
Nanu? Grauer Anzug statt schrilles Punk-Röckchen? Wieso die leisen Töne? Beginnt die nahende Pensionierung abzufärben? Ist der AMG GT vielleicht sogar alt geworden? Bestimmt. Aber dabei wurde er vor allem eines: besser!
Nanu? Grauer Anzug statt schrilles Punk-Röckchen? Wieso die leisen Töne? Beginnt die nahende Pensionierung abzufärben? Ist der AMG GT vielleicht sogar alt geworden? Bestimmt. Aber dabei wurde er vor allem eines: besser!
Von vormals zwei Basis-Modellen bleibt nur eines. Dieses. Es nennt sich schlicht GT, also genau wie die bisherige Einstiegsversion, entspricht inhaltlich aber weitgehend dem GT S.
Die Gene sind nach wie vor vorhanden: V8-Bass, massiver Schub, die perfekte Balance des Transaxle-Prinzips, dazu die hinterachsnahe Sitzposition mit diesem Wahnsinnsblick über die Great Plains des Frontmittelmotors.
Das hibbelige Fahrverhalten gehört der Vergangenheit an. Über die Jahre wurden sämtliche Kennlinien durchgekämmt und frisch aufgebügelt. Außerdem zogen trickreiche Technologien in das Coupé ein – allen voran die Hinterachslenkung.
Der Fortschritt in drei Punkten: Die herausragende Lenkung in Kombination mit hoher Traktion und dem fein arbeitenden ESP.
In Hockenheim werden die Geraden von den beiden Ladern weggepustet, begleitet von barbarischem Gebrüll und den Schaltschlägen des Doppelkupplers.
Der GT war nie die Primaballerina. Seine Performance kommt weiterhin aus der Muskulatur, aus geballter Offensivpower, aus Schusskraft. Unterschied nur, dass man mit alledem nun umgehen kann.
Einziger Stimmungskiller: das Bedienkonzept. Der Drehdrücker ist Geschichte, stattdessen gibt’s nun Touchfelder satt. Eines auf der Mittelkonsole, ...
... zwei weitere auf den Lenkradspeichen. Eingängig? Sagen wir so: Man fuchst sich rein.
Vom Fahrersitz aus wirkt der GT erst mal grobmotorisch: das klobige Lenkrad, die massive Mittelkonsole, der zornig lospolternde V8.
Dazu wiegt das Coupé immerhin 1.678 Kilo. Zierlich ist anders, trotzdem fühlt sich alles exakt so an.
Sogar im strömenden Siff ist die Wirkung dieser Keramikbremsanlage sofort da. Imposant – wie die Bremsperformance insgesamt.
Ganz homogen ist die Truppe aber noch immer nicht. Im positiven Sinn. Eine falsche Gasfußbewegung genügt, und die Querdynamik, die da hinten im Heck gerade mühselig zusammengebastelt wurde, ist komplett über den Haufen gerannt.
Während andernorts über gemeine Vorschriften gejammert wird knurrt, grummelt und brodelt der GT fast wie in jungen Jahren: je nach Modus in Feinherb bis Dunkelbitter und immer mit reichlich Rhythmus-Krokant.
Anfangs haben wir uns lustig gemacht, als der schnuckelige Dreitausendneunhundertnochwas-Kubik-V8 in den Fußstapfen des mächtigen 6,2-Liter-Saugers zu versinken drohte. Inzwischen ist klar: Sein Vorgänger wäre stolz auf ihn.
Beeindruckende Traktion, akkurate Lenkung, zünftiges Fahrwerk. Was für eine Entwicklung! Und mit einer 1.53,7 min kann der GT jetzt sogar der Nachfolgegeneration seines einstigen Visionsziels Paroli bieten.
Bei 124.278 Euro geht’s ab sofort los, damit liegt der GT zwar gut 4.000 Euro über der ursprünglichen 476-PS-Basis, aber eben auch 15.000 Euro unter dem acht PS schwächeren, nun eingestellten S.