Doppeltest Fiat Brava 1.4 12 V gegen VW Golf 1.6
![Doppeltest Fiat Brava 1.4 12 V gegen VW Golf 1.6 Doppeltest Fiat Brava 1.4 12 V gegen VW Golf 1.6](/binaries/_ht_1625466351160/medium/content/gallery/freenet/auto/tests/2016/03/13/pictures/ams-picture-ams-mdb-26862-d41d8cd98f00b204e9800998ecf8427e-1.jpeg)
Deutschlands Bestseller, der VW Golf, gerät unter Druck. Seine Zulassungszahlen sinken nicht nur marktbedingt. Neue Konkurrenten, wie der Fiat Brava, treten mit günstigen Preisen gegen den Golf an.
Dass Konkurrenz das Geschäft belebt, kann man bei VW derzeit nicht behaupten. Im Gegenteil: Der deutsche Bestseller der Kompaktklasse fällt in den Zulassungszahlen zurück und verliert zudem noch Marktanteil. Daran wird sich in absehbarer Zeit wenig ändern, wenn VW seine Preispolitik nicht überdenkt. Denn neben den bekannten, deutlich preiswerteren Inlandskonkurrenten von Ford und Opel drängen Renault (Mégane), Nissan (Almera) und Fiat mit neuen Modellen in die Golf-Klasse – zu Preisen, von denen der VW Kunde nur träumen kann. Der Fiat Brava, das viertürige Schwestermodell des Bravo, ist so ein Preisknüller. Nur 24 750 Mark kostet die weitgehend komplett ausgestattete SX-Variante mit dem 75 PS Einstiegsmotor. VW verlangt für einen viertürigen Golf CL gleicher Leistung fast 2000 Mark (26 590) mehr.
Wer gar den Ausstattungsumfang des Brava für den CL fordert, zahlt bei VW für Zentralverriegelung, elektrische Fensterheber, verstellbare Lenksäule, hintere Kopfstützen, Sitzhöhenverstellung, geteilte Rücksitzbank und das bei Fiat serienmäßige Radio nochmals über 3500 Mark Aufpreis. Da spielt es fast keine Rolle, dass sich Fiat den Beifahrer- Airbag mit 200 Mark extra entlohnen lässt. Zur Attraktion des Preises gesellt sich beim Brava eine nicht weniger attraktive Karosserie, die sich nicht nur in der Zahl der Türen vom Bravo unterscheidet. Das angedeutete Stufenheck und die in der Heckklappe ausgesparten Rückleuchten machen optisch aus dem Brava ein eigenständiges Modell. Mit seiner 16 Zentimeter größeren Länge sieht der Fiat neben dem Golf erwachsener aus. Dazu offeriert der Brava mit 360 Litern (Golf 330 Liter) den größeren und auch besser nutzbaren Kofferraum. Im Innenraum herrschen vergleichbare Platzverhältnisse, wobei der Golf einige Millimeter mehr Knieraum bietet, der Brava etwas mehr Innenhöhe. Da es auch an der Funktionalität und der Qualität des neuen Fiat nichts Ernsthaftes auszusetzen gibt, geht das Karosseriekapitel an den Brava. Bei der Bewertung des Fahrkomforts erreichen beide Konkurrenten unter dem Strich die gleiche Punktzahl.
Bei näherer Betrachtung ergeben sich freilich Unterschiede. So stören beim Fiat vor allem die etwas kurzen und zu weichen Sitzflächen, während der VW mit einem brummigen Innengeräusch nervt. Die insgesamt komfortabel abgestimmte Federung ist in beiden Fällen angenehm, wobei der Brava Autobahnquerfugen schlechter wegsteckt als der Golf, dafür aber weniger Aufbaubewegungen macht. Schaltung und Lenkung des Brava lassen sich etwas leichter bedienen als im Golf. Als Basismotorisierung des Brava dient der kleinste Vierzylinder aus der neuen Modular- Baureihe von Fiat. Der knapp 1,4 Liter große Dreiventiler leistet 75 PS, die aber erst bei 6000/min vorhanden sind. Volkswagen bemüht für die gleiche Leistung den bekannten Zweiventiler mit 1,6 Liter Hubraum, der für das Modelljahr ‘96 durch Multipoint- Einspritzung und Umstellung auf Superkraftstoff aktualisiert wurde.