Dank neuem Kompressor, neuem Ladeluftkühler und veränderter
Motorelektronik leistet der 3,5-Liter nun offiziell 406 PS (vorher
350 PS). Auf unserem Leistungsprüfstand drückte der Lotus sogar 417
PS ab.
Der Kopfverdreheffekt und die Außenwirkung im Evora 400 sind
ähnlich groß wie bei einem McLaren. Doch nach der Optik haben wir
bei sport auto noch nie geurteilt und werden es auch in Zukunft
nicht tun.
In einem neu eingerichteten Leichtbau-Labor wurde zudem jedes
Evora-Bauteil während der Entwicklungsphase auf sein Gewicht
überprüft. 42 Kilo soll der Evora 400 weniger wiegen als das
Vorgängermodell.
Während der Schaltstock knackig und problemlos durch die Gassen
wandert, freut es außerdem, dass Lotus sein puristisches
Handschaltgetriebe noch nicht, wie so manch anderer Hersteller, in
Rente geschickt hat.
Das Infotainment-System ist besser geworden, aber es gibt noch
bessere. Insgesamt profitierte die Bedienfreundlichkeit aber
deutlich von der Überarbeitung.
Aus Zündschlüsseldrehen wird Startknopfdrücken - der Evora 400
wird nicht mehr wie sein Vorgänger urklassisch gestartet. Los
geht's! Die Tachonadel auf dem nun besser ablesbaren
Kombi-Instrument schnellt motiviert nach oben.
Ungefilterter Fahrspaß: Der Evora 400 ist kein
perfektionistischer Ideallinienstreber - Letztere mögen vielleicht
schneller sein, aber subjektiv auch einen Tick langweiliger.
Mit zwei Grad Sturz negativ und 38 Minuten Vorspur an der
Hinterachse deute die gemessenen Werte auf eine konservative
Achseinstellung hin. Ein zu agiles Heck sollte vermutlich vermieden
werden.
42 Kilo weniger als sein Vorgänger, soll der 400er wiegen. In
der Realität ist der nahezu voll ausgestattete Testwagen mit 1.445
Kilogramm allerdings sogar etwas schwerer als der letzte
Evora-S-Testwagen (1.432 Kilo).
Im Grenzbereich überzeugt der 2+2 Sitzer mit direktem
Einlenkverhalten. Auf Lastwechsel reagiert er spürbar und will
daher stets unter Last gefahren werden.
Das Gripniveau der Michelin Super-Sport-Reifen ist gut, wenn
auch subjektiv nicht ganz so hoch wie mit den Optionsreifen Pirelli
P Zero Corsa auf dem bisherigen Evora S.
Die ABS Abstimmung ist gelungen. Ähnlich wie in der Exige
verfügt der Evora 400 jetzt über verschiedene ESP-Modi. Für die
schnellstmögliche Rundenzeit muss das ESP aber komplett deaktiviert
werden.
Die Servolenkung des Evora 400 gibt eine präzise Rückmeldung,
speziell vor den engen Kurven ist jedoch etwas Gefühl gefragt.
Hastiges Einlenken kontert der Mittelmotorsportler mit einer
spürbaren Rotation um seine Hochachse und das Heck beginnt zu
drücken.
Wer die richtige Mischung findet, den beglückt der Brite mit
präzisem Einlenkverhalten. Und die Suche nach der richtigen
Dosierung bei diesem mittelmotortypischen, agilen Fahrverhalten
liefert großen Fahrspaß.
Einen Lotus kauft man nicht aus rationalen Gründen. Das hat sich
nach diesem Supertest nicht geändert. Klar gibt es andere, die für
einen ähnlichen Preis "schneller, besser und weiter" können, aber
der Lotus ist dafür anders.
Beeindruckend ist der Drehmomentverlauf des Kompressormotors.
Der Maximalwert von 436 Nm liegt zwar erst bei 6.435/min an, aber
schon ab 2.700/min bis zum Begrenzer stehen stets über 400 Nm zur
Verfügung.
Aston Martin V8 Vantage, der jüngst eingestellte Audi R8 V8 4.2
oder Porsche Cayman S – der Lotus lässt nicht nur Wettbewerber, die
alle hochprofessionelle Testabteilungen am Nürburgring betreiben,
hinter sich, sondern auch seinen legendären Verwandten Lotus Esprit
Sport 350.