Ford Focus 1.0 Ecoboost und Mazda 3 Skyaktiv-G 100
Mit den 100 PS starken Ford Focus und Mazda 3 messen sich zwei Kompaktwagen für rund 18.000 Euro. Und wissen Sie was? Die sind richtig gut!
Mag ja sein, dass kompakte SUV im Stile eines Ford Kuga oder Mazda CX-5 gerade ziemlich angesagt sind und von Herstellern und Medien mächtig gefeiert werden. Aber wer sich die Zulassungszahlen genau ansieht, wird schnell erkennen, dass klassische Kompaktwagen immer noch sehr beliebt sind. Neben dem VW Golf schon immer vorn dabei: der Ford Focus.
Und ganz ehrlich: Wer einfach nur ein bezahlbares, komfortables Auto mit Platz sucht, das sogar noch eine Portion Fahrspaß bietet, ist mit dem seit 2011 erhältlichen Ford Focus bestens bedient. Zumal er mit seinem Dreizylinder-Turbobenziner auch noch einen modernen Motor bietet. Aus nur einem Liter Hubraum holt dieser bis zu 140 PS – das spart Gewicht und Kosten. Hier im Fahrbericht: der 100-PS-Ecoboost, den Ford ab 17.550 Euro anbietet.
Ford Focus mit Dreizylinder, Mazda mit Vierzylinder
Seit Ende letzten Jahres hält Mazda mit dem 60 Euro günstigeren Mazda 3 Skyactiv-G 100 dagegen. Ähnlich sportlich abgestimmt, ebenso 100 PS stark, jedoch dynamischer gekleidet, könnte er eine interessante Alternative zum Ford Focus sein. Mal sehen. Interesse verdient sein Motorkonzept: Statt auf Turboaufladung setzen die Mazda-Ingenieure auf ein hohes Verdichtungsverhältnis von 14,0:1, das kultivierten Motorlauf gepaart mit geringem Verbrauch verspricht.
Und tatsächlich: Der 1,5 Liter große Vierzylinder arbeitet nicht nur vibrationsärmer als der bei höheren Drehzahlen schnattrige Dreizylinder des Ford Focus – er ist in der Praxis auch einen halben Liter sparsamer (7,1 zu 7,6 l/100 km). Allerdings bringt der direkteinspritzende Sauger auch Nachteile mit sich. Denn konzeptbedingt produziert der Vierzylinder sein maximales Drehmoment von 150 Nm erst bei 4.000/min. Wer also flott vorankommen möchte, muss den Motor hochdrehen, viel schalten und lautes Brummen in Kauf nehmen. Immerhin lässt sich das serienmäßige Sechsgang-Schaltgetriebe knackig und präzise schalten.
Im Ford – übrigens nur mit fünf Gängen ausgerüstet – stehen 170 Nm schon bei 1.500 Touren an. Ergo zieht der Ford Focus kraftvoller an und bleibt lange angenehm leise. Erst auf der Autobahn ist von dem kürzer übersetzten, quirligen Dreizylinder mehr zu hören. Da profitiert der Mazda 3 ganz klar vom längeren sechsten Gang.
Klar, dass es die Kompakten oberhalb von Tempo 150 etwas gemächlicher angehen lassen. Die angegebenen Höchstgeschwindigkeiten von 182 (Mazda 3) und 185 km/h (Ford Focus) erreichen beide nur mit viel Anlauf. Wer gerne lang und schnell unterwegs ist, sollte zu den stärkeren Varianten greifen, die allerdings 3.000 Euro mehr kosten.
Modernes und reduziertes Cockpit im Mazda 3
Für Spaß auf kurvigen Landstraßen genügen indes 100 PS. Wie gewohnt überzeugt der Ford Focus mit seinem ausgewogen abgestimmten Fahrwerk. Spürbar straff und dennoch komfortabel genug, behält der Viertürer auch auf Rumpelstrecken die Ruhe, gibt nur harte Querfugen dezent weiter. Gleichzeitig bleibt er sehr lange neutral auf Spur und lässt sich zudem präzise dirigieren. Der 87 Kilo leichtere Mazda 3 gibt sich zwar ähnlich agil, rollt aber trockener ab, untersteuert früher und kann auf üblen Oberflächen schon mal in Unruhe geraten. Während sich der Focus auf der Autobahn weiterhin friedlich verhält, ist das Fahrwerk des Mazda 3 stößiger, nicht ganz so gelassen.
Angenehm entspannt präsentiert sich dafür das moderne, reduzierte und klar strukturierte Cockpit des Mazda 3. Der Fahrer blickt auf einen analogen Tacho, den links und rechts zwei scharf darstellende Digitalanzeigen für Drehzahl und Bordcomputer begleiten. Dazu angenehm große Tasten rundum, sauber eingepasste Lüftungsdüsen, ein leicht bedienbares Radio samt Lenkradtasten sowie USB- und AUX-Schnittstelle in einem geräumigen Fach unter der Armauflage – simpel, aber gut. Ebenso sind in der Prime-Line-Basisausführung erfreulich solide Sportsitze, eine Klimaanlage und elektrische Fensterheber serienmäßig. Zum Preis von 17.490 Euro eine recht ordentliche Ausstattung.
Der Ford Focus Titanium (ab 21.870 Euro) erfordert mit zahlreichen kleinen Knöpfen auf dem Lenkrad und auf der oft bemängelten Mittelkonsole samt kleinem Navimonitor schon etwas mehr Konzentration und Übung. Dafür bietet der Ford vorn wie hinten besser ausgeformte Sportsitze (Serie bei Titanium) mit mehr Beinauflage, größere Ablagen in den Türen sowie eine deutlich bessere Rundumsicht. Hier leidet der Mazda 3 unter seiner kleinen Heckscheibe und den massiven C-Säulen.
Ford Focus bietet 572 Kilogramm Zuladung
Weitgehend Gleichstand herrscht dagegen beim Raumangebot. Hier wie dort können vier Personen, die sogar größer als 1,90 Meter sein dürfen, samt Gepäck (rund 360 Liter) auf Reisen gehen. Die Zuladung von 559 (Mazda 3) und 572 Kilogramm (Ford Focus) sollte für die meisten Einsätze reichen. Erst wenn die Fondbank umgeklappt wird, kann sich der im Vergleich zum Focus 10,2 Zentimeter längere Mazda mit einem 115 Liter größeren sowie ebenen Laderaum (1.263 Liter) hervorheben.
Doch so gut der Mazda 3 sich auch präsentiert, den Ford Focus kann er nicht schlagen. Schuld ist die Preispolitik der Japaner. Das Problem: Der 100-PS-Benziner ist nur in der Basisausführung Prime-Line und mit einer einzigen Option (Metallic-Lack) zu haben. Auf prinzipiell verfügbare (und punkterelevante) Extras wie Klimaautomatik, Bi-Xenon-Scheinwerfer, adaptiven Tempomaten mit Distanzregelung, City-Notbrems- sowie Spurwechselassistent und mehr haben Prime-Line-Kunden indes keinen Zugriff.
Den Focus hingegen kann man in allen Ausstattungslinien und somit auch mit nahezu allen wichtigen Extras bestellen. So sammelt der Ford mächtig Punkte. Dabei sei fairerweise angemerkt: Das Basismodell Trend für die erwähnten 17.550 Euro ist längst nicht so gut ausgestattet wie der Mazda. Sie wünschen Radio oder Klimaanlage? Nicht an Bord, macht 1.200 Euro obendrauf. Wer also einfach nur einen günstigen Kompakten sucht, fährt mit dem Mazda 3 am Ende genauso gut wie mit dem Ford Focus.