In ihre neue E-Klasse haben die Schwaben jedoch alles
reingepackt, was sie zu bieten haben. Und das ist einiges, wie der
Vergleich mit Audi A6 und BMW 5er zeigt.
Trotz der Tatsache, dass der 520d schon am längsten auf dem
Markt ist, bringt er mit 1.687 kg am wenigsten auf die Waage. Damit
ist er 54 bzw. 82 Kilo leichter als Audi A6 bzw. Mercedes
E-Klasse.
Dank der um die Mittellage direkter ausgelegten Lenkung wirkt
der 1,8-Tonner handlich und hilft im Grenzbereich mit leichten
Heckschwenks um die Kurve.
Was jedoch überraschte: Der Federungsunterschied zu den
Mitbewerbern fiel nicht so riesig aus wie erwartet. Die
Luftfederung arbeitet zwar souverän, die stattliche Bereifung des
Mercedes egalisiert ihren Komfortvorteil dennoch nahezu.
Der BMW 5er ist nach wie vor der Fahrspaßkönig seiner Klasse. Er
wirkt zackig und lässt sich mit geringen Lenkmanövern präzise durch
engste Kehren scheuchen.
Die Art wie der mit konventionellen Stahlfedern ausgestattete
5er mit dem luftgefederten Mercedes mithält verblüfft. Ein Blick in
die Radhäuser sorgt für Erhellung: Anstelle einer Luftfederung
setzt BMW auf die komfortfördernde und preiswerte Wirkung von viel
Luft im Reifen.
Und was ist mit dem Audi? Der A6 macht ein paar Sachen anders,
setzt als Einziger auf Frontantrieb. Und wer bei Fronttrieblern
noch an kopflastige Untersteurer denkt, hat die Entwicklungen der
letzten Jahre verpennt.
Im Grenzbereich bleibt der A6 nämlich ebenfalls lang neutral und
leicht beherrschbar, zudem lenkt er präzise ein. Um die Mittelllage
wirkt seine Lenkung jedoch synthetisch und nicht so entschlossen,
meldet den Kontakt zur Straße nicht so akribisch zurück wie die
Lenkungen der Konkurrenz.
Dafür geht der A6 trotz riesiger 19-Zoll-Räder ähnlich souverän
über Unebenheiten hinweg wie der basisbereifte BMW, was für die
Qualität der Audi-Luftfederung spricht (1.950 Euro), die gerade auf
kurze Verwerfungen fein anspricht.
Bei den Motoren herrscht nahezu Gleichstand - zumindest auf dem
Datenblatt. Alle drei treten mit Vier-Zylinder-Dieseln mit zwei
Litern Hubraum und Leistungen von 190 bis 194 PS an.
In der E-Klasse hat der neu entwickelte Vierzylinder-Diesel mit
2,0 statt wie bisher 2,1 Litern das helle Nagelgeräusch abgelegt,
passt mit seinem dezenten Klang bestens zum hohen Fahrkomfort.
Zudem sorgt er mit 194 PS für souveränen Durchzug.
Der bereits seit zwei Jahren eingesetzte Baukasten-Diesel (B47)
mit 190 BMW beweist im 5er, dass ein Zweiliter-Vierzylinder selbst
schweren Limousinen zu sportlichem Temperament verhilft.
Der Audi A6 kombiniert seinen kultivierten und drehfreudigen
190-PS-Diesel als Einziger mit einem
Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe statt mit einem Wandler. Die S
tronic schaltet ebenfalls sehr harmonisch und ruckfrei.
Beim Sprint auf 100 km/h nimmt der kräftige Mercedes mit der
Neunstufen-Automatik seinen Konkurrenten 0,5 Sekunden (BMW) und 0,9
Sekunden (Audi) ab. Und auch beim Testverbrauch von 6,8 Litern kann
sich der E 220 d an die Spitze setzen.
Mit 47.124 Euro im Grundpreis ist der Mercedes E 220 d aber auch
preislich an der Spitze. In der getesteten Exclusive-Ausstattung
sind es dann mindestens 51.349 Euro.
Leder, Holz und eine Analoguhr treffen im E-lasse-Cockpit auf
Head-up- Display und zwei riesige Bildschirme. Die zweifarbige
Designo-Ausstattung kostet über 5.000 Euro extra.
Der Controller des Command Online-Systems ist so bereits auch
aus der C- und S-Klasse bekannt und bietet
Interaktionsmöglichkeiten per Touchpad und Dreh-Drück-Regler
Die E-Klasse bildet mit ihrem umfangreichen Angebot an
Assistenzsystemen derzeit die Referenz in dieser Klasse. Dabei kann
sie theoretisch viel mehr, als es der Gesetzgeber erlaubt. Auf der
Autobahn hat sie den Menschen zum Teil schon entbehrlich
gemacht.
Die Stereo-Kameras hinter der Windschutzscheibe fahnden nach
Fahrbahnmarkierungen, anderen Fahrzeugen und Verkehrsschildern.
Auch bei widrigen Bedingungen sehr zuverlässig.
Der BMW 520d liegt preislich im Mittelfeld dieses Vergleichs. Im
Grundpreis kostet der Münchner 45.450 Euro - die getestete Luxury
Line schlägt mit mindestens 49.650 Euro zu Buche.
Das BMW-Cockpit wirkt zwar nicht gerade futuristisch, dafür
klappt die Bedienung der vielen Infotainment-Funktionen auf Anhieb.
Die Verarbeitung ist nicht ganz auf dem Niveau von Mercedes und
Audi.
Mit sorgsam verarbeiteten und hochwertigen Materialien im
Cockpit kann der Audi bei diesem Punkt mit der E-Klasse mithalten.
Beim Infotainment ist der A6 jedoch nicht mehr ganz auf Höhe der
Zeit.
Der kleine, weit hinten sitzende MMI-Regler und die vielen
Zusatztasten wirken im Vergleich zur Konkurrenz – aber auch zu
seinen jüngeren Markenbrüdern A4 oder Q7 – inzwischen veraltet.
Beim Platzangebot liegen alle drei Kandidaten auf einheitlich
hohem Niveau, schlucken über 500 Liter Gepäck und bringen vier
Passagiere äußerst bequem und luftig unter.
Mit 540 Litern hat der Mercedes das größte Ladevolumen.
Ärgerlich: Serie ist lediglich ein 50 Liter großer Kraftstofftank -
ein 66-Liter-Tank kostet 59,50 Euro extra.
BMW bietet beim 5er zwei verschiedene Scheinwerfer-Varianten an.
Unser Testwagen ist mit den serienmäßigen Xenon-Scheinwerfern
ausgestattet. Optional gibt es für 1.990 Euro adaptive
Voll-LED-Scheinwerfer.
Die Oberklasse-Referenz. Alle drei zeigen sich gewohnt stark.
Wegen seiner nicht mehr ganz frischen Elektronik sowie dem
sterileren Fahrgefühl landet der Audi dennoch knapp hinter dem BMW
auf dem letzten Platz.
Dass Assistenz- und Sicherheitsprofi E-Klasse mit großem
Vorsprung gewinnt, sollte Mercedes jedoch nicht zu lange feiern:
Die Nachfolger von A6 und 5er spulen unter Tarnfolie versteckt
schon fleißig Testrunden ab.