Mercedes C 32 AMG
Die Modellbezeichnung am Heck klingt bescheiden. Doch der Mercedes C 32 AMG hat es faustdick unter der Haube.
Sieht aus wie eine C-Klasse, ist eine C-Klasse, kostet aber so viel wie eine S-Klasse und kann Porsche-Fahrer zur Verzweiflung treiben. Das Interessante an der Sache: Statt wie bisher den V8-Motor aus dem Mercedes-Regal zu holen, bestückt der Haustuner die kompakte Mercedes-Limousine nun mit einem starkmodifizierten V6-Triebwerk.
Leistungssteigerung mittels Kompressor
Der im C 320 serienmäßig eingebaute 3,2-Liter-Motor bekommt bei AMG unter anderem einen verstärkten Kurbeltrieb, leichtere Nockenwellen und eine stärkere Ölpumpe. Die eigentliche Leistungssteigerung erfolgt aber mittels Kompressor, was Leistungswerte des bisher auch in der AMG-C-Klasse verwendeten 5,5-Liter-V8 herauskommen lässt. Mehr noch: Während die Tuner im schwäbischen Affalterbach beim aufgeladenen V6 beeindruckende 354 PS zählen, waren es beim V8 nur 347 PS.
Dennoch scheint das alte Lied, wonach gegen Hubraum kein Kraut gewachsen ist, seine Gültigkeit nicht ganz verloren zu haben. Der Beweis: Gewaltigen 450 Nm bei 4400/min stehen noch gewaltigere 510 Nm gegenüber, die der V8 schon bei 3000 Touren bereithält. Zum Trost verspricht AMG, dass beim Kompressormotor 90 Prozent der Kraftreserven, mithin über 400 Nm, bereits ab 2300/min zur Verfügung stünden. Das lässt trotz des Nenngewichts von 1635 Kilogramm dieser entfesselten C-Klasse hoffen.
Elektronische Begrenzung bei 250 km/h
Beim ersten Fahreindruck ließen sich denn auch keinerlei Anzeichen von Schwäche feststellen. Den Tritt aufs Gaspedal beantwortet die üppigmotorisierte C-Klasse mit sanfter, aber gnadenloser Gewalt. Der damit verbundene ungestüme Drang nach vorn hält auch bei hohen Geschwindigkeiten unvermindert an, bis ihn die elektronische Begrenzung bei 250 km/h vorzeitig unterbricht.
Die getunte C-Klasse begnügt sich mit 95-Oktan-Superbenzin, erfüllt die D4-Abgasnorm und nimmt die Strapazen des Kolonnenverkehrs mit dem Langmut eines Brauereigauls hin. Um sportlich gestimmte Piloten bei Laune zu halten, bemühten sich die AMG-Tuner, einschlägige Soundeffekte zu erzielen – mit mäßigem Erfolg, denn was dem großkalibrigen Doppelrohrauspuff entfleucht, erinnert akustisch eher an einen Staubsauger als an prickelnde PS-Faszination. Getriebeseitig gilt wie bei allen AMG-Produkten die Einschränkung, dass der C 32 ausschließlich mit Vollautomatik zu haben ist, was unter Sportfahrern bekanntlich nicht immer auf Gegenliebe stößt.
Fünfgangautomatik mit modifiziertem Schaltprogramm./strong>
Um das Beste daraus zu machen, entwickelte AMG für die bekannte Fünfgangautomatik ein modifiziertes Schaltprogramm. Das neudeutsche Stichwort heißt Speedshift. Mittels beschleunigter Schaltvorgänge, veränderter Schaltlogik und früherem Rückschalten beim Bremsen soll die Automatik sportlichen Fahrnotwendigkeiten optimal gerecht werden. Dabei zieht der Schnellschalter neben der Bremsverzögerung auch die Querbeschleunigung in Kurven ins Kalkül. Die ersten Eindrücke mit der Speedshift-Automatik zeugen von prompten, wenn gleich zuweilen übereifrigen Gangwechseln.
Es versteht sich von selbst, dass zur einwandfreien Umsetzung der Leistung auch am Fahrwerk gefeilt werden musste. Das Resultat sind eine um30 Millimeter tiefer gelegte Karosserie, neu abgestimmte Federn und Dämpfer, kräftigere Stabilisatoren sowie spezielle 17-Zoll-Leichtmetallräder mit Reifen der Dimensionen 225/45 R 17 vorn und 245/40 R 17 hinten. Hinzu kommen größere, innenbelüftete und vorn zusätzlich gelochte Bremsscheiben. Das genügt, um aus einer braven C-Klasse eine Limousine zu zaubern, die sich nicht nur in puncto Leistung, sondern auch im Fahrverhalten mit der Sportwagen-Creme vergleichen kann.
Angenehm straffe aber schluckfreudige Federung
Der C 32 bleibt selbst bei extremer Kurvenfahrt gelassen, zeigt wenig Seitenneigung und lenkt sich erheblich präziser als der Vorgänger. Dennoch ist er kein harter Bolzen, sondern erfreut durch eine angenehm straffe und zugleich schluckfreudige Federungsabstimmung.
Im Innenraum unterscheidet sie sich nur dezent vom Ausgangsprodukt: Der C 32 besitzt Sportsitze, Sportlenkrad, einen 300-km/h-Tacho und Bezüge in Nappaleder. Dazu gibt es serienmäßig Extras wie Klimaautomatik und Sitzheizung. Alles zusammen kostet dann 110.262 Mark und, falls man den C 32 als T-Modell ordert, 112.984 Mark – viel für eine C-Klasse, nicht zu viel für einen Porsche-Schreck im Limousinengewand.