Ford Cougar 24V Wild at Heart
Ford zeigt wieder die Krallen. Nach dem kleinen Puma steht nun mit dem Mittelklasse-Coupé Cougar die zweite Raubkatze bei den Händlern. Der Nachfolger des Ford Probe im sogenannten New Edge-Design basiert auf dem Mondeo und wird in den USA gebaut.
Zoologisch betrachtet ist der Cougar nur eine Unterart des Pumas, jenes amerikanischen Berglöwen, der von Argentinien bis Kanada die Wildnis durchstreift. Allerdings bewohnt der Cougar ein enger umgrenztes Gebiet und ist daher seltener anzutreffen. Die Unterschiede der beiden zur Ford-Familie gehörenden Raubkatzen Cougar und Puma sind allerdings ausgeprägter. Das fängt bei ihrer Abstammung an.
Während der Puma eine Evolution des Kleinwagens Fiesta darstellt, ist der Cougar ein Abkömmling der Mittelklasse-Limousine Mondeo. Außerdem ist der Ford Cougar ursprünglich in Nordamerika beheimatet, wo er wie sein Vorgänger Ford Probe in Flat Rock im US-Bundesstaat Michigan vom Band läuft.
Seit letzten Herbst allerdings setzt Ford den Cougar auch auf deutschen Straßen aus. Damit der Cougar sich auf diesem Terrain heimisch fühlt, wurden das vom Mondeo vererbte Fahrwerk und die Lenkung an europäische Anforderungen angepaßt. Die straffere Abstimmung von Federn, Dämpfern und Stabilisatoren läßt zwar auf kurzen Fahrbahnunebenheiten katzenhafte Geschmeidigkeit vermissen, ist aber bei aller Sportlichkeit insgesamt noch komfortabel ausgelegt.
Zum guten Komforteindruck trägt außerdem bei, daß Fahrwerksgeräusche nur gedämpft in den Innenraum dringen. Viel Wert legten die Fahrwerksentwickler auf eine Verringerung der Reibung im Lenksystem. Das Ergebnis ist eine direkt übersetzte Servolenkung mit exakt definierter Mittellage, die einerseits einen guten Fahrbahnkontakt vermittelt, andererseits aber Antriebseinflüsse wirkungsvoll unterdrückt.
Das Kurvenverhalten des Cougar ist weitgehend neutral bis untersteuernd. Allerdings führt plötzliches Gaswegnehmen in schnell gefahrenen Kurven dazu, daß das Heck zum Kurvenaußenrand drängt. Durch gefühlvolles Gegenlenken kann der Fronttriebler aber sicher in der Spur gehalten werden.
Beim Slalomtest wird das Coupé durch diese leichten Lastwechselreaktionen sogar noch handlicher, da sie dem Fahrer einen Teil der Lenkarbeit abnehmen. Bedingt durch den schweren V6-Motor ruhen 64 Prozent des Leergewichts von 1412 Kilogramm auf der Vorderachse. Das macht den Cougar zwar etwas kopflastig, verhilft ihm aber zu guter Traktion beim Beschleunigen aus engen Ecken heraus. Auch beim Bremsen krallt sich der Cougar wirkungsvoll in den Asphalt.
Die Verzögerungswerte bewegen sich unter allen Bedingungen auf einem gleichbleibend hohen Level. Eher an das Brüllen eines Löwen als an das Schnurren eines Schmusekätzchens erinnert der Geräuschpegel des V6- Motors, der auch bei schneller Fahrt nicht von Windgeräuschen übertönt wird.
Trotzdem stellt das Aggregat eine komfortable Antriebsquelle dar, weil es vibrationsarm läuft und über ein breites Drehzahlband in jeder Lebenslage genügend Zugkraft zur Verfügung stellt.
Durchschnittlich 12,6 Liter auf 100 Kilometer braucht der Cougar aber, um seinen Durst zu stillen – deutlich zuviel. Die Abstufung des Fünfgang- Schaltgetriebes harmoniert gut mit der Charakteristik des Sechszylinders. Etwas knochig zwar, aber präzise lassen sich die Gänge einlegen. Lediglich beim schnellen Zurückschalten vom fünften in den vierten Gang will der Schalthebel exakt geführt werden, um nicht anzuecken. Diese Gefahr besteht auch für die Fondpassagiere, zumindest für solche über 1,70 Meter, die in tiefen Mulden sitzend wenig Freiraum über ihren Köpfen haben. Besser untergebracht sind Fahrer und Beifahrer. Ihnen kommt die kuppelartig gewölbte Dachlinie entgegen, die von außen betrachtet die gespannte Körperhaltung einer sprungbereiten Wildkatze assoziiert.
Die bei der Wild at heart-Ausstattung serienmäßigen Ledersitze sind auch auf langen Strecken bequem. Nur Oberschenkelauflage und Seitenhalt im Schulterbereich erscheinen verbesserungswürdig. Die Gestaltung des Cockpits steht im Gegensatz zum Styling der Außenhaut. Während außen Dreiecke vorherrschen, geht es im Innenraum rund: Instrumente, Lichtschalter, Klimaanlagen-Bedienung, Lüftungsdüsen, Bordcomputer – alles rund. Das hat aber keinen Einfluß auf Übersichtlichkeit und Funktionalität der Bedienelemente. Etwas spröde ist allerdings die Innenraum-Anmutung.
Besonders der silbergraue, metallisch- matt schimmernde Kunststoff an Armaturenbrett, Mittelkonsole und Türverkleidung wirkt nicht sehr hochwertig. Da strahlen die Aluminium-Applikationen im Audi TT schon mehr Atmosphäre aus. Außerdem treffen die Finger beim Tasten nach den Schaltern für die elektrische Sitzverstellung auf die scharfen Kanten schlecht entgrateter Kunststoffteile. Der Kofferraum ist für Coupé-Verhältnisse üppig.
Mit 428 Litern verschlingt er nur rund 40 Liter weniger Gepäck als ein Stufenheck-Mondeo. Mit lediglich 383 Kilogramm fällt die Zuladung jedoch gering aus. Durch Umklappen der Rücksitzlehnen läßt sich der Gepäckraum auf 930 Liter erweitern. Allerdings erschwert neben der hohen Ladekante auch der wuchtige Stoßfänger, der erst mal überwunden werden muß, das Beladen.
Sehr leicht macht Ford es sich aber bei der Gestaltung der Preisliste. Bis auf eine Metallic- Lackierung kann der reichhaltige Serienumfang keiner der sieben Ausstattungsvarianten um Einzelextras individuell erweitert werden. Das mag zwar zu verkürzten Lieferzeiten aus den USA beitragen, führt aber auch zu unverständlichen Zwängen. Einen CD-Wechsler gibt es nur in Verbindung mit V6-Motor und Automatik für den ab Mitte 1999 lieferbaren Cougar Heartbreaker. Der Zweiliter kann gar nicht mit Automatik geordert werden, und auch ein Schiebedach wird dem Vierzylinder-Cougar vorenthalten.
Anders als in der Natur, wo der Cougar das seltenere Tier ist, plant Ford, vom Mittelklasse- Coupé jährlich 10 000 Exemplare in die freie Wildbahn zu entlassen. Beim Puma werden 9000 anvisiert.