Luxus steuern
Wer die Wahl hat, hat die Qual. Was unterscheidet eigentlich die beiden 500- PS-SL voneinander?
Rundenzeiten Kleiner Kurs Hockenheim
Keine zwingende Frage der Leistung
Wie so oft: Der Kleine Kurs in Hockenheim bringt es ans Tageslicht – der SL 55 AMG ist und bleibt der Sportler im Hause. Das komfortablere Fahrwerkssetup des SL 600 und der Einsatz anderer Reifen bescheren dem Zwölfzylinder deutliche Nachteile in der Agilität: Seine Wankneigungen sind ausgeprägter, er untersteuert stärker, wohingegen der SL 55 der Neutralität im Grenzbereich äußerst aufgeschlossen ist. 1.15,9 Minuten untermauern eindrucksvoll den sportlichen Anspruch und sein wahres Ich. Das konnte er beim Supertest noch nicht zeigen, da die Runde nicht in Hockenheim gefahren werden konnte.
Auf den Punkt gebracht
Zugegeben – auf den ersten Blick erscheint die Einführung des Mercedes SL 600 als handfeste Ohrfeige gegen die hauseigene Edel-Dependance AMG. Ein V12 mit 500-Biturbo-PS und 800 Newtonmeter sind zweifelsohne äußerst verlockende Argumente – bei gleichem Leistungsgewicht, zum nahezu gleichen Preis! Wer hat schließlich nicht gerne einen Zwölfzylinder unter der Haube? Vor allem einen dieses Kalibers, mit einer derart seidigen Laufruhe und einer brachialen Kraft. Trotzdem bleibt der SL 55 AMG die sportlichste Alternative im SL-Programm. Im täglichen Umgang birgt sein V8-Kompressor in diesen hohen Regionen keinen relevanten Leistungsnachteil gegenüber dem V12. Lediglich bei der Elastizität handelt er sich eine Schlappe ein. Die höhere Fahrdynamik bleibt hingegen dem AMG-Derivat vorbehalten. Die Agilität ist durch ein geringfügig strafferes Fahrwerkssetup, eine subjektiv direktere Lenkung und den Einsatz anderer Reifen auf deutlich höherem Niveau. Optisch tritt der SL 55 dezent muskulöser in Erscheinung, akustisch ist er ein Brüller. Sein V8 schreit bei voller Leis-tungsabfrage seine sportliche Ausrichtung förmlich heraus. Spätestens dann ist klar, an welche Kundschaft sich welcher SL schlussendlich richten soll.