Der Audi TT RS ist ein famoser Sportwagen, solange man sich mit
ihm keiner Rennstrecke nähert. Auf der Nordschleife überzeugt das
Sportcoupé zwar mit agilem Fahrverhalten, fällt aber durch
Bremsprobleme auf.
Nicht nur für den Besuch auf topfebenen Rennstrecken wie dem
Kleinen Kurs von Hockenheim, auch auf der Berg-und-Tal-Bahn
Nordschleife kann problemlos der Dynamic-Modus gewählt werden. Im
Vergleich zum Vorgänger ist das Fahrverhalten des aktuellen Audi TT
RS wesentlich agiler abgestimmt worden. Auf Lastwechsel und beim
Anbremsen reagiert er mit leicht eindrehendem
Eigenlenkverhalten.
Vor allem mit der optionalen Sportbereifung Pirelli P Zero Corsa
lenkt der TT RS sehr präzise ein. Das Schieben über die Vorderachse
konnte dank der neu abgestimmten Allrad-Software auch unter Last
deutlich minimiert werden.
Die sogenannte Progressivlenkung gefällt im Dynamic-Modus auf
der Mutter aller Rennstrecken. Ihre Rückmeldung um die Mittellage
ist nicht zu spitz, aber auch nicht zu stumpf abgestimmt. Doch je
mehr abgebremst werden muss, desto stärker lässt die Bremse
nach.
Fading-Erscheinungen werden von Kurve zu Kurve stärker.
Irgendwann fällt das Bremspedal bis zum Boden durch. Die
Bremsbeläge an der Vorder- und Hinterachse schmelzen komplett
weg.
Bis auf die zweifelsohne nicht unerheblichen
Standfestigkeitsprobleme der optionalen Keramikbremsanlage kann man
dem TT RS auf der Nordschleife nichts vorwerfen.
Der Testwagen mit dem Kennzeichen HN-RS 3053 war zwei Mal auf
dem Kleinen Kurs in Hockenheim bei uns zu Gast, und zwar nachdem
die Bremsprobleme auf der Nordschleife aufgetreten sind und der
Wagen anschließend noch einmal zu Audi Sport zurückgegangen
ist.
Beim ersten Test war die Rundenzeit von 1.11,2 Minuten nach
wenigen Runden im Kasten. Die Bremsanlage zeigte währenddessen
keine Ausfallerscheinungen. Beim zweiten Hockenheim-Besuch
funktionierte die Bremsanlage nur ein bis zwei Runden tadellos,
...
... anschließend wurde auch hier das Bremspedal weich und dann
immer länger. Auch hier zeigte sich dann das Phänomen der
unterschiedlich stark an jedem Rad einsetzenden Verzögerung.
Hauptgrund für die immer wiederkehrenden Probleme ist vermutlich
die unzureichende Belüftung der Bremsanlage. Bitter, da der TT RS,
trotz seiner Kopflastigkeit, ...
Im Vergleich zum TT-RS-Vorgängermodell (bei 200 km/h: 36 kg
Auftrieb Vorderachse; 2 kg Auftrieb Hinterachse) hat sich die
aerodynamische Balance nur minimal verändert.
Im Vergleich zum aktuellen TTS (42 kg/15 kg) konnte aber beim RS
der Auftrieb vor allem an der Hinterachse reduziert werden. Der
Corsa-Sportreifen glänzt zwar mit gutem Gripniveau, ...
Die Werksangabe von 400 PS wurde um ein Prozent verfehlt, das
liegt im Toleranzbereich des Leistungsprüfstands. Bis 3.800/min
liegen 480 Nm an, danach hält sich das Drehmomentplateau bis
6.000/min konstant bei 460 Nm.
Achsgeometrie: Die gemessenen Werte liegen fast komplett im vom
Hersteller vorgeschriebenen Toleranzbereich, einzig die Spurwerte
an der Hinterachse weichen leicht ab.
Die Launch Control funktioniert tadellos, und der TT RS sprintet
mit bärenstarker Traktion vom Fleck. Anders als auf der Rennstrecke
gerät die Bremsanlage bei der Bremsmessung aus 100 und 200 km/h
nicht an ihre Belastungsgrenze.
Die Verzögerung aus 200 km/h auf null ist mit 11,5 m/s² gut.
Warum schafft es Audi Sport im Rennsport, standfeste Siegertypen an
den Start zu bringen, geht aber im Seriensportwagenbau immer wieder
baden?
Der TT RS ist ein toller Alltagssportwagen. Im Alltag
funktioniert die Bremse auch tadellos. Auf der Nordschleife ist das
genaue Gegenteil der Fall. Zu Beginn meiner Nordschleifen-Zeit habe
ich im Touristenverkehr immer wieder mit unterschiedlichen
Mietwagen trainiert, darunter waren so Kracher wie Renault Modus,
Mercedes B-Klasse oder Opel Signum. Alle drei genannten Modelle
haben mehr Nordschleifen-Runden mit einer Bremsanlage überlebt als
der TT RS!