Knaus Van TI Plus 650 MEG vs. Hymer ML-T 570
Das Modelljahr 2018 bringt zwei neue Basisfahrzeuge: Knaus baut mit dem Van TI Plus auf MAN-Basis, Hymer setzt beim ML-T auf den gerade erneuerten Sprinter. Ein Vergleich zweier spannender Kompaktmobile für Aufsteiger.
Es ist eine der großen Überraschungen des bisherigen Premierensommers: Scheinbar aus dem Nichts zaubert Knaus den Van TI Plus aus dem Hut. Als Basisfahrzeug wählt der bayerische Hersteller den MAN TGE, den Zwillingsbruder des neuen VW Crafter. Zahlreiche Sicherheitsassistenten unterstützen den MAN-Fahrer in brenzligen Situationen. Notbrems- und Bergabfahrassistent sind stets mit an Bord, weitere, wie etwa Seitenwind- und Spurhalteassistent sind optional erhältlich.
Antriebsart der Kompakten
Nachdem Knaus im letzten Jahr den Campingbus Box-Drive auf Basis VW Crafter einführte, stellt sich nun natürlich die Frage, warum der Van TI Plus auf den MAN setzt. Ein Vorteil, den Knaus ins Feld führt, ist das große, engmaschige Servicenetz des Lkw-Herstellers. Zudem sorgt im Falle einer Panne ein 24-h-Vor-Ort-Service für schnelle Hilfe. Anderseits klingt es auch einfach cool, wenn man auf die Frage nach dem Basisfahrzeug mit „MAN!“ antworten kann, was bislang nur Fahrern ganz dicker Brummer vergönnt war. Technisch ist der TGE mit dem Crafter identisch. Darum hat er neben der hochwertigen Anmutung im Cockpit, die schon fast an einen VW Golf erinnert, auch das gute Fahrverhalten des VW geerbt.
Bei einer ersten Mitfahrt im Prototyp fallen die satte Straßenlage und die komfortable Federung auf. Serienmäßig rollt der neue Teilintegrierte mit 140 PS starkem Zweiliter-TDI zu den Händlern. Es gibt ihn mit 6-Gang-Handschaltung oder mit 8-Gang-Automatik, die die Kraft auf die Vorderräder überträgt. Künftig wird aber auch Hinterrad- und Allradantrieb bestellbar sein.
Diese beiden Antriebsarten stehen auch beim Hymer ML-T auf Basis des neuen Mercedes Sprinter zur Wahl – Frontantrieb bleibt der komplett neuen Baureihe B-Klasse Modern Comfort vorbehalten. Hymer bietet drei Einzelbetten- und einen Querdoppelbettgrundriss für den ML-T an. Das Layout des 570 ist neu in der Serie – es debütierte allerdings schon im 60-Jahre-Sondermodell. Trotz Einzelbetten fällt der Hymer mit 6,74 Meter Länge kompakter aus als der 650 MEG von Knaus. Die Basismotorisierung stellt ein 143-PS-Vierzylinder mit knapp 2,2 Liter Hubraum, der mit einem 6-Gang-Schalt-oder einem optionalen 7-Gang-Automatikgetriebe kombinierbar ist. Auch im Fahrerhaus des neuen Sprinter findet man Elemente, die man eher in einem Pkw- als in einem Nutzfahrzeug-Cockpit erwarten würde.
Trotzdem kommt der Nutzwert nicht zu kurz. So helfen beispielsweise vier Getränkehalter an der Mittelkonsole dabei, dass auf längerenEtappen kein Durst aufkommt. In Sachen Fahrassistenz punktet der neue Sprinter ebenso. Im ML-T sind der schlüssellose Motorstart und der Lichtassistent genauso Serie wie der Seitenwindassistent. Optional gibt es sieben weitere Sicherheitsfunktionen. Zum Beispiel den Abstandsregeltempomat, einen Spurhalte- und Bremsassistenten sowie eine Verkehrszeichenerkennung. Modernste Multimedia- und Connectivity-Funktionenhalten mit dem optionalen 10,25-Zoll-Monitor Einzug.
Stauraum
Der Hymer ML-T 570 wirkt von außen vergleichsweise kompakt, was aber nicht nur an seiner etwas geringeren Länge von 6,74 Metern liegt. Dazu kommen der relativ kurze Heck.berhang und die moderate Aufbaubreite von 2,22 Metern. Dennoch findet im Heck eine ansehnliche Garage mit 1,30 Meter Höhe und einer Breite von bis zu 100 Zentimetern Platz. In der vorderen Wand warten sieben Staufächer auf allerlei Kleinteile, die man hier schnell zur Hand hat. Bis zu 350 Kilogramm hält der Stauraumboden aus.
Knaus macht beim 650 MEG bislang noch keine Angabe zur Tragfähigkeit der Garage, das Stauvolumen ist auf jeden Fall noch etwas üppiger als im Hymer. Die Höhe liegt ebenfalls bei 1,30 Metern, in der Breite sind es aber 14 Zentimeter mehr. Das liegt mitunter daran, dass der Van TI Plus 650 MEG mit 6,99 Metern auch einen viertel Meter länger ist. Batterien und Bordelektronik sind von der Garage aus gut zugänglich. Im Prototyp fehlte allerdings noch das obligatorische Schutzgitter. Insgesamt ist die Knaus-Garage bei sperrigen Ladegütern etwas besser nutzbar als die des ML-T 570.
In der Seitenansicht fällt der sehr lange Heck.berhang des Knaus auf. Dadurch und durch die noch etwas geringere Breite von nur 2,20 Metern wirkt der Van TI Plus gestreckt und schlank. Insgesamt bildet der MAN eine sehr stimmige Einheit mit dem 2,90 Meter hohen Aufbau. Blickfang am Heck sind die neuen Rückleuchten, natürlich in LED-Technik und mit den von aktuellen Pkw bekannten Lauflichtblinkern. Ein angedeuteter Diffusor sorgt für die sportliche Note im Abgang. Hübsches Detail: die elegant oberhalb der dritten Bremsleuchte integrierte, allerdings optionale Rückfahrkamera.
Innenausstattung
In den Innenraum geht es durch die neue breite Tür, die Knaus den 2019er-Fahrzeugen in verschiedenen Ausstattungsvarianten spendiert. Im Van TI Plus sind neben dem dunkel getönten Fenster noch zwei klappbare Kleiderhaken und ein praktisches Fach für den Regenschirm darin integriert. Zum Marktstart wird es zwei Grundrisse geben. Den 7,47 Meter langen 700 MF und den hier vorgestellten 650 MEG mit Einzelbetten im Heck.
Das helle Möbeldesign sorgt für ein luftiges Raumgefühl, und das Fahrerhaus ist stimmig in den Wohnraum einbezogen. Die drehbaren Sitze machen den Essbereich für vier Personen gut nutzbar, allerdings sitzt man auf den Vordersitzen deutlich niedriger als auf der Rückbank. Für mehr Schulterfreiheit kann diese seitlich ausgezogen werden. Der schmale Tisch verfügt über eine Erweiterungsplatte, um auch den Beifahrersitz einzubinden. Insgesamt merkt man kaum, dass der Knaus mit 2,20 Metern deutlich schmaler ist als die meisten Teilintegrierten.
In der Küche sorgt eine klappbare Erweiterung für genügend Arbeitsfläche. Der Herd hat zwar nur zwei Flammen, doch für viele Nutzer reicht das aus. Das Bad mit Banktoilette ist ausreichend dimensioniert – auch Menschen über 1,90 Meter Größe können sich dort bequem bewegen. Die Wand, an der das Waschbecken hängt, ist klappbar und verwandelt das Bad zur Dusche.
Unter den langen Einzelbetten verbirgt sich jeweils ein gutzugänglicher Kleiderschrank. Er ist via Tür oder durch den klappbaren Fußteil des Bettrosts erreichbar. Die Betten des ML-T 570 sind etwas kürzer und er hat nur auf der Beifahrerseite einen großen Kleiderschrank – hier macht sich die geringere Länge des Hymer bemerkbar. Auf der Fahrerseite findet sich dagegen nur ein kleinerer Stauraum mit Einlegeboden, da auch der Gaskasten zwischen Schrank und Heck.arage untergebracht werden musste.
Im Sanitärraum setzt der Hymer auf das gleiche Konzept wie der Knaus. Der Zugang erfolgt durch eine Schiebetür. Beide haben eine Banktoilette und eine umklappbare Waschbeckenwand, die eine Duschkabine entstehen lässt. Ein Plus des ML-T-Bads ist die große Ablagefläche, die über das WC geklappt werden kann. In beiden Kompaktbädern kommt keine Platzangst auf.
In der Küche sorgt auch im Hymer eine klappbare Erweiterung für die nötige Arbeitsfläche. Das Kochfeld hält hier drei Flammen bereit, die per Elektrozündung aktiv werden. Das zubereitete Essen kann dann in der L-Sitzgruppe entspannt genossen werden, da der Tisch etwas breiter als der des Knaus und zusätzlich verschiebbar ist. Allerdings hat er keine Erweiterung. Mit 64.900 Euro Grundpreis kommt der Knaus-Käufer weg, 67.990 Euro muss der Hymer.Kunde hinblättern. Wer auf Hinterrad- oder gar Allradantrieb Wert legt, muss beim Knaus 1970 Euro respektive 4320 Euro addieren. Bei Hymer steht der höhergelegte Sprinter 4x4 mit stolzen 11.390 Euro Aufpreis in der Liste.