
Vernünftig dieselmotorisiert, aber traditionell auf Fahrspaß getrimmt, zählen BMW 1er, Ford Focus, Mini Clubman und Seat Leon zu den vergnüglichsten Kompaktwagen.
Vernünftig dieselmotorisiert, aber traditionell auf Fahrspaß getrimmt, zählen BMW 1er, Ford Focus, Mini Clubman und Seat Leon zu den vergnüglichsten Kompaktwagen.
Alle vier sind 150 PS stark, um die 1,5 Tonnen schwer und sportlicher Natur.
BMW 1er: Innerlich und technisch top, doch nicht so agil wie der Seat.
Bestechend beim BMW: die Kombination aus laufruhigem, antrittsstarkem Diesel (350 Nm ab 1.750/min) und der blitzschnellen sowie geschmeidigen Achtgangautomatik inklusive Schaltpaddel.
Unverändert gut: Sportsitze, Materialqualität, Nutzwert. Unübertroffen gut: die Bedienung via Dreh-Drück-Steller.
Kabelloses Laden im Smartphone-Ablagefach beim BMW.
Im nüchternen Cockpit vermissen wir die wunderbar ablesbaren Rundinstrumente.
Der BMW überzeugt mit Sportsitzen erster Güte samt pneumatischer Lehnenbreitenverstellung.
Der 1er im Komfort-Modus rollt einen Tick zu harsch ab, gibt kurze Wellen zu deutlich weiter.
Der solide Einlegeboden im angemessen großen Kofferraum (380–1 .200 Liter) lässt sich dank zweier Gelenke zusammenklappen sowie fix aufstellen, rumst also nicht gleich wieder runter.
Der BMW schätzt nicht nur tiefe Drehzahlen, sondern dreht gerne bis über 4.000 Touren, fast so, als wäre er ein Turbobenziner.
8,6 Sekunden benötigt der 118d für den 0–100-Sprint. Damit liegt er knapp vor dem Leon und weit vor Focus und Mini Clubman.
Ford Focus: Träger als erwartet und qualitativ nicht ebenbürtig.
Leichtgängig und direkt, setzt die Focus-Lenkung jede Handbewegung sofort um. Nörgler dürften aber anmerken, dass der Ford auf der Geraden zu hibbelig ist, ständig animiert und keine Ruhe gibt.
Störend fällt auf, dass die längsverschiebbare vordere Armauflage in der Mittelkonsole nicht nur knarzt, sondern sich auch nur mit viel Kraft bewegen lässt.
Das umfangreiche Infotainment beim Focus samt inzwischen kleinem Touchscreen ist Serie.
Die Sitzbank im Fond des Focus ist zu kurz geraten. Etwas Feinschliff könnte zudem nicht schaden, zumal der Ford ohnehin mit wenig edlen Stoffen auskommen muss.
Lobenswert dagegen: viel Laderaum, die hohe Zuladung und der gute Federungskomfort sprechen für den günstigen Focus.
Der Focus braucht im Schnitt 6,2 Liter auf 100 Kilometer.
Kultiviert, kräftig (370 Nm) und sparsam (6,3 l), ist der Zweiliter-Vierzylinder ein feiner Motor. Aber den gar nicht mal so schweren Ford bringt er nicht in Schwung.
Ausgerüstet mit dem inzwischen nur noch im ST buchbaren Fahrwerk mit Adaptivdämpfern, nimmt der Focus Straßenschäden konsequent die Spitzen und bewältigt kurze wie lange Wellen fast wogend.
Mini Clubman: Schön verspielt und einzigartig, aber schwach im Handling.
Von wegen Gokart-Feeling, Fahrspaß und grandiose Slalomzeiten. Der charmante Brite lenkt zwar spitz ein, hält aber dann nicht, was er verspricht.
Von Fahrkomfort hält der serienmäßig mit 18-Zoll-Rädern bereifte Sechstürer ebenso wenig. Er hoppelt vielmehr bei jeder Geschwindigkeit, als anständig zu fahren und ansatzweise Ruhe auszustrahlen.
Innen bringt der Clubman alles mit, was Mini-Fans glücklich macht. Die Mini-typischen Toggle-Leisten in Mittelkonsole und Dachhimmel, den runden Monitor mit vielfarbigem Leuchtring und die zu eng geschnittenen Sportsitze.
Vorne bietet der Mini einen Mix aus Kipphebeln ...
... und einfacher Bedienung. Der Dreh-Drück-Steller wird von BMW übernommen.
Die Fondsitzbank beim Mini ist bequem genug für weite Reisen.
Hinter den Split Doors verbirgt sich ein kleiner Kofferraum. Außerdem ist das Schließen nichts für schwache Arme. Elektrisch oder via Fußbewegung geht hier nix. Es gilt, kräftig gegen die Gasdruckfedern anzudrücken.
Den Antrieb beim Mini kennen wir ebenfalls vom 118d. Natürlich überzeugt er ebenso im fünf Zentimeter kürzeren Clubman mit weichen Schaltvorgängen, geringen Emissionen und verlässlichem Schub.
Einen Nachfolger für den Clubman, Minis Angebot in der klassischen Kompaktklasse, wird es mit der Modelloffensive ab Ende 2023 nicht geben.
Seat Leon 2.0 TDI: Für Lust und Laune, gern auch mit etwas mehr Gepäck.
Außen scharfkantig, innen weniger fein, aber selbst als FR-Topmodell preiswert (32.080 Euro), trumpft der Leon hier als talentierter Allrounder auf. Er fühlt sich auf kurvigen Landstraßen richtig wohl. Der Fahrer ebenso.
Die präzise Progressivlenkung und das Fahrwerk mit adaptiven Dämpfern (830 Euro) wissen zu gefallen. Ebenfalls gelungen: die virtuellen Instrumente.
Einziger, aber gravierender Knackpunkt des Spaniers ist seine Bedienphilosophie. Alles, was wichtig ist, läuft über den monumentalen Touchscreen mit farbenfrohen, unbeschrifteten Icons und verzweigten Menüs.
Auch der Leon verfügt über ein kabelloses Ladefach fürs Smartphone.
Vorne wie hinten gibt es reichlich Platz und Sitze mit Seitenhalt.
Normal gehen in den Spanier 380 Liter, mit umgeklappter Rücksitzbank wächst das Kofferraumvolumen auf 1.301 Liter.
LED-Scheinwerfer kosten beim Leon ebenso Aufpreis wie das nicht nur auf den ersten Blick zu verspielte Infotainment.
Der Zweiliter-Diesel treibt den leichten Leon kraftvoll voran, während das Getriebe schnell und passend seine Gänge sortiert.
Der Seat liegt stabil, untersteuert spät, wankt minimal. Schnell gewinnt man so Vertrauen, genießt die zielgenaue Lenkung, ihr Feedback und kurvt schneller und schneller. Genau so wünschen wir uns einen sportlich-sparsamen Kompaktwagen.
Für die flotte Landpartie empfiehlt sich der Leon. Für Glamour der Clubman. Der BMW ist zu stramm, der Ford zu nervös.
Trotz seiner Wisch-und-weg-Bedienung und entsprechend wenig Punkten im Kapitel Bedienung (Touchscreen) gewinnt der Leon den Vergleichstest. Den ersten Platz hat er sich redlich verdient. Mehr Spaß machte hier keiner.