehr harmonisch, dank gutem Federungskomfort. Und dank Sitzen, die viel Seitenhalt bieten, obwohl sie nicht Pokneifend geformt sind. Der außergewöhnlich große Verstellbereich von Lenkrad und Mobiliar sorgt für eine Sitzposition, die viel erwachsener ist als in den meisten anderen Kompakt-Rennern. Das Platzangebot in der zweiten Reihe sowie im Frachtabteil setzt Maßstäbe: Hier macht sich bemerkbar, dass der Mazda um 22 Zentimeter länger ist als ein Audi A3.
Das Karosseriedesign des Japan-Dreiers folgt der typisch japanischen Formensprache. Eine Sicke hier, eine Kante da, dazu ein gutmütiges, eher nichts sagendes Dutzendgesicht, das erst durch den großen, im Tiefparterre lauernden Kühlerschlund einen etwas grimmigen Anstrich bekommt: Kein Zweifel, der Mazda 3 ist ein bisschen in die Jahre gekommen. Nach nur fünf Jahren steht der Nachfolger daher bereits in der Startlöchern. Im Dezember wird auf der Bologna Motorshow der neue Mazda 3 enthüllt. Drei Monate später präsentieren die Japaner auf dem Salon in Genf die MPS-Variante. Aufregend gestylt, mit glatt gebügeltem Karosseriekleid und stämmigem Stummelheck kommt er daher, der Neue. Und so passt jetzt auch der Auftritt des MPS zu den durchaus überzeugenden inneren Werten des kompakten, viertürigen Renners.