Kaum ein anderer Sportwagen vereint die Themen Alltagskomfort
und Rennstreckensport so gelungen wie der Alleskönner aus
Zuffenhausen, dem Porsche 911 Turbo S.
Mit der Generation 991 scheint sich der Porsche 911 Turbo, und
zwar speziell das S-Modell, ein weiteres Ziel auf die Fahne
geschrieben zu haben. Noch nie hat ein 911 Turbo S aus
querdynamischer Sicht so stark zum Rennstreckenprimus 911 GT3
aufgeschlossen wie jener aus der 991-Baureihe.
Platz 12 der schnellsten Supertestkandidaten auf der
Nürburgring-Nordschleife: Der Porsche 911 Turbo S (991.2) hat im
Supertest 3/2018 den Nürburgring in einer Zeit von 7:17 Minuten
umrundet (mit Sportreifen).
Doch nun schlägt der 991.2 Turbo S den 991.2 GT3 auf der
Nordschleife mit einer Zeit von 7:17 min knapp (991.2 GT3: 7:18
min). Damit ist er der schnellste Serien-911. Zumindest bis der GT2
RS kommt.
Bei Porsche kann man bei einem Facelift nämlich darauf
vertrauen, dass es nicht nur optische Retuschen, sondern auch einen
Performance-Gewinnn mit sich bringt.
Verbesserungen gibt es aber vor allem in der Querdynamik: Über
die Tempomarken von 100 und 200 km/h beschleunigt das aktuelle
S-Modell jeweils nur eine Zehntelsekunde schneller als der
Vorgänger im Supertest. Die Höchstgeschwindigkeit steigt um zwölf
auf 330 km/h.
Der Name der Lackierung ist im Supertest Programm: Racinggelb!
Auch der 991.2 Turbo S trägt die Keramikbremsanlage PCCB
serienmäßig. Im Vergleich zum 991.1 Turbo S mit
Dunlop-Sport-Maxx-Bereifung sind die Bremswerte jetzt mit Pirelli P
Zero Corsa N0 noch etwas besser.
Dass die ausgefahrene Gummilippe des Bugspoilers nach den
Nordschleifen-runden leicht deformiert war, ist der Fuchsröhre zu
verdanken. Beim Versuch, die Fuchsröhren-Senke mit Volllast zu
durchfahren, setzte die Frontlippe leicht auf.
Im Vergleich zur ersten 991-Generation tragen jetzt auch die
Turbo-Modelle serienmäßig das GT-Sportlenkrad mit MODE-Schalter,
das es bei den Carrera-Modellen optional gibt.
Während in den Turbo-Modellen der ersten 991-Generation das ESP
nur komplett deaktiviert werden konnte, besteht jetzt die
Möglichkeit, das Stabilitätssystem im sogenannten Sport-Modus zu
bewegen. Für den absoluten Ernstfall ist das bei Porsche PSM
genannte ESP im Hintergrund zwar noch einsatzbereit, doch der
Grenzbereich liegt auch im Sport-Modus sehr hoch.
67 kg Gesamtabtrieb generiert der 991.2 Turbo S bei 200 km/h.
Dank des optionalen Aerodynamikpakets aus der Porsche Exclusive
Manufaktur für 5.355 Euro sind das 7 kg mehr Abtrieb als beim 991.1
Turbo S und ähnliche Abtriebswerte wie beim 991.2 GT3 im
Auslieferungszustand!
Vom 3,8-Liter-Biturbo sieht man nicht viel. Die Leistung des
Sechszylinder-Boxeraggregats stieg im Vergleich zum 991 Turbo S der
ersten Generation um 20 auf 580 PS.
Ab sofort trägt das S-Modell Abgasturbolader mit größerem
Verdichterrad. Der maximale Ladedruck unterscheidet sich zwischen
991.1 Turbo S (1,220 bar) und 991.2 Turbo S (1,227 bar) übrigens
nur geringfügig, da der neue Verdichter vom Wirkungsgrad her
deutlich besser ist.
...Da hat der Fotograf zu früh auf den Auslöser gedrückt. Das
Gewicht des 991.2 Turbo S pendelte sich auf der Radlastwaage bei
1.610,5 Kilogramm ein - macht aufgerundet 1.611 Kilogramm.
Gewichtsverteilung vorne/hinten beträgt ohne Fahrer 39,2/60,8 %.
Erstaunlich sind beim Check eigentlich nur die geringen Sturzwerte
an der Vorderachse von nur 12 Minuten respektive 0,2 Grad negativ.
Vermutlich kann aufgrund der agilitätsfördernden Hinterachslenkung
auf extreme Einstellungen verzichtet werden.
Zurück auf der Rennstrecke, auf der sich der Porsche wohl fühlt:
So sicher, so stabil und so gutmütig wie der traktionsstarke
Allradler Turbo S lässt sich sonst kaum ein Elfer im Grenzgebiet
beherrschen.
So wurde die Momentenverteilung des variablen Allrads optimiert.
Außerdem erhöhte man die Steifigkeit der dynamischen Motorlager in
vertikaler Richtung um rund 20 Prozent. Zudem wurden alle
Fahrwerkssysteme hinsichtlich verbesserter Fahrbarkeit und
Performance neu abgestimmt.
In schnell durchfahrenen Senken oder auf schnell überfahrenen
Kuppen sind auch Wank- und Nickneigungen spürbar, bei denen man
sich ein PASM-Sportfahrwerk mit Tieferlegung wünscht. Leider gibt
es diese auch als Option nicht. Interessant wäre auch ein Turbo S
ohne schweren Allradantrieb, aber so wie er ist, gratulieren wir
jetzt schon: Glückwunsch, lieber 911 Turbo S, du bist das
fünftschnellste jemals von auto motor und sport auf der
Nordschleife gemessene Fahrzeug!