Mercedes GLA 250 und MINI Countryman JCW im Test
Mit mehr als 200 PS Leistung und Allradantrieb wollen Mercedes GLA 250 4Matic und Mini Countryman John Cooper Works All4 lifestylige Kompakt-SUV mit sportlichem Anspruch sein. Wir haben die zwei im Vergleichstest unter die Lupe genommen.
- Interieur und Kofferraum
- Preise und Kosten
- Fahrwerk und Fahrleistungen
An kompakte SUV, die auch sportlich sind, haben wir uns ja mittlerweile gewöhnt. Auch daran, dass der Mini speziell als Countryman schon lange nicht mehr, Sie wissen schon, was jetzt kommt, mini ist. Das fängt schon bei seinem Namen Mini Countryman John Cooper Works All4 an, der kaum in eine Zeile passt, und hört bei den Abmessungen auf: Der neue Countryman ist mit 4,30 Metern rund 17 Zentimeter länger als der Vorgänger. Und bei Mercedes? Da erfinden sie Kürzel, die im Fall des GLA 250 4Matic mehr versprechen, als sie halten, denn im 250er schafft ein Zweiliter-Benziner, und grobes Gelände traut man dem A-Klasse-SUV trotz Allradantrieb auch nicht so richtig zu.
Mini: JCW steht für John Cooper Works
Sowohl der Countryman in seiner schärfsten Form als JCW (wir kürzen das an dieser Stelle mal ab, um mehr Platz für nützlichere Infos zu haben) als auch der GLA 250 als stärkster Nicht-AMG der Baureihe wollen sportliche Lifestyler mit zumindest etwas Nutzwert sein. Das zelebrieren die Protagonisten schon auf den ersten Blick ganz unterschiedlich.
GLA: kleiner Laderaum
Der GLA gibt sich optisch zurückhaltender mit Doppellamellengrill, wie ihn jetzt alle Geländemodelle mit Stern tragen. Die Karosserieform entspricht der kompakten A-Klasse, mit all ihren Eigenheiten. Die bekommen vor allem die Fondpassagiere zu spüren, sowohl Einstieg als auch Kopf- und Beinfreiheit fallen knapp aus. Immerhin lässt sich der Beifahrersitz umklappen, wodurch eine über zwei Meter lange Ladefläche entsteht. Ansonsten ist der Laderaum bedingt durch die flachere Heckscheibe samt kleinerer Klappe und nur zwei- statt dreiteilig umlegbarer Rückbank schlechter nutzbar als im Mini. Nette Idee: die Klappbox für Einkäufe unter dem Ladeboden. Gut aufgehoben fühlt man sich auf dem Fahrersitz. Die bequemen Sitze suggerieren jedoch mehr Komfort als Sportlichkeit. Die analogen Instrumente sind gut ablesbar, die Bedienung des teuren Comand-Online-Infotainment-Systems (3.522 Euro) via Touch oder Dreh-Drück-Regler läuft problemlos. Durch die Tastenflut in der Mittelkonsole wirkt das System jedoch etwas antiquiert.
Countryman: verspieltes Interieur
Ganz anders der Mini, der trotz der seriöseren Ausrichtung der Marke immer noch reichlich verspielt wirkt. Verchromte Kippschalter, Drehregler, schicke Animationen und LED-Lichtspiele kommen bei der hippen Zielgruppe bestimmt gut an, alle anderen dürften sie eher verwirren. Andererseits sorgen analoge Instrumente und das optionale Head-up-Display auf der herausfahrbaren Plastikscheibe (600 Euro) für Klarheit bei der Bedienung wichtiger Fahrfunktionen. Um in die Tiefen des Infotainments einzusteigen, braucht es dagegen etwas Gewöhnung. Wer dazu keine Lust hat, nutzt einfach die hervorragende Sprachsteuerung.
Im Gegensatz zum gediegenen Mercedes-Interieur ist der John Cooper Works betont sportiv eingerichtet. Die fast schon schalenförmigen Sitze bieten serienmäßig auch Menschen mit breiter Statur soliden Seitenhalt. Leder und Alcantara muten zudem edler an als im GLA. Vier Passagiere, der fünfte Sitzplatz ist bei beiden eher theoretischer Natur, haben im Mini spürbar mehr Raum. Das gilt auch für das Ladegut, der Mini schluckt mit 450 bis 1.390 Liter deutlich mehr als der GLA und darf über einen Zentner mehr zuladen.
Preise und Kosten: teuer sind beide
Der Top-Countryman kostet mindestens 39.500 Euro, muss dann aber von Hand geschaltet werden. Das Achtgang-Automatikgetriebe mit optimierten, sprich schnelleren Schaltzeiten kostet 2.100 Euro extra. Damit setzt sich der JCW preislich an die Spitze der Mini-Modellpalette. Der GLA kostet mit serienmäßigem Siebengang-Doppelkuppler rund 500 Euro weniger als der Countryman. Allerdings müssen Kunden hier für Extras wie LED-Scheinwerfer (1.041 Euro) oder ein Adaptivfahrwerk (1.333 Euro) tief in die Tasche greifen. Da auch das Infotainment-System deutlich teurer ist, kostet der JCW bei vergleichbarer Ausstattung sogar weniger. Wer mehr Power für den Mercedes sucht, findet sie bei AMG. Dort bietet der GLA 45 ab 56.852 Euro heftige 381 PS. Dabei ist man schon mit dem kräftigen 211-PS-Benziner im GLA ganz flott unterwegs. Das liegt vor allem an den 350 Newtonmetern, die schon ab 1.200/min anliegen.
Der GLA schiebt aus jeder Lage druckvoll an – dank Allrad weitestgehend schlupffrei und beim Spurt auf 100 km/h drei Zehntel schneller als der Mini. Andersherum braucht der Mercedes aber gut zwei Meter mehr als der JCW, um zum Stehen zu kommen. Das kostet trotz vieler Fahrassistenzsysteme Punkte im Sicherheitskapitel.
Ein gewisses Maß an Komfort
Auf der Landstraße ist der GLA der ausgeglichenere, aber nicht eben sportlichere SUV. Kurven nimmt der GLA berechenbar untersteuernd und dank niedriger Karosseriehöhe und optionaler Adaptivdämpfung ohne allzu großes Wanken. Lange Bodenwellen schluckt das Fahrwerk auch in der sportlichsten Stellung mit einem gewissen Maß an Komfort. Gleiches gilt für das Doppelkupplungsgetriebe, das zwar stets den passenden Gang serviert, aber nicht ganz so flink und geschliffen agiert wie die Wandlerautomatik des JCW.
Fahrleistungen: besser als der Sound
Seine 20 PS nominelle Überlegenheit, kann der Mini längsdynamisch erst über 130 km/h ausspielen. Da hilft auch der künstlich erzeugte Motorsound nicht, der nach Blechbüchsen-Synthesizer klingt, sodass man ihn lieber deaktiviert. Zudem verbraucht der Mini im Testschnitt 0,3 Liter mehr auf 100 km.
Auf kurvigem Asphalt startet der JCW dann sein Dynamikprogramm. Er verringert im Sport-Modus den Komfort der Zweistufen-Dämpfer zugunsten geringerer Karosseriebewegung, macht dank der präzisen und feinfühligen Lenkung und dem für diese Klasse agilen und sicheren Handling richtig Laune – und saust drei km/h schneller durch den 18-Meter-Slalom als der GLA.
Nette Spielerei ist der Offroad-Modus. Sobald der Mini über Feldwege heizt, wächst er im Display dann zum Monstertruck heran. Ja, so was lieben Mini-Kunden. Wie im GLA beschränken sich die Offroad-Fähigkeiten aber eher auf Feldwege, wenngleich die Allradsysteme bei beiden auch auf losem Untergrund so harmonisch arbeiten, dass man kaum merkt, dass es sie gibt.
Der Mini gewinnt, weil er sowohl praktischer als auch unterhaltsamer ist als der GLA. Die extreme John-Cooper-Works-Auslegung muss einem gefallen, aber auch daran haben wir uns ja bereits gewöhnt.